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Frage von Dorothea H. •

Frage an Annette Groth von Dorothea H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Sehr geehrte Frau Groth,

am 7.September hat der Papst gemeinsam mit gut 70.000 Menschen für Frieden und Versöhnung in Syrien gebetet. Auch Vertreter anderer christlicher Kirchen, des Judentums und des Islams haben daran teilgenommen. Wie erklären Sie sich, dass in unseren Medien so wenig über solche wichtigen Friedensstimmen berichtet wird? Auch die zahlreichen Stimmen aus der Bevölkerung, die sich gegen einen Krieg in Syrien wenden, finden in unseren Medien viel zu wenig Beachtung.

Ich freue mich auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Dorothea Hartung

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau Hartung,

auch ich war sehr beeindruckt von den Bildern vom Petersplatz, auf dem sich so viele - und so viele unterschiedliche - Menschen versammelt hatten, um alle für das Gleiche einzutreten: Frieden und Aussöhnung.

Ich fand es sehr wichtig, dass der Papst so deutliche Worte gefunden hat und es ist von immenser Bedeutung,dass er darin von beeindruckend vielen Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit unterstützt wurde. Der Papst hat von einem „Schrei nach Frieden“ gesprochen und er hat die internationale Gemeinschaft immer wieder aufgerufen, Friedensinitiativen zu ergreifen und alle syrischen Bürgerkriegsparteien an einen Tisch zu bringen.

Das Gebet auf dem Petersplatz und die zeitgleich stattfindenden Zusammenkünfte überall auf der Welt haben vor allem ein ganz deutliches Zeichen gesetzt: es ist notwendig, dass alle gemeinsam gegen den Krieg und für Frieden eintreten. Syrien befindet sich sowohl in einer Spirale der Gewalt zwischen Regierung und Opposition, als auch in einer zwischen unterschiedlichen Konfessionen. Viele dieser Konflikte sind durch die unterschiedlichsten äußeren Mächte geschürt worden, in vielen Fällen überlagern sich auch politische und konfessionell bedingte Differenzen. Diese Entwicklung gerade in einem Land wie Syrien, das für sein friedliches Miteinander der Religionsgemeinschaften bekannt war, ist sehr tragisch. Und darum ist es so wichtig, ein gemeinsames Zeichen zu setzen!

Dass unsere Medien vergleichsweise wenig über das Friedensgebet auf dem Petersplatz und an vielen anderen Orten auf der Welt berichtet haben, merken Sie sehr richtig an. Die meisten Medien haben sich lediglich auf die Kriegsdrohungen der USA und ihrer Verbündeten gegen Syrien konzentriert.Stattdessen wäre es von enormer Bedeutung gewesen, die Stimmen des Friedens ebenfalls stärker zu Wort kommen zu lassen. Das gilt sowohl für das Friedensgebet des Papstes und der fast hunderttausend Beteiligten, als auch für die Friedensbewegung in den unterschiedlichsten Ländern. Z.B. in England und besonders in den USA haben sich viele Bürgerinnen und Bürger ganz entschieden gegen einen Militärschlag gegen Syrien ausgesprochen. Es gab zahlreiche und große Demonstrationen, die amerikanischen Parlamentarier wurden mit Protest-E-Mails überschwemmt.

Es ist traurig, dass in die meisten deutschen Redaktionen immer noch nicht vorgedrungen ist, dass nicht nur Negatives wert ist, berichtet zu werden. Selbstverständlich müssen die Bürgerinnen und Bürger über drohende Kriege ausführlich informiert werden. Aber genauso haben sie ein Recht, zu erfahren, dass es eine Vielzahl von Stimmen gegen den Krieg gibt. In Deutschland (und bei weitem nicht nur in Deutschland) spricht sich eine überwältigende Mehrheit der Menschen gegen einen Militärschlag gegen Syrien aus. Es ist davon auszugehen, dass sie sich für andere Stimmen gegen den Krieg interessieren und durch die Medien darüber informiert werden möchten.

In unseren Medien herrscht immer noch die Kriegsberichterstattung vor. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir endlich mehr Friedensberichterstatter brauchen, um denjenigen Menschen, die sich gegen Krieg und für den Frieden einsetzen, eine Stimme zu geben. Die Logik der meisten Journalisten muss sich endlich ändern du es muss ihnen klarwerden, dass auch diese Stimmen Gehör finden dürfen und müssen!

Nur durch Verhandlungen kann diese schreckliche humanitäre Katastrophe, die sich seit über zwei Jahren in Syrien abspielt und die sich täglich verschlimmert, beendet werden. Nur wenn alle Parteien miteinander sprechen, auch die äußeren Akteure, gibt es eine Chance auf Frieden und hoffentlich auch irgendwann Aussöhnung. Bomben werden mit Sicherheit niemals für Frieden sorgen!

Das Gebet auf dem Petersplatz hat ein wichtiges Zeichen gesetzt und Ansatzpunkte geboten, die auf keinen Fall in Vergessenheitgeraten dürfen. Sie wach zu halten und die Bevölkerung zu informieren ist genauso Aufgabe der Medien wie die Berichterstattung über Kriege und Gewalt!

Mit freundlichen Grüßen

Annette Groth