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Frage von Daniela K. •

Frage an Rainer Wend von Daniela K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Dr. Wend,

die Bundestagswahl steht an und ich kann nicht behaupten aus völliger Überzeugung eine Partei wählen zu können. Gerade für meine Generation (und natürlich die nachfolgenden Generationen) stellt sich die Frage, wie unsere Zukunft aussehen soll. Ich bin 27 Jahre alt und zahle bereits seit meinem 18. Lebensjahr meine Sozialabgaben. Obwohl ich in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis stehe, bleibe ich dennoch vor Themen wie "betriebsbedingte Kündigungen" und "Sozialauswahl" nicht verschont. Was ist, wenn es wirklich soweit kommen sollte, dass ich betriebsbedingt gekündigt werde? Ist es nicht völlig unfair, mit denjenigen gleichgestellt zu werden, die noch nicht einen einzigen Cent eingezahlt haben? Warum ist es nicht möglich, zu differenzieren, wer wie lange gearbeitet hat? Ferner wird mir oft zum Vorwurf gemacht, dass ich "immer noch kein Kind habe". Wie soll das funktionieren? Wovon sollte ich dann leben? Es kann doch nicht sein, dass eine Arbeitslosigkeit oder gar ein Kind den absoluten sozialen Abstieg und somit die vollkommene Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben bedeuten würden. Wie stehen Sie dazu? Wieso wehrt sich Ihre Partei so vehement gegen eine Verbesserung des Hartz-VI-Gesetzes und wo bleiben diejenigen, die gerade am Anfang ihres Berufslebens stehen?

Mit freundlichem Gruß
Daniela Kirsch

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Kirsch,

die Debatte um die Kinderlosigkeit vieler junger Frauen verstehe ich –anders als Sie – nicht als Vorwurf an die Frauen, sondern vielmehr als Aufforderung an die Politik, berufstätige Mütter oder auch Eltern in prekären sozialen Lagen stärker zu unterstützen, so dass Elternschaft eben nicht länger beruflichen Stillstand oder gar sozialen Abstieg bedeuten muss.
Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern und die soziale Situation von Familien mit Kindern zu verbessern, hat die rot-grüne Bundesregierung in der Vergangenheit den Ausbau der Ganztagschulen massiv vorangetrieben und den Anspruch auf Teilzeit gesetzlich verankert. Alleinerziehende erhalten zudem zusätzliche finanzielle Unterstützung durch eine erhöhte Absetzbarkeit von Betreuungskosten. Das Kindergeld ist von 112 auf 154 Euro gestiegen. Das alles ist zweifelsohne längst noch nicht genug. Deshalb will die SPD in den kommenden Jahren die Tagesbetreuung für die unter Dreijährigen ausbauen und gemeinsam mit den Ländern und Gemeinden schrittweise die Gebührenfreiheit der Kindertagesstätten umsetzen. Außerdem soll der Kinderzuschlag weiter entwickelt werden, so dass Kinder auch für Geringverdienende und Alleinerziehende kein Armutsrisiko mehr bedeuten.
Zum Thema der Hartz IV Gesetzgebung: Die Hartz IV Gesetze sind erst zu Beginn 2005 in Kraft getreten. Mit Sicherheit gab es dabei einige Anlaufschwierigkeiten. Eine riesige Behörde wie die Bundesanstalt für Arbeit lässt sich nicht über Nacht reformieren. Ende 2005 soll der Reformprozess innerhalb der Bundesanstalt jedoch abgeschlossen sein. Dann werden hoffentlich Arbeitssuchende und offene Stellen sehr viel schneller zusammengebracht als dies bislang der Fall ist. Für die Menschen, die am Beginn ihres Berufslebens stehen, müssen wir in der Tat noch weitere Angebote schaffen. Unser Ziel ist es, dass kein Mensch unter 25 Jahren länger als drei Monate beschäftigungslos bleibt, sondern dass alle Jugendlichen eine Ausbildung oder Arbeit finden, die ihrer Eignung, Neigung und Leistungsfähigkeit entspricht. Aus diesem Grund haben Bundesregierung und Wirtschaft den „Pakt für Ausbildung“ geschlossen. Im Jahr 2004 sind so 59.500 neue Ausbildungsplätze entstanden. Aufgrund dieses Erfolges soll der „Pakt für Ausbildung“ auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden.
Ganz konkret habe ich zudem in Bielefeld den Verein „Wir werden ausbildungsfähig“ mitbegründet, der junge Menschen weiterqualifizieren soll, um sie so auf eine später folgende Ausbildung vorzubereiten. Um selbst einen kleinen Beitrag zu leisten, ermögliche ich derzeit einer jungen Hauptschulabsolventin ein einjähriges berufsvorbereitendes Praktikum in meinem Büro. Auch stellen sie die Frage, weshalb es bei dem Arbeitslosengeld nicht möglich ist zu differenzieren, wer wie lange gearbeitet hat. Ich halte eine solche Differenzierung gerade angesichts der Erwerbsbiografien vieler Frauen für höchst ungerecht. Frauen, die in ihrer Rolle als Mütter häufig lange Unterbrechungen in ihrer Berufslaufbahn in Kauf nehmen müssen, sollten anschließend nicht noch zusätzlich benachteiligt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Wend