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Anja Karliczek
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Frage von Michael M. •

Frage an Anja Karliczek von Michael M. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Ministerin Karliczek,
es gibt eine wachsende Kluft in unserer Gesellschaft. Eine zunehmende Zahl Menschen wird abgehängt. Noch überdeckt die derzeit gute konjunkturelle Situation vieles. Die Überwindung dieser Spaltung kann nicht Umverteilung sein. Der Schlüssel für die Lösung dieses gesellschaftlichen Problems liegt m.E. in der Bildung. Hier sollte für alle absolute Chancengleichheit gelten. Tatsache aber ist, dass immer noch Kinder aus sozial schwächeren Familien weniger Chancen im Leben haben, als Akademikerkinder. Einerseits sprechen wir in vielen Bereichen von europäischen Lösungen, andererseits ist bei uns Bildung nach wie vor eine Angelegenheit der Bundesländer. Das System ist anachronistisch und Ressourcen-Verschwendung. Erstes Ziel wäre es, bundesweit alle Schulen auf ein einheitlich hervorragendes Niveau zu bringen, baulich und didaktisch. Dazu sollte es kostenfreie Betreuungsangebote geben. Ob ein Kind in BerlinNeukölln oder in MünchenBogenhausen zur Schule geht darf keinen Unterschied machen. Damit ließe sich zumindest ein Ansatz von Chancengleichheit herstellen.
Diese Investitionen sind allemal besser (und höchstwahrscheinlich auch nicht viel teurer) als die Menschen künftig dauerhaft mit Grundsicherung und Wohngeld zu alimentieren. Das Risiko gesellschaftlicher Spannungen kommt noch dazu und impliziert zusätzliche Kosten für mehr öffentliche Sicherheit. Es ist offenkundig, dass heutige Realschüler das Niveau aufweisen, das vor Jahrzehnten noch in den Hauptschulen zu finden war. Industrie und Handwerk monieren seit Jahren, dass die Ausbildungsfähigkeit von sehnlichst benötigtem Mitarbeiternachwuchs tendenziell abnimmt. Hier gehen dem Staat langfristig Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträge verloren. Wieso fehlt der Politik die Vision und der Mut eine grundsätzliche Reform des Bildungssystems unter den o.g. Aspekten anzugehen?

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Sehr geehrter Herr M.,

vielen Dank für Ihren Beitrag! Sie sprechen ein wichtiges Thema an: Die bisher noch sehr unterschiedlichen Anforderungen an unsere Schülerinnen und Schüler. Diese führen beispielsweise dazu, dass Schulabschlüsse bundesweit unzureichend vergleichbar sind, Schulwechsel in ein anderes Bundesland erschwert werden und Arbeitsgeber nicht von den gleichen Leistungserwartungen bei den jungen Bewerbern ausgehen können. Das alles verringert das Vertrauen in unser Bildungssystem – bei Kindern, Eltern, der Wirtschaft und der Gesellschaft.

Wir haben uns daher zum Ziel gesetzt, mehr Transparenz, Qualität und Vergleichbarkeit für unser Bildungssystem zu schaffen. Dafür wollen wir ein Gremium schaffen, in welchem Bund und Länder gemeinsam zusammenarbeiten, um Lehrziele und -anforderungen auf ein gemeinsames Niveau zu heben - den Nationalen Bildungsrat. Im Nationalen Bildungsrat sollen genau die Themen, die Sie angesprochen haben, diskutiert und gemeinsame Lösungen gefunden werden, ohne die Länder in ihrer Kompetenz für den Bereich Schule zu übergehen – ganz im Gegenteil. Es geht um den gemeinsamen Austausch, dass wir als Vertreter von Bund und Ländern uns gemeinsam an den Tisch setzen und einheitlichere Standards für unsere Schülerinnen und Schüler finden. Das sind zurecht die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an ein modernes und leistungsfähiges Bildungssystem.

Damit Bund und Länder beim Thema Bildung näher zusammenrücken, bin ich aktuell mit meinen Amtskolleginnen und -kollegen der Länder im Gespräch, sodass wir gemeinsam Lösungen für eine gute und moderne Schulpolitik finden. Dabei bleibt Schulpolitik originär in der Kultushoheit der Länder. Das System funktioniert, wenn alle an einem Strang ziehen.

Freundliche Grüße
Anja Karliczek

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