Auf welcher (wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen) Grundlage distanzieren Sie sich von der DGE und erklären, dass für Menschen aus RLP Alkoholkonsum doch vertretbar ist?
Sehr geehrte Frau Schmitt, im SWR haben Sie gesagt: "Die Konsumwarnungen gehen mir zum Teil aber auch zu weit. Für uns in Rheinland-Pfalz ist Wein definitiv ein Kulturgut und in Maßen ein Genussmittel."
Laut DGE "zeigen die Daten, dass es keine risikofreie Menge für einen unbedenklichen Konsum gibt." Deutschland gehört zum Hochkonsumland von Alkohol und grob geschätzt starben 2024 fast 100.000 am Konsum. Denken Sie, dass die Pfälzer nicht von den Gefahren des Alkohols bedroht sind oder wollen Sie deren Gesundheit zugunsten der Weinwirtschaft opfern? Der Verweis auf die Kultur kann ja nicht das Argument sein, da der Tabakanbau in Rheinland-Pfalz auch einmal bedeutsam war und das Risiko wissenschaftlich belegt ist.
https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/dge-positionspapier-zu-alkohol/
https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/wirtschaftsministerin-schmitt-will-winzern-und-weinbau-mit-massnahmenpaket-2025plus-helfen-100.html

Sehr geehrter Herr R.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht und für Ihre berechtigten Hinweise auf die gesundheitlichen Risiken von Alkoholkonsum. Die Erkenntnisse der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nehme ich ernst – und selbstverständlich sind mir die gesundheitlichen Gefahren, die mit einem übermäßigen Konsum verbunden sind, bewusst.
Gleichzeitig möchte ich deutlich machen, worum es mir in meinen Äußerungen zur aktuellen Situation der Winzerinnen und Winzer ging: In Rheinland-Pfalz hat der Weinbau eine jahrhundertealte Tradition, er ist kulturell tief verwurzelt, prägt unsere Landschaft und trägt erheblich zur regionalen Wertschöpfung – auch im Tourismus – bei. Wein ist daher nicht nur ein landwirtschaftliches Produkt, sondern auch ein Stück Identität und Lebensart vieler Menschen in unserem Bundesland.
Wenn ich sage, dass Wein „in Maßen ein Genussmittel“ ist, so betone ich damit ausdrücklich den maßvollen und bewussten Konsum. Niemand stellt wissenschaftlich belegte Risiken infrage – aber es ist auch richtig, dass die Menschen in Rheinland-Pfalz verantwortungsvoll mit Wein umgehen und ihn als Teil von Geselligkeit und Kultur schätzen können, ohne ihre Gesundheit dadurch zu gefährden.
Ich sehe es zudem positiv, dass zahlreiche Weingüter in Rheinland-Pfalz auf veränderte Verbrauchergewohnheiten reagieren und heute verstärkt hochwertige alkoholärmere oder alkoholfreie Alternativen anbieten. Dies zeigt, dass verantwortungsvolle Genusskultur, Gesundheitsschutz, wirtschaftliche Interessen und die Bewahrung eines wichtigen Kulturguts kein Widerspruch sein müssen, sondern miteinander in Einklang gebracht werden können.
Mir geht es nicht darum, Risiken kleinzureden oder Alkoholkonsum zu verharmlosen – sondern darum, die Eigenverantwortung der Menschen zu respektieren und zugleich den Weinbau als wichtigen Teil unserer Kultur- und Wirtschaftslandschaft zu stärken.
Mit freundlichen Grüßen
Daniela Schmitt