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Bärbel Höhn
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Frage von Peter K. •

Frage an Bärbel Höhn von Peter K. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Höhn,

ich bin vor kurzem umgezogen. Da kommt es schon einmal vor, dass es etwas dauert, bis man alle Lampen ausgepackt und aufgehängt hat. In der Zwischenzeit behilft man sich dann mit nackten Glühlampen bzw. Energiesparlampen. Nun habe ich bei der Aufstellung meiner Leuchten festgestellt, dass Lampenschirme etwa 50-70% der Leuchtkraft des Leuchtmittels absorbieren. Mit anderen Worten: Wo eine nackte 20-Watt-Energiesparlampe den Raum ausreichend erhellte, musste ich die zweifache bis dreifache Leuchtkraft einsetzen, um bei beschirmten Lampen die gleiche Raumausleuchtung zu erreichen.

Ich stelle daher fest: Lampenschirme verschwenden Energie. In Zeiten des Klimaschutzes ist das nicht mehr hinnehmbar. Das Glühlampenverbot der EU soll ca. 5% der im Haushalt verbrauchten Energie einsparen. Das ist lange nicht genug. Ich schätze das Potential an eingesparter Energie und damit CO2 durch ein Lampenschirmverbot als mindestens ebenso hoch ein. Das mit Sicherheit zu erwartende Argument derjenigen, die den Ernst der Lage noch nicht erkannt haben - nämlich, Licht sehe mit Lampenschirmen besser aus - hat die EU ja schon bei den Glühbirnen erfolgreich und überzeugend widerlegt. Was halten Sie davon, als weiteren notwendigen Schritt in Richtung eines erfolgreichen Klimaschutzes, den Verkauf folgender Produkte zu verbieten:

- gefärbte Leuchtmittel, die den Großteil der Lichtenergie absorbieren,
- Leuchten mit Schirmen, farbigem Glas und ähnlichen Vorrichtungen, mehr als 20% des vom Leuchtmittel erzeugten Lichts absorbieren.

In diesem Zusammenhang schlage ich auch eine Abwrackprämie für Leuchten vor, die zu viel Licht absorbieren. Die Industrie und die Umwelt wird es freuen, gerade in diesen Zeiten, in denen beide in der Krise stecken. Ich finde, angesichts der dramatischen Lage können wir es nicht mehr dem Bürger überlassen, selbst zu entscheiden, wie er seine Wohnung gestaltet.

Was halten Sie von meinen Vorschlägen?

Mit freundlichen Grüßen

Peter Kanzow, Bonn

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Kanzow,

herzlichen Dank für Ihre Frage und Anregung.

Sie beschreiben zu Recht, dass das Potential von Energieeinsparungen im Haushalt sehr groß ist. Ich finde aber, wir sollten uns nicht allein den Energiesparlampen widmen. Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen, die eine sehr viel höhere Einsparleistung erbringen können. Wir Grünen setzen uns vor allem dafür ein, dass die großen Energieschlucker wie insbesondere die Kühl- und Gefrierschränke oder Wäschetrockner weniger Strom verbrauchen. Dabei ist bei Haushaltsgeräten eine verbraucherfreundliche Kennzeichnung unabdingbar. Wenn beispielsweise ein Gerät mit der Kennzeichnung A gar nicht beste ist, sondern 50% schlechter als das Gerät A++, ist das keine gute Kennzeichnung. Ein solches besseres Gerät kann auch einen Schlag ihren Stromverbrauch um 10% reduzieren!

Wir wollen einen Energiesparfonds auflegen, aus dem der Umstieg zu modernen Anlagen gefördert wird. Außerdem begrüßen wir, dass im Rahmen der sogenannten Öko-Design-Richtlinie der EU europaweite Mindeststandards für Energieeffizienz für alle Haushaltsgeräte eingeführt werden. Wir Grünen setzen uns dafür ein, dass diese Standards alle drei Jahre erhöht werden, um einen Modernisierungsanreiz zu erhalten. Schließlich wollen wir effizientere Standby-Schaltungen, eine bessere Kennzeichnung von Stromverbauch etwa durch intelligente Stromzähler und ermäßigte Steuersätze für Energie-Audits. Es gibt also eine ganze Menge Ansätze, mit denen wir die Verbraucherinnen und Verbraucher selbst in die Lage versetzen, ihren Stromverbrauch zu kontrollieren und zu senken.

Wir sollten zunächst diesen Weg konsequent weiter verfolgen und die Bürgerinnen und Bürger zusätzlich über die Möglichkeiten Strom zu sparen, informieren. Dabei sind auch Energieberatungen, wie sie beispielsweise die Verbraucherzentralen anbieten, sehr hilfreich.

Ich glaube, dass Lampenschirme von einem großen Teil der Bevölkerung als ein sehr wesentlicher Bestandteil ihrer privaten Wohnungsgestaltung angesehen werden. Ein solcher Eingriff in die Privatsphäre muss sehr gut begründet sein. Ein Verbot von Lampenschirmen erscheint mir darum nicht der richtige Weg. Ich will mich in meiner politischen Arbeit darum zunächst vor allem auf die oben genannten Bereiche konzentrieren.

Mit freundlichen Grüßen,

Bärbel Höhn