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Bärbel Höhn
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Frage von Keil G. •

Frage an Bärbel Höhn von Keil G. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr geehrte Frau Höhn,

wenn sich die politische Situation in Dt. wieder ändert könnten Sie sich vorstellen, sich dafür stark zu machen, im Gesundheitsministerium ein Ressort - Gesunde Ernährung einzurichten.

Wir sind im Rahmen der Ernährung keine Verbraucher, sondern sollten eher Genießer heißen.

Unsäglich ist die Idee, bei der Ernährung von Verbrauch zu sprechen, es sei denn, man lässt die wahn- witzige Idee zu, Lebensmittel müssen nicht zwagsläufig gegessen werden. Man kann sie auch anders verbrauchen - verheizen oder zum Bauen etc. Ein Auto ist Verbraucher von Benzin und eine Heizung ist Verbraucher von Gas.

Ich möchte Lebensmittel nicht - nur - verbrauchen, sondern genießen können. Ich bin kein Snob - ich bin ganz normaler Bürger. Es gibt aber kein Wort, welches Genießen ersetzen kann - gesund, mit Genuß ernähren - triffts vielleicht am besten.
Ich kann mir vorstellen, wenn Menschen, die in der Lebensmittelbeschaffungsindustie arbeiten, sich jedesmal fragen müssten, kann man mein Produkt nur verbrauchen, oder kann man es auch mit Genuß verspeisen - genießen?

Ressort-Ernährung im Gesundheitsministerium

1. Gesundheit und Ernährung liegen näher zusammen als Ernähren und Verbrauchen.
2. Gesundheitsministerium hat bundesweit Befugnis - nicht nur landesweit wie Fr. Aigner .
3. Verbraucherschutz hätte noch genügend Betätigungfelder im Rahmen von Emmissionschutz, im Rahmen unlauteren Machenschaften, im Rahmen von Kontrolle bezahlbare Energiekosten usw
4. Ressort-Ernährung hätte auch genügen Aufgaben, z.B wirksame Kontrollen und Schutzmaßnahmen für sinnvolle und qualitative Ernährung einführen und abzusichern.
Weiter glaube ich, Tiere sollten ohne sinnvolle Ausnahmengenehmigung lebend nicht weiter als 50 km und Futtermittel nicht weiter als 100 km gefahren werden dürfen. Dies würde die regionenalen Landwirte u. Betriebe stützen und die sinnvolle Zusammengehörigkeiten von Nutztier - Futter erkennen und nachprüfen lassen.

m.f.G.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Günther,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Ihre Ausführung wir sollten von "Genießern" und nicht von "Verbrauchern" reden, gefällt mir sehr. Denn auch ich finde den Begriff "Verbraucher" nicht sonderlich treffend. Ob der Bereich Ernährung allerdings wirklich gut im Gesundheitsministerium aufgehoben ist, wo die Chemie- und Pharmalobby ein und ausgeht, bezweifle ich. Gerade weil ich einiges an unserer Lebensmittelproduktion zu kritisieren habe, gerade weil mir der Einfluss der chemischen Industrie in der Ernährungswirtschaft schon jetzt zu groß ist, würde ich die Zuständigkeit lieber im Landwirtschaftsministerium belassen.

Dass der Bereich Ernährung zusammen mit der Agrarpolitik in einem Haus angesiedelt ist, halte ich also prinzipiell für sinnvoll. Die Land- und Lebensmittelwirtschaft sind eng miteinander verzahnt. Gesunde Lebensmittel müssen produziert werden, so dass zusammen mit der agrarpolitischen Abteilung im Agrarministerium eine ganzheitliche und umfassende Betrachtung unserer Ernährung stattfinden kann und zu rot-grünen Zeiten auch stattgefunden hat. Wir haben damals als Grüne den Verbraucherschutz als Politikfeld überhaupt erst etabliert. Dagegen sind sowohl Schwarz-Rot als auch Schwarz-Gelb in den letzten Jahren mehrmals vor der Lobbyarbeit der Ernährungsindustrie eingeknickt. So wurde zum Beispiel die verbraucherfreundliche Ampelkennzeichnung verhindert.
Der oder die jeweilige Minister/in hat einen maßgeblichen Einfluss auf die politische Schwerpunktsetzung. Entscheidende Impulse hängen deshalb viel mehr von der politischen Hausführung und der Machtverteilung im Kabinett ab als von der Aufteilung der Ministerien. Mit einer starken grünen Regierungsbeteiligung wird es auch immer einen starken Verbraucherschutz bei Ernährungsfragen geben. Denn es bedarf noch vieler struktureller Verbesserungen: zum Beispiel bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln, der Zulassung von Inhaltsstoffen und Zusätzen, den Lebensmittelkontrollen sowie bei der Schulernährung.

Mit freundlichen Grüßen

Bärbel Höhen