Frage an Ditmar Staffelt von Marcus B. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr gehrter Herr Staffelt,
bezugnehmend auf die
Frage von Frau Heidemarie Neumann vom 10.04.2008 muss ich feststellen, dass Sie dort lediglich ein Für und Wider hinsichtlich der Einführung einer Ampelregelung thematisieren. Die Frage von Fau Neumann bezieht sich aber auf Ihre eigene Meinung. Auch ich möchte Ihre eigene Meinung in der Diskussion kennenlernen. Wofür stehen Sie ein?
Mit freundlichen Grüßen
Marcus Bozek
Sehr geehrter Herr Bozek,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich habe meine Position zum Thema Nährwertkennzeichnung bereits am 23. April dargelegt. Gerne erläutere ich Ihnen erneut meine Sichtweise, warum ich eine verpflichtende Ampelkennzeichnung befürworte.
Die Nährwertkennzeichnung ist im Übrigen nur ein Aspekt bei der Förderung ausgewogener Ernährung. Sie kann nur innerhalb eines Gesamtkonzepts mit Ernährungsbildung und Bewegungsförderung erfolgreich sein, Übergewicht entgegenzuwirken.
Nach den alarmierenden Ergebnissen der zweiten Nationalen Verzehrstudie müssen wir eine Nährwertkennzeichnung einführen, die für die Verbraucher Transparenz und damit Wahlfreiheit schafft. Die von der Industrie favorisierte freiwillige Kennzeichnung schafft diese Transparenz gerade nicht, die ich für unerlässlich halte. Sie bezieht sich auf willkürliche Portionsgrößen und macht die Produkte nicht unmittelbar vergleichbar. Darüber hinaus verwirrt sie die Konsumenten, indem sie auf die empfohlene Tagszufuhr von 2000 Kilokalorien Bezug nimmt. Der Energiebedarf der Verbraucher variiert jedoch stark nach Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand und Lebensumständen.
Ein einheitlicher Bezugsrahmen von 100g/100ml stellt hingegen eine unmittelbare Vergleichbarkeit zwischen Lebensmitteln einer Produktgruppe her. Die modifizierte Ampelkennzeichnung unterscheidet auf einen Blick solche Produkte, die häufig gegessen werden können, von denen, die nur selten bzw. in kleinen Mengen verzehrt werden sollten. Es ist daher leicht, aus einem größeren Angebot die gesündere Alternative zu wählen. Nur wenn alle zusammengesetzten und verarbeiteten Lebensmittel aller Hersteller gekennzeichnet sind, können Verbraucher wirklich bewusst und in kurzer Zeit auswählen. Gute Informationen sind keine Konsumentenbevormundung.
Die Ampelkennzeichnung in Großbritannien hat einige Hersteller veranlasst, die Zusammensetzung ihrer Produkte so zu verändern, dass weniger rot und mehr grün und gelb auf der Packung erscheint. Diese Entwicklung nützt sogar den Verbrauchern, die auf keinerlei Kennzeichnung achten. Ich setze mich dafür ein, eine solch transparente und damit verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung im nationalen Rahmen und auch auf EU-Ebene möglichst rasch einzuführen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ditmar Staffelt