Frage an Gerhard-Walter Schulz von Rüdiger L. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
GutenTag Herr Schulz!
Die Vernichtung von Arbeitsplätzen im produzierenden Bereich(hier spezial Metallbereich) ist in Hannover katastrophal.
Es wird nur noch mit Dienstleistungen Geld verdient.
Die Problematik zieht sich ja auf ganz Deutschland wie ein Spinnennetz über.
In ihrem Bereich Handel ist die das ja ähnlich.
Z.B: Die Einkaufzentrums (Ihme-Zentrum Hannover, Karstadt Garbsen ec.) sind weg. Dazu die Kettenreaktion der kleinen Geschäfte, die in den Zentren dicht machen mußten.
Frage: Wie könnte man das politisch irgendwie stoppen; was würden Sie unternehmen?
Freundliche Grüße,
Rüdiger Lorenz
PS:
Mich haben "Die Linken" in den letzten Jahren mit Argumenten überzeugt.
Daher gab es nach den vielen Jahren für die SPD, jetzt meine zwei Stimmen für "Die Linken".
Sehr geehrter Herr Lorenz,
die Vernichtung von Arbeitsplätzen geht einher mit dem Kaufkraftverlust, bedingt durch den Rückgang der Reallöhne, und Gewinnmaximierung auf dem Rücken der Menschen.
HartzIV, Agenda 2010, Rente mit 67, um nur ein paar Beispiele zu nennen,
haben ihren Anteil dazu beigetragen.
Das ist keine nachhaltige Wirtschaftspolitik, denn was nicht verkauft werden kann, braucht weder produziert noch transportiert zu werden. Der Umsatz im Einzelhandel ist seit Jahren rückläufig. Um das zu kompensieren findet ein massiver Verdrängungswettbewerb statt, der nicht nur dem mittelständischen Einzelhandel die Luft abschnürt und zum Ladensterben führt, sondern auch den Handwerkern, Werkstätten und anderen Dienstleistern.
Dienstleistungen können ebenfalls nur dann verkauft werden, wenn die privaten Kunden das Geld dafür haben.
Um den Kaufkraftverlust zu stoppen sind mehrere Aufgaben zu lösen.
- Wir brauchen einen flächendeckenden Mindestlohn wie es bereits in der Mehrheit der EU-Staaten üblich ist.
Der OECD Vorschlag liegt bei ca. 10 Euro pro Stunde, wir fordern 10 Euro. Den Mindestlohn an die Tarifabschlüsse zu koppeln, wie die CDU es vorschlägt, ist deshalb ein Problem, weil nur noch ca. 30% der Arbeitgeber tarifgebunden sind. Mit 70% müssten also Haustarifverträge abgeschlossen werden, eine schier unmögliche Aufgabe.
- Wir brauchen allgemeinverbindliche Tarifverträge
Die bekommen wir aber nur, wenn mehr als 50% der Beschäftigten gewerkschaftlich organisiert sind. Dann, und nur dann, ist die Tarifflucht wirkungslos und Dumpinglöhne Geschichte.
- Da immer mehr Mitmenschen den Sozialsystemen durch Arbeitsplatzverlust überstellt werden, sind diese nachhaltig zu finanzieren
Weniger Sozialabgaben, wie sie von der Wirtschaft gefordert werden, führen zu weniger Sozialausgaben. Folge wäre wiederum Kaufkraftverlust. Um dem entgegenzuwirken müssen mehr Menschen in die Sozialversicherungen einzahlen, z.B. durch Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze und Ausnahmeregelungen. Vom Einsatz neuer Technologie und damit verbunden weniger Bedarf an menschlicher Arbeitskraft dürfen nicht nur wenige profitieren, deshalb fordern wir eine Wertschöpfungsabgabe.
Aus den Einnahmen können andere Arbeitsplätze finanziert und die Kosten der
Sozialsysteme gesenkt werden.
Fazit:
Wo uns die Individualisierung der Menschen hingebracht hat, erleben wir gerade aktuell. Um aus dem Dilemma heraus zu kommen ist die Umkehr zur Solidarität erforderlich. Die Politik kann unterstützend tätig sein, braucht aber den Rückhalt in der Bevölkerung. Dass ein Teil unserer Forderungen, die ja vor knapp 2 Jahren noch Teufelswerk waren, inzwischen von den anderen Parteien übernommen werden, zeigt dass Die Linke wirkt. Um ein Mehr an sozialem Gleichgewicht zu erreichen benötigen wir die Unterstützung der WählerInnen.
Nette Grüße aus Sehnde
Gerhard-Walter Schulz