Frage an Rafael Reißer von Michael M. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Reißer,
meine Frau und ich waren heute mal wieder in der Buchhandlung Schroth (Schulstraße) einkaufen und dabei teilte uns deren sympathische Inhaberin mit, dass sie ihren Laden aufgeben würde. Das Weihnachtsgeschäft sei ein Fiasko gewesen, die Leute hätten weniger Geld (unter anderem wegen der Studiengebühren) oder würden bei Thalia einkaufen.
Meine Frau und ich waren den Tränen nicht nur nahe. Kann man denn irgendwas machen, um diesem wunderbaren, mit viel Liebe und Sachkenntnis geführten Darmstädter Geschäft noch eine Chance zu geben? Das würde uns unendlich freuen.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Müller-Möscheid
Hallo Herr Müller-Möscheid,
leider geraten immer mehr kleine und mit viel "Herzblut" betriebene Buchhandlungen in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Grund hierfür ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass die Kunden zunehmend bei den Buchhandelsketten, vor allem aber über das Internet bei Online-Buchhändlern kaufen. Dass die eingeführten Studienbeiträge ursächlich für den Umsatzrückgang bei den kleineren Buchhandlungen sind, glaube ich dagegen nicht. Wir haben das Studienbeitragssystem ausgesprochen sozialverträglich gestaltet. Von daher kann ich mir nicht vorstellen, dass Studenten ausgerechnet bei den Büchern - also gewissermaßen bei ihrem Handwerkszeug - sparen.
Der Staat kann im Grunde nichts tun, um die gegenwärtige Entwicklung bei den Buchhändlern zu stoppen. Nötig wäre vielmehr ein Bewusstseinswandel bei den Kunden. Sie müssten "ihre" Buchhandlung vor Ort wieder für sich entdecken. Sie müssten es wieder stärker honorieren, wenn sich gerade die kleinen Buchhändler bemühen, ein qualitativ hochwertiges Sortiment bereitzuhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Rafael Reißer