Frage an Wolfgang Gerhardt von Ewald B. bezüglich Wirtschaft
Werter Herr Dr. Gerhardt,
das Abstimmungsverhalten der FDP-Fraktion im Falle der Griechenlandhilfe
und des EU-Rettungsschirms ist nach meiner Beobachtung ganz besonders
bei traditionellen FDP-Wählern auf großes Unverständnis gestoßen,
um nicht zu sagen auf Unmut.
Viele FDP-Wähler betrachten dies zurecht als einen Verstoß gegen liberale basics. Man soll sich ja nicht immer gleich von jeder Meinungs- oder Wahlumfrage verrückt machen lassen, trotzdem muss man konstatieren, dass die FDP derzeit wirklich sehr, sehr schlecht bei den Bürgern ankommt. Während der ersten Monate der aktuellen Legislaturperiode hatte die FDP schon stark an Zuspruch im Vergleich zur BTW-Wahl verloren, meines Erachtens vor allem bei Neuwählern der FDP. Mag sein, dass der eine oder andere nicht so recht gewusst hatte, warum er die FDP gewählt hatte.
Jüngst lässt nun aber auch die Identifikation der traditionellen FDP-Wähler stark nach, was wohl überwiegend in deren Haltung zu den beiden EU-Hilfen ihre Wurzel hat. Muss sich die FDP-Spitze nicht Sorgen machen, bei den Wählern dauerhaft durchzufallen? Wenn man noch bedenkt, dass ja einige namhafte Politiker anderer Parteien, die dem Geiste der FDP eigentlich sehr nahe stehen, sich im Augenblick, aus verschiedenen Gründen in der eigenen Partei eher zurückgezogen haben bzw. ausgetreten sind, dann könnte dies ja durchaus den Boden für eine neue konservative oder liberale Partei bedeuten. Ich denke da an Oswaldt Metzger, Wolfgang Clement, Herrn Kirchoff oder jüngst Roland Koch.
Ist bei der derzeitigen Bundespolitik nicht zu befürchten, dass sich, wie im linken Lager über kurz oder lang nicht eine Parteien-Alternatiive für enttäuschte Konservative und Liberale bildet? Hat man den Linken jahrelang Vorwürfe gemacht bzw. sie mit Argumenten bekämpft, dass man planwirtschaftliche Eingriffe, zu starke Regulierung der Märkte usw. für schädlich hält, um dann, wenn man selbst an der Regierung ist, Planwirtschaft pur zu betreiben?
Mit freundlichem Gruß