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Frage von Gerhard K. •

Frage an Christian Alkemper von Gerhard K. bezüglich Verkehr

Wieviele Windräder, beispielsweise von der durchschnittlichen Leistungsstärke der in Baden-Württemberg bis 2020 geplanten, werden benötigt, um ein Kohle- oder Gaskraftwerk der Leistung 1000 MW vollständig zu ersetzen?

Ist es überhaupt sinnvoll, Solar- und Windstrom auszubauen ohne entsprechendé Speicherkapazitäten und Leitungsnetze?

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Sehr geehrter Herr Keller,

ich danke Ihnen für Ihre Frage. In Übereinstimmung mit meiner Partei spreche ich mich grundsätzlich für eine Umstellung von endlichen Energieträgern auf generative und regenerative Energiequellen aus. Dazu gehört auch der adäquate Ausbau von Verteilungsnetzen und Energiespeichern. Unser Ziel ist es, die Energiewirtschaft zu einem langfristigen, umweltschonenden, dezentralen und transparenten System umbauen.

Zur Vermeidung von Monopolstellungen, wie wir sie heute im Energiesektor haben, spreche ich mich überdies dafür aus, die Infrastrukturen in Bürgerhand zu geben, wo immer sich dies anbietet. Eine dezentrale Energieerzeugung ermöglicht eine regionale Eigenversorgung sowie übergreifende Verbundlösungen und Synergieeffekte.

Nun zu Ihrer Frage. Betrachten wir zunächst einmal die Effizienz von Kohlekraftwerken. Ein modernes Steinkohlekraftwerk mit 1000 MW Leistung (z. B. Block 9 des Karlsruher Kraftwerks) verbraucht ca. 50 kg Steinkohle, ein ähnlich effizientes Braunkohlekraftwerk sogar 250 kg Kohle - jeweils pro Sekunde! Bei einem Steinkohlekraftwerk sind das sage und schreibe 4250 Tonnen pro Tag. Da sich ein Teil Kohlenstoff (C, Atomgewicht 6) mit jeweils zwei Teilen Sauerstoff (O, Atomgewicht 8) verbindet, werden zudem für jedes Kilogramm hochreine Kohle ca. 3 kg CO2 in die Luft geblasen.

Des Weiteren muss man die Frage stellen, ob es heute noch sinnvoll ist, Kraftwerke zu bauen, die - bei bekannt schwankender Nachfrage (Tag- vs. Nachtverbrauch, Werktags- vs. Sonntags-/Feiertagsverbrauch) - schlecht regelbar sind und somit Leistungskurven ausgleichen können. Immerhin haben konventionelle Kohlekraftwerke eine Kaltstartzeit (d. h. von 0 auf 100 Prozent) von 10 Stunden. (Quelle: von EON in Auftrag gegebene Studie, erhältlich z. B. unter http://www.ier.uni-stuttgart.de/publikationen/pb_pdf/Hundt_HELIANE_Langfassung.pdf , S. 40).

Auch werden die Windkrafttechnologien - ebenso wie andere generative und regenerative Energieformen - fortlaufend verbessert, was eine Beantwortung Ihrer Frage schwierig macht. Wir wissen nun einmal nicht genau, wie effizient diese Arten der Energieerzeugung mittelfristig funktionieren werden - mindestens genauso gut wie jetzt, wahrscheinlich aber besser. Den Speichertechnologien kommt dabei natürlich eine wesentliche Rolle zu, weswegen der Ausbau von Kraftwerkskapazitäten einerseits und optimierten Leitungsnetzen sowie Speichermöglichkeiten andererseits Hand in Hand erfolgen müssen. Man könnte die Kraftwerkskapazitäten auch vorübergehend mit Wasserspeichern in Norwegen unterstützen.

Ich hoffe, Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet zu haben. Für Rückfragen stehe ich selbstverständlich zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Christian Alkemper