Christoph Klug
FDP
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Frage von Rüdiger S. •

Frage an Christoph Klug von Rüdiger S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Klug,

ich bin über unser Schulsystem entsetzt und da nicht der Einzige. Die Diskussion beherrscht allerdings überwiegend die Frage, wie unsere Kinder lernen sollen. Die Fragen, ob alle Kinder 4 oder 6 Jahre gemeinsam lernen, ob die Ganztagsschule flächendeckend eingeführt werden soll oder die Frage, ob ein Turboabitur Sinn macht oder nicht, sind zweifellos sehr wichtig.
Es wird aber kaum danach gefragt, WAS unsere Kinder lernen. Wenn man sich die Lehrpläne ansieht, wird schnell klar, dass sie überfrachtet sind. Darüber hinaus lassen sie oftmals keine logische Stringenz im Lernstoff erkennen, was vor allem Schüler frustriert. Lehrer sind mit der Situation offenbar auch sehr oft überfordert. Die wachsende Nachfrage zwecks Nachhilfe und vor allem die überfüllten Praxen der Kinder- und Jugendpsychologen geben doch beredtes Zeugnis darüber ab, dass unser Bildungs-/Schulsystem vermurkst ist. Eltern als auch Fachverbänden verwehrt man de facto ein Mitspracherecht. Die Politik überlässt die Umsetzung ihrer Vorgaben oder Ideen der Kultusbürokratie.
Wie gedenken Sie eine Korrektur dieser unerträglichen Situation herbeizuführen oder meinen Sie, dass der derzeitige Kurs der richtige ist? Geben Sie sich wie etwa Herr Pinkwart mit den Angaben des Schulministeriums zufrieden, das unlängst etwa behauptete, die Lehrpläne seien entrümpelt? Es lässt sich leicht das Gegenteil beweisen. Lassen Sie unsere Kinder endlich wieder ohne ideologischen Ballast das lernen, was sie wirklich für ihr weiteres (Berufs-) Leben brauchen!

Freundliche Grüße,

Rüdiger Stritzke

Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Stritzke,

ich bedanke mich für Ihre Frage zur Schulpolitik. Um Ihnen eine fachgerechte Antwort mit Details geben zu können, habe ich mich gründlich mit Ihrer Frage beschäftigt und auch mit der FDP-Landtagsfraktion Rücksprache gehalten. Zu Ihrer Frage:

Es ist nicht richtig, dass die Lehrpläne in den vergangenen Jahren nicht verschlankt und kompetenzorientierter gestaltet worden sind. Um Ihnen einen Überblick zu ermöglichen, füge ich Ihnen den folgenden Link bei. Dort finden sie Beispiele und das Prinzip der Reduktion.
http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Schulpolitik/Schulzeitverkuerzung/Schulzeitverkuerzung1/Verschlankte_Lehrplaene/index.html

Es muss jedoch in diesem Zusammenhang tatsächlich darauf hingewiesen werden, dass die FDP-Landtagsfraktion frühzeitig eine noch weitergehende Verschlankung der Lehrpläne gefordert hat. Auch in das Landtagswahlprogramm ist diese Forderung aufgenommen worden. Dort wird auch noch einmal deutlich, dass die FDP eine noch weiter verbesserte Strukturierung der Ausgestaltung des verkürzten gymnasialen Bildungsgangs wünscht:

"Nordrhein-Westfalen hat als letztes Land die Verkürzung des gymnasialen Bildungsgangs auf acht Jahre vorgenommen ("G8"). Junge Menschen können ihren weiteren Lebensweg nach der Schule jetzt so früh aufnehmen wie in anderen Bundesländern oder im europäischen Ausland. Die Umstellungsphase war und ist vielerorts noch nicht für alle Beteiligten zufrieden stellend abgeschlossen. Dennoch hat sich die weit überwiegende Mehrzahl der Elternpflegschaften für die Beibehaltung des G8 ausgesprochen. Die FDP will das G8 deshalb im bestehenden Modell optimieren: Die Lehrpläne müssen weiter auf den Erwerb von Kompetenzen statt überflüssigem Detailwissen fokussiert, Unterrichtsinhalte gleichmäßiger zwischen Unter-, Mittel- und Oberstufe verteilt werden, um Belastungsspitzen in den unteren Jahrgängen abzubauen. Wir wollen die Erfahrungen in der Gestaltung beispielsweise der Stundenpläne der Gymnasien, an denen die Umstellung besonders frühzeitig gelungen ist, allen Schulen im Sinne von best practise zur Verfügung stellen. Die zehn bis zwölf Ergänzungsstunden der Sekundarstufe I wollen wir für eine Vertiefung des Unterrichtsstoffes und fachliche Hausaufgabenbetreuung anbieten, um die individuelle Förderung zu intensivieren und zugleich die Arbeitsbelastung der Schülerinnen und Schüler zu reduzieren."

Es ist jedoch nicht richtig, dass keine Maßnahmen ergriffen worden sind, um die Verkürzung des gymnasialen Bildungsgangs besser auszugestalten. Hierzu lässt sich folgendes ausführen: Die Verkürzung des gymnasialen Bildungsgangs ist unter Rot-Grün beschlossen worden. Jedoch sind von SPD und Grünen keinerlei Vorbereitungen für die Umsetzung getroffen worden. In den vergangenen Jahren sind unter Regierungsbeteiligung der FDP die Kernlehrpläne deutlich verschlankt und auf Kompetenzerwerb ausgerichtet worden. Ebenfalls wurden Regelungen für die Hausaufgaben sowie für die Mittagspausen getroffen. Darüber hinaus wurde der Pflichtlernstoff in den Schulbüchern markiert und hervorgehoben. Auch hat die Koalition 175 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um u.a. 116 Gymnasien in Ganztagsschulen umzuwandeln, was SPD und Grüne den Gymnasien immer verweigert haben, und um die Übermittagsbetreuung zu sichern und Mensen, Kantinen und Aufenthaltsräume auszubauen. Die Forderungen von SPD und Grünen, an den Schulen zwischen G8 und G9 wählen zu lassen, ist organisatorischer und pädagogischer Unsinn. Es soll in diejenige Schulform Unruhe hineingetragen werden, die SPD und Grüne abschaffen wollen. Auch lehnen die Landeselternschaft an Gymnasien, die Schulleitervereinigungen und der Philologenverband als betroffene Verbände die Ziele von SPD und Grünen ab. Etwa die Markierung von Pflichtstoff in den Schulen war m.E. ein Vorschlag der Landeselternschaft und es hat wiederholt intensive Gespräche mit den Elternvertretern, dem Philologenverband und der Direktorenvereinigung gegeben.

Es hat also eine Verschlankung gegeben, allerdings ist hier noch nicht weit genug verschlankt worden. Die FDP will die Kernlehrpläne noch weiter verschlanken und kompetenzorientierter ausgestalten.

Ich hoffe, dass ich damit Ihre Frage beantworten konnte.

Freundliche Grüße
Christoph Klug