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Annette Schavan
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Frage von Matthias J. •

Frage an Annette Schavan von Matthias J. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Dr. Schavan,

Zum Thema Energiewende, synthetiche Kraftstoffe, habe ich in der Süddeutschen Zeitung gelesen, dass die Bundesregierung primär in die Richtung Produktion basierend auf Biomasse setzt. Warum so einseitig?

Warum denkt man nicht darüber nach, die überschüssige Windenergiemengen mit CO2 aus Kohlekraftwerken (und Wasser) zu kombinieren, um bei einem Wirkungsgrad von ca. 60% Methan herzustellen oder eben synthetischen Diesel (GTL) bei einem Wirkungsgrad von ca. 35%?

Die reinen Prozesskosten auf basis von 9 ct pro KWh (Windenergie) führen zu einem Preis von ca. 2,50€ pro Liter. Bei anderer Basis (z.B. direkt Strombörse) nicht einmal die Hälfte.
- In zehn Jahren kostet der Diesel auch so viel.

Auf diesem Wege ließe sich das Speicherproblem ürigen recht elegant lösen, da das Erdgasnetz genutzt werden kann. Die Energieversorger hätten daran wohlmöglich auch interesse, da sie nicht außen vor sind.

Mich würde interessieren, ob dieser Kurs überhaupt diskutiert wird? bzw. warum nicht!

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Jagels

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Jagels,

vielen Dank für Ihre Frage vom 29. Juli 2012.

Die elektrolytische Herstellung von Wasserstoff aus Windkraftanlagen stellt ohne Frage eine wichtige Option hinsichtlich der notwendigen und angestrebten Flexibilisierung des Stromsystems im Zuge der Energiewende dar. Auch die Umwandlung des regenerativ erzeugten Wasserstoffs mit Hilfe von Kohlendioxid in Methan oder Synthetisches Gas beschreibt in diesem Kontext einen möglichen Weg, überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien zu nutzen.

Die Bundesregierung fördert und unterstützt die Erforschung solcher Ansätze. Im Rahmen der Förderinitiative "Energiespeicher" wurden beispielsweise im Jahr 2012 mehrere Projekte zur Wasserstoffherstellung aus regenerativen Energien durch Elektrolyse auf den Weg gebracht, die mit unterschiedlichen Ansätzen (neue Katalysatoren, optimierte Membran-Elektrodeneinheiten usw.) eine Effizienzsteigerung des Gesamtprozesses zum Ziel haben.

Auch bei der Umwandlung von regenerativ gewonnenem Wasserstoff in Methan beteiligen sich mehrere Ressorts an aktuellen Forschungsvorhaben. Beispielsweise betreibt das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) seit 2009 eine 2,5-kW-Pilotanlage zur Speicherung von erneuerbarem Strom als Methan mit einem Gesamtwirkungsgrad (inkl. Rückverstromung) von 16 Prozent. Ein Projekt zum Bau einer zweiten Anlage mit einer Leistung von 250 kW wird seit 2011 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert.

Im Förderkatalog des Bundes können Sie nähere Informationen finden, welche Forschungsvorhaben und Themen in diesem Umfeld durch die Bundesregierung gefördert werden ( http://foerderportal.bund.de/foekat/jsp/StartAction.do ).

Da Wasserstoff und Methan aus heutiger Sicht als gut geeignete Energieträger für eine langfristige Speicherung gelten, mit denen auch ein saisonaler Ausgleich der Wind- und Solarstromproduktion bewerkstelligt werden kann, nehmen die diesbezüglichen Technologien bei den übergeordneten Planungen der Bundesregierung für eine sichere zukünftige Energieversorgung einen hohen Stellenwert ein. Das anhand der o.g. Beispiele aufgezeigte Engagement unterstreicht dies nachdrücklich.

Seien Sie herzlich und mit guten Wünschen gegrüßt.

Ihre Annette Schavan