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Frage von Artur B. •

Frage an Alexander Alvaro von Artur B. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Hallo Herr Alvaro
welche Rolle spielt Die EU, insbesondere die EU-Landwirtschaftspolitik, bei dem Entstehen von Hunger und Armut in Entwicklungsländern z.B. in Afrika und Südamerika?

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Bakaev,

vielen Dank für Ihre Frage vom 26. März 2009.

Eines vorneweg: Armut und Unterernährung in Entwicklungsländern bzw. Schwellenländern haben selbstverständlich vielfältigste Ursachen, und die Zusammenhänge zwischen diesen sind ebenfalls vielschichtig. Neben wirtschaftlichen, sozialen sowie innen- und geopolitischen Faktoren zählen dazu zu einem gewissen Teil sicherlich auch internationale Handelsbeziehungen, die zwischen Industrie- und Entwicklungsländern immer noch stark durch den Handel mit Rohstoffen, oft aus agrarischer Produktion, geprägt sind. Aus historischen Abhängigkeitsverhältnissen während der Kolonialzeit erwachsen, sind diese Strukturen gerade bei Agrarerzeugnissen in vielen Fällen noch persistent.

Unzweifelhaft hat die EU-Landwirtschaftspolitik in den vergangenen Jahrzehnten auch in nicht geringem Maße dazu beigetragen, dass diese Strukturen fortbestehen. Selbst wenn der Marktzugang für Produkte aus ehemaligen Kolonien in Afrika und Asien sehr offen gestaltet wurde, hat er nur bedingt dazu geführt, die Landwirtschaft in den Ländern des Südens auf eine trag- und wettbewerbsfähige Grundlage zu stellen. Hindernisse waren weniger Zollbarrieren, sondern vielmehr nichttariffäre Handelshemnisse wie z.B. Produktnormen oder subventionierte Exporte aus Europa oder Nordamerika.

Deshalb sollte das Ziel einer integrierten Entwicklungs- und Agrarpolitik eine leistungsfähigen, modernen Landwirtschaft in den Entwicklungsländern sein. Nur so wird es möglich sein, die - gerade in diesen Ländern - wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Gleichzeitig stehe ich auf dem Standpunkt, dass Handel an sich kein Entwicklungshemmnis darstellt. Im Gegenteil: ein funktionierender Handel schafft Wohlstandsgewinne für alle Seiten, wenn jede ihre jeweiligen Stärken effektiv nutzen kann.

Dies kann aber nur geschehen, wenn Faktoren beseitigt werden, die einen effizienten Handelsaustausch stören. Dazu gehören selbstverständlich auch Exportsubventionen für europäische Agrarprodukte, welche die FDP in jeder Form ablehnt. Gleichzeitig sollte eine moderne Entwicklungspolitik darauf ausgerichtet sein, die Menschen in den Entwicklungsländern dazu zu befähigen, ihre Potentiale so weit wie möglich auszuschöpfen. Dies kann am besten durch effiziente landwirtschaftliche Produktionsverfahren, basierend auf einer leistungsfähigen Agrarforschung, geschehen. Deshalb fordert die FDP auch einen systematischen Wissenstransfer in die am meisten von Hunger und Armut betroffenen Schwellen- und Entwicklungsländer.

Nur eine leistungsfähige Landwirtschaft kann dafür sorgen, dass eine wachsende Bevölkerung im Süden ernährt wird, damit diese Gesellschaften sich weiter entwickeln können. Erst wenn nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung in einer unproduktiven Subsistenzlandwirtschaft arbeitet, haben Bildung und Forschung eine Chance. Und nur eine Wissensgesellschaft kann letztendlich zu einer modernen Zivilgesellschaft führen, in der Chancen und Bürgerrechte gesichert und auch bisher mit weniger Chancen ausgestattetete Bürger wie Frauen und Minderheiten zu einem selbstbestimmten Leben befähigt werden.

Ich hoffe, Ihnen mit diesen Ausführungen weitergeholfen zu haben,

mit freundlichen Grüßen,

Ihr Alexander Alvaro