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Bärbel Höhn
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Frage von Xenofon G. •

Frage an Bärbel Höhn von Xenofon G. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Höhn,

wie erklären Sie die undifferenziert ablehnende Haltung der Grünen zum Thema Kernfusion? Meinen Sie nicht, dass da von den Grünen allergisch auf das Stichwort "Kern" reagiert wird, ohne sich mit dem eigentlichen Thema zu befassen? Wie denken Sie derzeit, wo Meldungen in den Nachrichten kursieren, dass Wissenschaftler "kalte Fusion" beobachtet hätten? Jedoch von der Richtigkeit der Meldung unabhängig: wieso verschließen Sie (besser die Grünen) sich, für mich klar ideologisch getrieben einem Thema, das uns eventuell die endgültige Lösung des Energieproblems liefern könnte?

Mit freundlichen Grüßen,

Xenofon Grigoriadis

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr Herr Grigoriadis,

unsere kritische Haltung zur Kernfusion ist keinesfalls undifferenziert. Die seid 50 Jahren betriebene Kernfusionsforschung ist teuer und bisher ohne Nutzen. Und auch für die nächsten 50 Jahre wird kein Beitrag zur Energiedeckung von ihr erwartet. Dabei haben wir mit den Erneuerbaren Energien bereits eine sichere, nachhaltige und günstige Energiequelle für die Zukunft.

In der Energieforschung flossen in den letzten 50 Jahren fast 90 Prozent aller öffentlichen Forschungsmittel im Rahmen der OECD in die Kernspaltung und Kernfusion. Die Wirkungslosigkeit dieser Forschungsmittel zeigt sich darin, dass heute lediglich 2,5 Prozent der Weltenergienachfrage durch Kernkraft gedeckt wird und null Energie durch die Kernfusion. Trotzdem will die EU die Kernfusionsforschung auch in Zukunft weiter jährlich mit deutlich mehr Geld als für die Erneuerbaren Energien fördern. Allein der Bau von ITER wird circa 5 Milliarden Euro kosten. Dabei wird der ITER nicht einmal die Lösung des Hauptproblems der Kernfusion angehen: die Entwicklung von Materialien für die erste Wand, die immensen Temperaturen und Bestrahlungen ausgesetzt sein wird.

Wir brauchen eine verantwortliche Vergabe und Umgang mit öffentlichen Forschungsmitteln. Gelder für die Kernfusion entsprechen nicht unseren Ansprüchen eines gegenüber den Steuerzahlern verantwortungsvollen Umgangs mit ihren Steuergeldern. Bei den Erneuerbaren Energien wäre dieses Geld weitaus sinnvoller und gewinnbringend für den Klimaschutz und die Energieversorgungssicherheit eingesetzt.

Mit freundlichen Grüßen

Bärbel Höhn