Portrait von Astrid Rothe-Beinlich
Astrid Rothe-Beinlich
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Rune R. •

Warum unterstützt ihre Partei keine Kernkraft (Atomspaltung, Kernfusion, kalte Kernfusion). Und welche Ideen hat ihre Partei für Wetter unabhängige erneuerbare Energie.

Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr R.,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Mit der Abschaltung der Atomreaktoren Grohnde, Brokdorf und Gundremmingen zum Ende des letzten Jahres wird aktuell wieder intensiver über Atomkraft diskutiert. Mit der endgültigen Abschaltung der AKW Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen geht die Hälfte der letzten sechs AKW in Deutschland vom Netz. Die letzten drei folgen Ende 2022. Als Partei hatten wir zur Atomkraft schon immer eine sehr klare Haltung: Wir sind gegen Atomkraft, weil sie weder klimafreundlich noch sicher ist. Atomkraft ist eine klimaschädliche Risikotechnologie. Der Uranabbau ist mit stetig steigenden CO2-Emissionen verbunden. Auch der Transport und die Anreicherung von Uran führen zu einem höheren CO2-Ausstoß. Nimmt man noch den Bau und die Instandhaltung der AKW sowie die Endlagerung hinzu, steigt der CO2-Ausstoß weiter. Alte AKW sind außerdem ein Risiko für die Umwelt und für die Menschen. Und weltweit gibt es keine Lösung für den Jahrmillionen strahlenden Atommüll. Der Uranabbau zerstört Landschaften und belastet die Gesundheit der Menschen. Deshalb ist auch weltweit der Anteil der Atomkraft an der Energieerzeugung seit vielen Jahren im rapiden Sinkflug. Atomkraft ist ein Auslaufmodell.

Auch ist Atomkraft längst die teuerste Art der Stromerzeugung geworden. Über das letzte Jahrzehnt sind die Kosten für Strom aus Erneuerbaren stark gesunken: für Solarstrom um 88 Prozent auf 36 EUR pro Megawattstunde, für Windstrom um 69 Prozent auf 35 EUR. Für Atomstrom sind sie dagegen gestiegen – um 23 Prozent auf 128 EUR pro Megawattstunde. Atomstrom ist damit mehr als dreimal so teuer! AKW-Neubauprojekte sind daher weltweit zumeist auf staatliche Unterstützung angewiesen und dauern Jahrzehnte.

Daher ist für uns der Ausbau der erneuerbaren Energien das Kernelement des Klimaschutzes und auch der wirtschaftlichen Modernisierung Deutschlands. Erneuerbare Energien sind die Grundvoraussetzung für eine bezahlbare, saubere und sichere Energieversorgung. Atomkraft und Erneuerbare Energien passen jedoch nicht zusammen. AKW sind unflexibel und träge. AKW sind nicht dazu geeignet, ständig auf und ab geregelt zu werden. Atomstrom verstopft so die Netze und verhindert damit die volle Nutzung von Wind- und Solarenergie. Atomkraft ist auch den Herausforderungen der Klimaveränderung nicht gewachsen: Sie erwärmt die Flüsse und muss bei Hitzewellen gedrosselt werden. Die Antworten auf die Klimakrise sind der Ausbau der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz sowie die Entwicklung von Speichertechnologien.

Mit freundlichen Grüßen Ihre Astrid Rothe-Beinlich

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