Spendenflut nach Ampel-Aus

Parteien erhalten Millionen in Rekordzeit

Mehr als zwei Millionen Euro in nur zwei Wochen: Nach dem Bruch der Ampelkoalition verzeichnen die Parteien einen sprunghaften Anstieg von Großspenden. Schon jetzt zeichnet sich ein Rekordjahr ab – auch wegen zwei kleinerer Parteien mit besonders hohen Spenden.

von Martin Reyher, 20.11.2024
Plenum des Deutschen Bundestages

Der bevorstehende Wahlkampf hat vielen Parteien einen Geldsegen beschert. In den zwei Wochen seit dem Bruch der Ampelkoalition am 6. November gingen zehn Großspenden ein – Gesamthöhe: mehr als 2 Millionen Euro.

Laut Parteiengesetz müssen Spenden von mehr als 35.000 Euro „unverzüglich“ bei der Bundestagsverwaltung gemeldet werden. Diese veröffentlicht die Angaben schließlich auf der Website des Bundestags.

1 Million Euro für Volt

Die jüngste Großspende erhielt am vergangenen Freitag (15. November) die Partei Volt. Thadaeus Friedemann Otto, ein Musiker aus Goslar, überwies der Partei eine Million Euro. Er ist Mitglied bei Volt und unterstützte die Partei schon in der Vergangenheit mit hohen Summen. In einer Mitteilung zu der Spende verweist Volt auf den anstehenden Wahlkampf: „Ein entscheidender Teil für den Erfolg unserer Wahlkampagne ist die Finanzierung“. Deswegen freue man sich über die Millionen-Spende.

Die weiteren Großspenden seit dem Ende der Ampelkoalition:

  • die CDU erhielt vier Großspenden in Höhe von insgesamt 610.000 Euro. Das Geld stammt von den Unternehmern Stephan Schambach (Berlin), Andreas Lapp (Stuttgart) und Philipp Graf Schack von Wittenau (Düsseldorf) sowie der Aquila Capital Holding GmbH (Hamburg).
  • die FDP erhielt drei Großspenden in Höhe von insgesamt 290.000 Euro. Das Geld stammt von der Deutsche Vermögensberatung AG (Frankfurt), der Göpel Vermögensverwaltung (Leipzig) und dem Unternehmer Dirk Ahlers (Hamburg).
  • die SPD erhielt eine Großspende in Höhe von 60.000 Euro von der Dr. Theiss Naturwaren GmbH (Homburg). 
  • das BSW erhielt eine Großspende in Höhe von 50.000 Euro von der Horizontwerke GmbH (Freiburg).

Dass die Großspenden in diesem Jahr so hoch ausfallen, liegt vor allem an zwei kleineren Parteien: dem BSW und Volt. Die Hälfte der zehn höchsten Einzelspenden seit Jahresbeginn ging an eine dieser Parteien – darunter alle drei Spenden von einer Million und mehr.

Die zehn höchsten Einzelspenden 2024 (Stand: 20. November 2024):

[Tabelle "Die höchsten Parteispenden 2024". Um die Grafik zu sehen, müssen Sie diese unter Umständen erst über den Schiebeschalter aktivieren.]

Seit Jahresbeginn haben die Parteien rund 12,8 Millionen Euro an Großspenden erhalten. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 waren es nur 3,3 Millionen Euro. Das Jahr mit dem höchsten Aufkommen an Großspenden war bisher das Wahljahr 2021 mit 13 Millionen Euro.

Von den Großspenden im laufenden Jahr profitierte besonders das erst im Januar gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht. Das BSW meldete beim Bundestag 6,4 Millionen Euro – so viel wie die übrigen Parteien zusammen. Mit einigem Abstand folgen CDU (2,9 Millionen Euro) und Volt (1,4 Millionen Euro), 

Die bisherigen Großspenden im Jahr 2024 verteilen sich wie folgt auf die Parteien (Stand: 20. November 2024):

[Tabelle "Großspenden im Jahr 2024 nach Parteien". Um die Grafik zu sehen, müssen Sie diese unter Umständen erst über den Schiebeschalter aktivieren.]

In Deutschland können Unternehmen und Privatpersonen in unbegrenzter Höhe an Parteien spenden. In Frankreich beispielsweise sind Parteispenden von Unternehmen verboten, Privatpersonen dürfen Parteien mit maximal 7.500 Euro pro Jahr unterstützen. 

Strengere Regeln: Mehr Großspenden kommen ans Licht

Die diesjährigen Großspenden sind nur eingeschränkt mit denen der Vorjahre vergleichbar. Grund dafür ist eine Gesetzesverschärfung, die im März 2024 in Kraft getreten ist. Seitdem müssen Spenden von mehr als 35.000 Euro sofort veröffentlicht werden. Bis dahin lag die Veröffentlichungsgrenze bei mehr als 50.000 Euro. Das hat zur Folge, dass nun auch Großspenden sichtbar werden, die vorher nicht sichtbar waren - also alles zwischen 35.000,01 und 50.000 Euro. Wendet man die alte Rechtslage auf das laufende Jahr an, so haben die Parteien rund 11 Millionen Euro an Großspenden von mehr als 50.000 Euro erhalten.
 

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