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Frage von Sölve Dr. K. •

Frage an Christoph Lehmann von Sölve Dr. K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Dr. Lehmann,

auf Ihrer Website lese ich, Sie seien "...von Partei und Mandat unabhängig. Der ideale Anwalt..."

"Unabhängig von Mandat": Das bedeutet wohl in erster Linie
wirtschaftliche Unabhängigkeit. Das will ich gerne glauben, denn Sie betreiben eine Anwaltskanzlei in der City West, dort wollen Miete und Angestellte bezahlt sein. Ihre Einkünfte dürften entsprechend sein, Sie selber und Ihre Familie wollen auch leben. Und genau hier setzt meine Frage an:

Wessen "Anwalt" wollen Sie sein, für den Fall, dass Sie ein Mandat erringen? Engagiertes politisches Handeln ist mit zeitraubender Arbeit verbunden, auch für Sie hat der Tag nur 24 Stunden! Konkret: Erringen Sie ein Mandat im Abgeordetenhaus, so benötigen Sie die Ihnen von dort
zustehenden Bezüge zum Unterhalt, denn Ihre Tätigkeit als Rechtsanwalt werden Sie bei tatsächlicher Einhaltung Ihrer Versprechen nur noch mit erheblicher Einschränkung ausüben können, was ja dann wohl mit Umsatz-
und Einkommenseinbußen verbunden wäre.
Sie wären also tatsächlich in gewisser Weise "abhängig beschäftigt".

Der viel wichtigere Umkehrschluss aber: Wollen Sie weiterhin "unabhängig" bleiben, so müssen Sie als Rechtsanwalt viel Geld verdienen, und das geht dann auf Kosten Ihrer Wähler, deren Interessen
Sie dann nur mit erheblicher zeitlicher und kräftemäßiger
Einschränkung vertreten würden!

Sie gehören der CDU und den ihr angeschlossenen Jugendorganisationen seit langen Jahren an, Sie kandidieren für die CDU: "Irgendwie (un-)
abhängig" - das trifft wohl den tatsächlichen Sachverhalt. Bitte, erklären Sie sich: Wen haben wir vor uns? :

Einen, der es ernst meint oder einen Parteizögling, der hier recht plump nur das Eine im Sinn hat: Werbung für seine Anwaltskanzlei?!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Sölve Knabelstorff

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Dr. Knabelstorff,

um mit der letzten Frage zu beginnen: Werbung für meine Anwaltskanzlei möchte ich mit den Plakaten ganz sicher nicht machen. Der Bereich, in dem meine Kanzlei tätig ist, nämlich Wirtschafts- und Immobilienrecht, lässt sich akquisitorisch nicht auf der Straße erschließen. Die mit einer solchen Kandidatur verbundene öffentliche Zurschaustellung des eigenen Konterfeis empfinde ich persönlich eher als unangenehm, meine Partner in meiner Kanzlei ganz sicher nicht als geschäftsfördernd.

Die Unabhängigkeit von der Partei ist mir in der Tat wichtig. Viel zu viele Menschen, die ich insbesondere aus meiner politischen Jugendarbeit noch kenne, haben beruflich ganz auf die Politik gesetzt. Wird die entsprechende Person bei einer Neuwahl nicht wieder aufgestellt, verliert sie nicht nur ein Mandat, sondern die gesamte berufliche Existenz. Das macht materiell abhängig. Dann ist es schwierig, auch in den eigenen Entscheidungen unabhängig und mutig zu sein.

Wie Sie sicherlich wissen, ist die Tätigkeit als Abgeordneter in Berlin keine Ganztagstätigkeit, sondern bewusst so ausgestaltet, dass sie neben dem Beruf ausgeübt werden kann. Selbstverständlich müsste ich das zeitliche Engagement in meinem Beruf im Falle meiner Wahl einschränken (verbunden natürlich mit entsprechenden Einkommenseinbußen), aufgeben müsste und würde ich meinen Beruf jedoch nicht. Die Diäten würde ich - das habe ich meinen Freunden in der Partei zugesagt - zum großen Teil in die Fortführung meines Bürgerbüros verbunden mit der dafür notwendigen personellen Unterstützung stecken.

Nun werden Sie mir sicher die Frage stellen, weshalb ich überhaupt ein Mandat anstrebe. Die Antwort ist einfach. Ich halte viele Dinge in unserer Stadt für verbesserungsbedürftig, insbesondere übrigens im Bereich Schule und innere Sicherheit. Ich halte es für unzureichend, immer nur zu meckern. Ich möchte meinen Teil an Verantwortung für unser Gemeinwesen übernehmen, um dieses ein wenig in die richtige Richtung zu bewegen. Gerade, wenn man persönlich relativ sorgenfrei leben kann, ist man nach meiner Meinung moralisch gefordert, auch etwas für das Gemeinwesen tun kann, gleichgültig ob ehrenamtlich, karitativ oder eben durch politisches Engagement. Vielleicht halten Sie das für antiquierten Bürgersinn, aber unserer Gesellschaft ginge es sicher besser, wenn es mehr davon gäbe.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Christoph Lehmann