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Erich Sturm
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Frage von Erich H. •

Frage an Erich Sturm von Erich H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Hallo Herr Sturm,

da immer mehr Männer u. Frauen z. T. mit 40, 50 oder 60 Jahren arbeitslos werden - oder wie z.B. im Diako Krankenhaus (Gröpelingen) immer mehr ältere Krankenschwestern gefragt werden, ob sie auch f r ü h e r (als mit 65 Jahren) ihren Arbeitsvertrag beenden wollen - meine Frage:

Was sollte Ihrer Meinung nach unternommen werden, um die lebensschädliche Situation speziell dieser Menschen - also der Langzeitarbeitslosen über 40 oder 50 Jahren zu verbessern. Das heißt konkret unter anderem wie kann die Einsicht aller am Arbeitsleben Beteiligten wiederhergestellt werden (wie in den 1960er / 1970er Jahren), daß gerade auch ältere Arbeitnehmer mit ihrer Erfahrung und ihrem guten Umgang mit Menschen (Kundenkontakte u. -gespräche) sehr viel zum positiven sozialen Klima unserer Arbeitswelt beitragen....

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Antwort von
dieBasis

Sehr geehrter Herr Hendrischke,

vielen Dank für Ihre Frage. Ende der Neunziger habe ich in einer IT-Firma gearbeitet, die eine klare Personalpolitik hatte. Keinen Mitarbeiter einstellen, der älter als Vierzig ist. Und als ich dann arbeitslos wurde, ist es mir als über Vierzigjährigen nicht gelungen auch nur bei einer einzigen schriftlichen Bewerbung bis zum Vorstellungsgespräch zu kommen. Vielleicht lag es an mangelnder Qualifikation, vielleicht an zu hohen Gehaltsforderungen? Aber aus vielen Gesprächen weiß ich, dass ich kein Einzelfall bin, sondern es war eine Erfahrung, die außer mir eine Menge Menschen erleben mussten oder müssen.
In unserer Gesellschaft leisten immer weniger immer mehr. Und das ist auch so gewollt, weil dann die Renditen steigen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass über eine Maschinensteuer diskutiert wurde, die den Ausfall an sinkenden Sozialabgaben kompensieren sollte. Wie so vieles ist sie nie verwirklicht worden. Während wir in den letzten zehn Jahren sinkende Reallöhne haben, sind die Firmengewinne immens gestiegen, ohne dass in neue Arbeitsplätze investiert wurde. Warum auch, wenn einige wenige es auch schaffen? Und das ist politisch so gewollt (Wenn´s nicht so wäre, könnte man ja was ändern). Solange wir also akzeptieren, dass immer höhere Gewinne erzielt werden ohne einen entsprechenden Sozialausgleich bleibt alles wie es ist. In der privatisierten "Gesundheitsbranche" sind die Renditeerwartungen der Aktionäre 15%! 15% die erarbeitet oder erspart sein wollen. Der Arbeitsdruck und das geforderte Pensum sind oft tatsächlich nur noch von jungen Leuten zu schaffen.
Ich glaube aber nicht, dass wir in eine Arbeitswelt der 60er oder 70er Jahre zurück können.
Deshalb halte ich es für wichtig, dass wir uns mit neuen sozialen Lebensentwürfen beschäftigen, wie z. B. dem "Bedingungslosen Grundeinkommen", um unsere Vorstellung von Arbeit zu überdenken. Kann in einer automatisierten Gesellschaft Lohnarbeit das Kriterium sein, ob man wertvoll ist in der und für die Gesellschaft? Sollte Arbeit nicht eher aus dem Bedürfnis etwas machen zu wollen getan werden anstelle dem Zwang etwas machen zu müssen?
Wollen wir etwas ändern, müssen wir es selber machen. Und dafür brauchen wir freie Informationen, einen transparenten Staat und Mitbestimmungswerkzeuge. Ziele für die sich die Piratenpartei engagiert.

Mit freundlichen Grüßen
Erich Sturm