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Sebastian Grässer
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Iris P. •

Wie möchten Sie die Ziele der Grünen in der Klimapolitik praktisch umsetzen?

Sehr geehrter Herr Grässer, leider habe ich bisher kein einziges Wahlplakat von Ihnen gesehen noch in der hiesigen Presse etwas über sie bzw. Veranstaltungen zur Wahl gelesen, kommt da noch was??

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Die Klimapolitik ist vielschichtig. Das Ziel ist klar: Die drohende, massive Erderhitzung abwenden und ihre Auswirkungen möglichst abmildern. Dazu müssen wir den Ausstoß von Klimagasen wie CO2, Methan und Lachgas systematisch verringern. Das betrifft ganz viele Bereiche: Den Verkehr und Gütertransport, die Stromerzeugung, Stahl- und Zementindustrie und die Landwirtschaft. Alle Maßnahmen, die ich gemeinsam mit meiner Partei zum Erhalt unserer Lebensgrundlage umsetzen möchte, würde den Rahmen dieser Antwort sprengen - das entsprechende Kapitel in unserem Parteiprogramm umfasst nicht umsonst vierundvierzig Seiten. Aber ich kann gerne meine Perspektive auf den Weg in die Zukunft darstellen.

Zunächst einmal: Wir müssen dafür sorgen, dass Umwältschäden in die Bilanzen kommen. So lange es preisgünstiger ist, auf Kosten unserer Lebensgrundlage Profite zu machen, werden wir kein nachhaltiges Leben erreichen. Dieses Konzept heißt sozial-ökologische Marktwirtschaft, und beinhaltet unter anderem einen Emissionshandel, der den Ausstoß von Klimagasen teuer macht - mit einer klaren, absehbaren Steigerung, damit sich die Wirtschaft anpassen kann, aber steil genug, um die Erderwärmung auf 1,5°C zu beschränken. Das gilt nicht nur für die Industrie in Deutschland oder Europa, deshalb planen wir hierzu auch ein wirksames Lieferkettengesetz, das Preisdumping durch unmenschliche Löhne oder klimaschädliche Produktion im Ausland verhindert.

Weiterhin gilt es, den Menschen ein klimafreundliches Leben zu ermöglichen. Dazu müssen wir Alternativen zum Leben mit fossilen Brennstoffen schaffen und voran bringen - was die bisherige Regierung zu wenig getan hat, wie das Bundesverfasungsgericht im April urteilte. Regenerativ erzeugter Strom, nachhaltige Baustoffe wie grüner Stahl und neue Mobilitätskonzepte sind dafür notwendig. Ganz klar ist: Erst wenn die Alternativen da sind, können wir Anreize zu deren Nutzung schaffen. Für den Landkreis Karlsruhe bedeutet das: Den ÖPNV ausbauen, Möglichkeiten für Carsharing und Elektromobilität stärken. Durch Breitbandausbau und flächendeckende Mobilfunknetze modernes Leben und Wirtschaften ermöglichen, denn viele klimaschonende Methoden setzen auf Vernetzung und Koordination durchs Internet - dazu fehlt aber mancherorts noch die Basis. Durch den Abbau von bürokratischen Hürden können wir klimafreundliche Technologien wie Wasserstoffproduktion, Kreislaufwirtschaft und Photovoltaik fördern und unsere Chancen als Forschungsstandort nutzen.

Gleichzeitig müssen wir uns auf die bereits unabwendbaren Folgen der Erderhitzung vorbereiten: Unwetter, Dürren, Hochwasser und Hitzewellen werden uns in Zukunft öfter heimsuchen. Deswegen ist essenziell, jetzt schon die richtigen Maßnahmen in die Wege zu leiten, denn hitzefeste Ortsgestaltung, Hochwasserschutz und nachhaltige Waldentwicklung brauchen viel Zeit. Das müssen wir jetzt anpacken, nicht erst wenn die Katastrophe eintritt.