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Erol Özkaraca
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Frage von Jason G. •

Frage an Erol Özkaraca von Jason G. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Hr. Özkaraca,

ich habe lange Zeit in einer Grundschule und im dazu gehörigen Hort am Hermannplatz gearbeitet. Meine Frage daher:
Was halten Sie von JüL? Wie wollen Sie die Kinder, mit Sprachlichen Schwierigkeiten, besser Fördern? Denn oft ist es so, dass die Kinder mit schwerwiegenden Lücken in der deutschen Sprache eingeschult werden. So kommt es nicht selten vor, dass die Kinder immer mehr Schwierigkeiten in den verschiedenen Fächern bekommen und dadurch, ebenfalls nicht selten, kaum noch über genügend Motivation zum regelmäßigem Schulbesuch bzw. zum Mitmachen verfügen.
Ich würde mich über eine ehrliche und ausführliche Antwort freuen.

Mit vielen freundlichen Grüßen

Jason Goreiski

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Goreiski,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich entschuldige mich erst einmal dafür, dass ich erst jetzt zu Ihrer Beantwortung komme.

Meine Partei hat JüL aus folgenden Gründen für richtig befunden, weil man folgende Ziele erreichen wollte:

1.) Die Kinder wachsen in eine bestehende Klassengemeinschaft hinein und können sich an älteren Schülern orientieren

2.) Schüler übernehmen leichter bestehende Rituale und vereinbarte Regeln.

3.) Die "Patenkinder" erleben in ihrer Schulzeit den Perspektivwechsel vom Hilfesuchenden zum Helfer

4.) Kinder erleben die Unterschiede in der persönlichen Entwicklung, im eigenen Lernstand und in der eigenen Interessenbildung als normal.

5.) Jahrgangsübergreifende Lerngruppen entsprechen der natürlichen sozialen Umgebung (z. B. in der Familie, im Kindergarten).

6.) Die Unterschiede sollen zum Motor des Lernens und der Gruppe werden.

Wie Sie wissen, bin ich kein Lehrer und kann nur aus der Perspektive und den persönlichen Erfahrungen eines Vaters berichten, da mein Sohn als Schüler selbst am JüL teilgenommen hat.

Ich habe an der Schule meines Sohnes festgestellt, dass viele Lehrer von JüL nicht begeistert waren, bevor sie Erfahrungen sammeln konnten. Auch die Elternschaft war nicht begeistert von JüL. In wie weit eine im Ansatz zunächst einmal richtige Reform, die gewünschten Ergebnisse erreichen kann, wenn die wesentlichen Beteiligten sie ablehnen, wird die Zukunft zeigen, falls dies auch für andere Schulen gilt. Gerne komme ich an Ihre Schule oder zu Ihnen, um mir Ihre Erfahrungen mit JüL anzuhören und Sie mit den Erfahrungen von anderen Schulen und Lehrern zu vergleichen. Für eine abschießende Beurteilung von JüL scheint es mir mangels ausreichender Erprobungszeit und der Bedeutung dieser Reform zu früh.

Das von Ihnen angesprochene Problem, dass Kinder über nicht ausreichende Sprachkompetenzen verfügen, ist mir natürlich bekannt. Ich kann mich an die nunmehr jahrzehntelangen Diskussionen von Pädagogen über den Spracherwerb von Kindern mit Migrationhintergrund (MH) erinnern.

Wie Sie wissen, sind wir alle in der SPD Neukölln davon überzeugt, dass mit dem deutschen Spracherwerb bei Kindern nicht früh genug begonnen werden kann. Dieser Spracherwerb muß im Elternhaus bereits beginnen.

Je später der Spracherwerb erfolgt, desto schwieriger wird es für die Kinder und um so höher muß der Aufwand sein, um den Kindern Deutsch beizubringen. Schwierig ist es, wenn das Elternhaus nicht darauf achtet oder nicht darauf achten kann, das der Spracherwerb frühzeitig und erfolgreich verläuft.

Wie Sie wissen, werden überall durch diverse Träger Integrationkurse angeboten, die Einwanderern bei Spracherwerb unterstützen sollen. Wie werden sehen, wie erfolgreich wir damit auch den Spracherwerb von Eltern unterstützen. Ich werde als Abgeordneter, falls ich gewählt werde, sehr genau darauf achten, wie erfolgreich diese Träger arbeiten und notfalls für Veränderungen eintreten.

Sie wissen, dass wir für eine Kindergartenpflicht eintreten, damit im Kindergarten damit begonnen werden kann, eventuelle Versäumnisse im Elternhaus nachzuholen.

Wir stellen fest, dass viele Kinder mit MH und ohne MH unter den sozialen Verhältnissen im Elternhaus leiden und benachteiligt sind. Wir glauben dem begegnen zu können, indem wir die Schulpflicht konsquenter durchsetzen und wir Ganztagsschulen eingeführt haben und weiter einführen werden, insbesondere in Bezirken wie dem unsrigen.

Gleichzeitig werde ich alle Möglichkeiten wahrnehmen, um den Eltern mit und ohne MH deutlich zu machen, dass es keinen sozialen Aufstieg in unserem Land geben kann, wenn man nicht einmal die deutsche Sprache beherrscht. Sie ist die notwendige Voraussetzung für Bildung. Die beste Mitarbeit leisten Schüler, die Erfolge verspüren. Wir alle sind daher zum erfolg verpflichtet.

Ich weiß, dass die Anstrengungen, die schulischerseits notwendig sind, enorm sind und von mir in jeglicher Hinsicht in Zukunft unterstützt werden. Dazu fordere ich Sie und Ihre Kollegen auf, mit mir in einen dauerhaften DIalog zu treten, damit wir gerade bei diesem Thema zusammenarbeiten und mehr Erfolge erzielen können. Die Zukunft unserer Stadt und unseres Landes wird davon abhängen, unserer Gesellschaft das höchste Bildungs -und Ausbildungsniveau verschaffen zu können, unabhängig von jeglicher sozialer Abkunft.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne auch persönlich zur Verfügung.

Mit freundlichen Gruß

Erol Özkaraca