Reiner Aulenbacher
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Frage von Bjelka K. •

Frage an Reiner Aulenbacher von Bjelka K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Aulenbacher!

Wie kann eine 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich finanziert werden?

Mit freundlichen Grüßen

Bjelka Kröger

Antwort von
MLPD

Lieber Herr Kröger

Ich setze mich seit Jahren für eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden die Woche, von Montag bis Freitag ein, und zwar bei vollem Lohnausgleich. Genausolange wird mir auch vorgeworfen, das sei doch nicht finanzierbar. Am meisten jammern die Unternehmerverbände, die aber mitten in der jetzigen Weltwirtschaftskrise keinerlei Probleme damit haben, sich mit fast einer Billion Euro aus Steuergeldern zu bedienen, um notleidente Banken und Konzerne zu „retten“.

Mit so einem Betrag könnte man 8 Millionen Arbeiter und Angestellte 3,5 Jahre lang bei 3.000 Euro brutto beschäftigen.

Klar, das bekommt man nicht geschenkt: die 30 Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich müssen wir erkämpfen und zwar auf Kosten der Profite!

Bereits zwischen 2000 und 2008 wurde das Realeinkommen der Beschäftigten in unserem Lande um 11,3 % gesenkt. Ein durchschnittlicher Arbeiter bei Opel erwirtschaftete voriges Jahr einen Umsatz von rund 100 000 Euro pro Monat. In Deutschland arbeitet ein Industriearbeiter zur Zeit 5 Minuten in der Stunde für sich selber, die restliche Arbeitszeit arbeitet er für den Profit der Kapitalisten.

Wie sich sicher selber mitbekommen haben, wurde in den letzten Monaten die Arbeitszeit bereits stark reduziert, sogar weit unter die 30 Stundenwoche. Und zwar durch die Kurzarbeit. Realisiert wurde mit der Kurzarbeit außerdem eine radikale Lohnsenkung. Allein mit über 5 Milliarden Euro wird die Kasse der Agentur für Arbeit von den Monopolen geplündert, und die betroffenen Kolleginnen und Kollegen müssen 2009 rund 3 Milliarden Euro Lohnverlust durch Kurzarbeit hinnehmen. Die Bundesagentur für Arbeit meldet zudem, dass ca. 100 Firmen beim Kurzarbeitergeld betrogen haben - sie ließen ihre Belegschaften länger arbeiten - finanziert durch das Kurzarbeitsgeld.

Als Marxist Leninist stellt sich mir die Frage aber eher umgekehrt, können wir es uns leisten, die 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich *nicht* einzuführen? Bereits jetzt suchen in Deutschland noch 153 000 Jugendliche eine Ausbildungsstelle. Und die, die eine gefunden haben, werden nach der Ausbildung nur noch selten übernommen, während gleichzeitig versucht wird die Arbeitszeit wieder zu erhöhen. Dort wo die 35 Stundenwoche bereits eingeführt war, sollen die Kollegen sogar ohne Lohnausgleich wieder 40 Stunden in der Woche arbeiten.

Lieber Herr Kröger, das ist für die Arbeiterklasse nicht finanzierbar. Neben der 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich setze ich mich auch für eine Herabsetzung des Rentenalters für Männer auf 60 und Frauen auf 55 Jahre ein. Und für einen Mindestlahn von 10 € pro Stunde.

Ein herzliches Glückauf

Reiner Aulenbacher