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Claudia Lücking-Michel
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Frage von Claus B. •

Frage an Claudia Lücking-Michel von Claus B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrte Frau Abgeordnete,

wie beurteilen Sie das Ergebnis der Studie an der amerikanischen Tufts-Universität, die zu dem Ergebnis kommt, dass infolge des TTIP-Abkommens bis zu 600.000 Arbeitsplätze in Europa verloren gehen und das eben nicht Europa, sondern vor allem die U.S.A. von dem TTIP-Abkommen profitieren wird ( http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/10/10/unabhaengige-studie-ttip-vernichtet-arbeitsplaetze-erhoeht-lohndruck/ )?

Was können und was werden Sie als Bundestagsabgeordnete dagegen tun, damit sich diese Befürchtungen nicht bewahrheiten werden?

Viele Grüße,

Claus Blauer

Portrait von Claudia Lücking-Michel
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Blauer,

vielen Dank für Ihre Frage zum Thema TTIP.

Zunächst einmal wäre ich immer vorsichtig mit Meldungen, die die „Deutschen Wirtschafts Nachrichten“ verbreiten. Die Seite ist für ihre antiamerikanische und anti-EU-Haltung, für ihre tendenziösen und reißerischen Berichterstattungen bekannt. Auch Falschmeldungen werden verbreitet. Weitere Informationen hierzu finden Sie z.B. hier: https://www.psiram.com/ge/index.php/Deutsche_Wirtschafts_Nachrichten

Die Befunde der Studie von Capaldo aus dem vergangenen Jahr stehen, wie der Autor selbst schreibt, in krassem Gegensatz zu praktisch allen bisher vorliegenden wissenschaftlichen Studien, etwa des ifo-Instituts, des Center for European Policy Research (CEPR), der Bertelsmann Stiftung und vieler anderer. Auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) kommt in seinem jüngsten Jahresgutachten 2014/15 zu einer insgesamt positiven Bewertung von TTIP. Warum ist das so? Der Autor räumt ein, bei seiner Analyse nur den Handel und die sich aus diesem ergebenden Folgen analysiert zu haben, während der Aspekt der Investitionen, die TTIP ja anregen will, unberücksichtigt geblieben sei. Capaldo benutzt für sein Arbeitspapier ein rein nachfrageorientiertes keynesianisches Modell mit, das nicht wenige Volkswirte als methodisch lange überholt ansehen. So urteilte der Leiter des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft: „Altkeynesianische Modelle ohne Preisflexibilität sind für langfristige Strukturanalysen überhaupt nicht geeignet.“ Das Papier sei „völlig absurd“. Besonders seltsam ist auch, dass das Modell keine Daten für Zölle und Handelskosten enthält, wie Capaldo in einer Fußnote zugibt – schon erstaunlich für eine Simulation einer Handelsliberalisierung.

Alle Schätzungen zu TTIP sind mit Unsicherheiten behaftet. Aber an der Tendenz, dass freier Handel unter dem Strich mehr Wohlstand schafft, würde die große Mehrheit der Ökonomen kaum zweifeln.

Freundlich grüßt Sie

Claudia Lücking-Michel