Frage an Daniel Plötz von Thorsten J. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Hallo Thorsten,

das "Du" geht natürlich in Ordnung.

Ähnlich wie Du beobachtete ich die Piraten auch eine ganze Weile länger, als ich Mitglied bin. Einige Dinge fand ich sehr gut, andere gefielen mir noch nicht so. Letzten Endes entschied ich mich einzutreten, um selber politisch mitzugestalten.
Das hielt ich für wesentlich effektiver, als von Außen zu versuchen Einfluss zu nehmen. War für dich die Situation mit Jörg Tauss ausschlaggebend nicht einzutreten?

Kommen wir nun zu deinen Fragen.

1. Jörg Tauss war lange Zeit ein großes Thema bei der Piratenpartei. Wir mussten uns diese Frage oft auf der Straße und auch im Internet stellen lassen. Zu Recht. Ich fand die Entscheidung Herrn Tauss in die Piratenpartei aufzunehmen in Ordnung.
Wir leben in einem Land, in welchem glücklicherweise die Unschuldsvermutung gilt. Im Zweifel also (vorerst) für den Angeklagten. Nach diesem Grundsatz wurde Herr Tauss in die Piratenpartei aufgenommen. Er bot seinen sofortigen Rücktritt an, sobald eine Verhandlung ihn rechtskräftig verurteilen würde.
Herr Tauss wurde zu 15 Monate auf Bewährung wegen "Sich-Verschaffens kinderpornographischer Schriften" verurteilt. Er ist, wie angekündigt, aus der Piratenpartei ausgetreten.
Über das ganze Vorgehen von Herrn Tauss lässt sich durchaus streiten. Alle Gedanken zu dem Vorgehen, den Beweggründen, etc. wären an dieser Stelle reine Spekulation.
Es gibt ein Urteil und Herr Tauss ist nun nicht mehr Mitglied der Piratenpartei. In einem Land mit Unschuldsvermutung wäre es eigentlich Aufgabe der SPD gewesen bis zu diesem Urteil mit einer Vorverurteilung und Distanzierung abzuwarten.
Der Fall Tauss ist nun bereits einige Monate abgeschlossen und wir können uns auch bei Gesprächen auf der Straße und im Internet endlich wieder unseren Themen und Aufgaben widmen.

2. Mein persönlicher Arbeitsschwerpunkt im Wahlkreis und auch Bezirk Atlona sind hauptsächlich die Stadtteil- und Bezirksentwicklung. Viele Dinge aus unserem hamburgweiten Programm lassen sich auch für den Stadtteil bzw. den Bezirk adaptieren.
Zum einen was die Verkehrssituationen und ÖPNV betrifft (Fußgängerzonen, Parkplätze, eventuell shared Space Konzepte), zum anderen aber auch aktuelle Bauvorhaben (A7 Deckel, neuer Stadtteil zwischen Altona Bahnhof und Diebsteich, Wohnungsbau, leerstehende Gewerbeflächen).
Hauptsächlich geht es mir hierbei nicht um Gegenmaßnahmen, oder ähnliches. Ich finde es extrem wichtig, dass diese Vorhaben komplett transparent geplant werden und Bürger einbezogen werden. Hiermit meine ich keine Bürgerbegehren oder Volksentscheide, sondern tatsächliche Diskussion und das Einbeziehen der Bürger in diese Planungen - von Anfang an.

3. Wir haben mit den QR-Codes ganz bewusst auf abgeordnetenwatch verwiesen. Zur Wahl ist dies eine hervorragende Schnittstelle zu interessierten Wählerinnen und Wählern. Unserer Meinung nach die transparenteste ungeschönteste Schnittstelle. Wir hätten natürlich jedem Kandidaten eine tolle werbewirksame Seite einrichten können. Mit schönen Fotos und Imagetext.
Wir haben uns dagegen entschieden, da wir genau diesen Dialog wollen und nicht einfach nur eine geschönte Seite verlinken wollen. Ein weiterer Punkt ist, dass die Wahl sehr überraschend kam. Als verhältnismäßig kleine Partei mussten wir hier Prioriäten setzen. Neben dem Sammeln der Unterschriften für die Wahlzulassung, dem Plakatbau sowie der Aufstellung und sämtlichen Infoständen, als einer Programmaufstellung für Hamburg blieb hier leider tatsächlich zu wenig Zeit, um auch für die Onlineauftritte der Einzelnen Kandidaten zu sorgen :-)

Ich hoffe ich konnte soweit alle Fragen ausführlich genug beantworten. Wenn es noch offene Fragen gibt nur her damit.
Wir würden uns jedenfalls freuen, wenn du ggf. doch mal bei uns vorbeischaust. Vielleicht gefällt es dir ja. Wir sind jeden Dienstag beim Stammtisch anzutreffen. Derzeit immer Dienstag Abend im Haus 73 auf dem Schulterblatt.

Vielen Dank für deine Fragen!

Beste Grüße

Daniel