Rosina Rottmann-Börner
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Frage von Gabriela S. •

Frage an Rosina Rottmann-Börner von Gabriela S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Frau Rottmann-Börner,

wo sehen Sie als ehemalige Gymnasiallehrerin Defizite in der Bildung. Und ist für Sie die Digitalisierung des Unterrichts die Lösung?

Antwort von
ÖDP

Sehr geehrte Frau Rottmann-Börner,

wo sehen Sie als ehemalige Gymnasiallehrerin Defizite in der Bildung. Und ist für Sie die Digitalisierung des Unterrichts die Lösung?

Vielen Dank für Ihre Frage.

Ich hoffe meine Antwort stellt Sie zufrieden:

In meiner nahezu 40jährigen Tätigkeit als Gymnasiallehrerin wurden zahlreiche Lehrplan- und Schulbuchreformen durchgeführt. Häufig hatten diese zur Folge, dass für einzelne Fächer (häufig Deutsch) die Unterrichtsstunden gekürzt, im Gegensatz dazu die Lerninhalte erweitert wurden. Folglich blieb meist wenig(er) Zeit zur Vertiefung des vermittelten Stoffes. Dies betraf insbesondere die Unter- und Mittelstufe, also 5. - 8./9. Klasse, also die Altersstufen, in denen sich die Kinder/Jugendlichen in körperlichen wie psychischen Umbruchphasen befinden.
Auch das Fach Sozialkunde wurde im bayerischen Gymnasium jahrzehntelang auf eine Stunde in der 10. Klasse reduziert. Erst in der Kollegstufe (12 und 13) und der Kursphase des achtjährigen Gymnasiums war der Sozialkunde-Unterricht per Wahl - nicht Pflicht - bedeutender. Waren hierin KEINE verantwortlichen politisch informierte/politisch kritische/politisch interessierte ... junge Menschen gewollt?

Statt mancher "Reformen" wären kleinere Klassen und/oder mehr Lehrkräfte sinnvoller und effektiver gewesen. Leider fehl(t)en in einigen Fächern Nachwuchslehrer. Das liegt sicher z.T. an der kurzfristig angesetzten Planung des Kultusministeriums (Zahlen sind länger bekannt), aber auch an der gesunkenen gesellschaftlichen Anerkennung des Lehrberufs.

Bayern ist immer noch das Bundesland, in dem im Vergleich am meisten Geld für Nachhilfe-Unterricht ausgegeben wird. Schulbildung sollte nicht vom Wohlstand der Eltern abhängig sein!

Im Grundschulbereich sollte künftig in jeder Klasse eine zweite pädagogische Kraft eingesetzt sein. Die Digitalisierung bereits im Grundschulalter bringt nachweislich negative Auswirkungen mit sich. Eine analoge Erziehung und Schulbildung in diesen ersten Jahren ermöglicht es den Kindern, ihre Welt im wahrsten Sinne des Wortes zu "erfahren, ertasten, ergehen, erLEBEN ...". Auch 20 Katzenvideos wiegen das echte Streicheln einer lebendigen Katze nicht auf!

Freundliche Grüße

Rosina Rottmann-Börner