Portrait von Ludwig Spaenle
Ludwig Spaenle
CSU
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Ludwig Spaenle zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Max M. •

Frage an Ludwig Spaenle von Max M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Dr. Spaenle,

da das G8 in Bayern auch viele negative Punkte mit sich bringt, habe ich eine Frage an sie, die mich und viele meiner Mitschüler schon zu Diskusionen angeregt hat.
Weil ich in der 8. Klasse eines bayerischen Gymnasiums bin und schon seit 3 Jahren das G8 miterlebe, würde ich gerne wissen, was sich die Politik mit dem achtjährigen Gymnasium erhofft. In meinem Bekanntenkreis wurden schon wurden viele ein Jahr zurückgestuft oder mussten auf die Realschule wechseln. Bei meinen Geschwistern, die alle noch das G9 miterlebt haben war dies nicht der Fall. Denn - und das sagen auch viele Lehrer - durch diesen zusammengedrückten Stundenplan ist es für uns Schüler schwerer, ein Jahr zu überstehen ohne Nachhilfeunterricht in Anspruch zu nehmen. Wieso machen sie es uns dann so schwer?
Und warum wird dann das System beibehalten, wenn immer mehr Schüler und Lehrer dagegen plädieren? Denn ich persönlich kenne niemanden, der sich für das G8 ausspricht.
Dass wir Schüler es schwer haben, scheint gemerkt worden zu sein. Doch Maßnahmen wie eine Pflichtintensivierung helfen meiner Ansicht nach nicht viel weiter. Wenn die Themen im Unterricht zu kurz behandelt werden, besteht auch keine große Chance, dies durch Übungsblätter wieder auszugleichen. Denn da in der Pflichtintensivierung auch oft 2 Jahrgangsstufen in eine Intensivierung zusammen gemischt werden, bleibt relativ wenig Zeit zum erklären.
Ich, und da bin ich nicht alleine dieser Meinung, würde es in Kauf nehmen ein Jahr länger zur Schule zu gehen, aber dafür eine bessere Ausbildung zu bekommen.

Mit freundlichen Grüßen,
Max Meißner

Portrait von Ludwig Spaenle
Antwort von
CSU

Lieber Max,

danke dir für deine E-Mail. Gerne erkläre ich dir, warum wir das achtjährige Gymnasium eingeführt haben und auch dabei bleiben werden. Die Einführung des achtjährigen Gymnasiums - nicht nur in Bayern, sondern deutschlandweit - dient der Verkürzung der Ausbildungszeiten. Viele Hochschulabsolventen in Deutschland sind bereits Ende 20, wenn sie in das Berufsleben übertreten können. Sie stellen dann fest, dass ihre Kollegen, die im Ausland zur Schule bzw. Hochschule gegangen sind, in diesem Alter beruflich bereits etabliert sind. Eine der Ursachen für die kürzeren Ausbildungszeiten in den Nachbarländern ist, dass dort die Schülerinnen und Schüler die Hochschulreife seit jeher bereits nach zwölf Schuljahren erlangen. Da es keinen Grund dafür gibt, dass es die deutschen Schüler und Studenten nicht auch schaffen sollten, früher das Abitur und den Hochschulabschluss zu erreichen, lassen sich die langen Ausbildungszeiten nicht rechtfertigen - nicht nur wegen der damit verbundenen Kosten, sondern auch, weil unsere Hochschulabsolventen dadurch benachteiligt sind. Die Verkürzung der Schulzeit bedeutet nicht, dass du und deine Mitschüler nun schlechter ausgebildet werdet. Denn der bisherige Lehrplan enthält einige Inhalte, die sehr speziell sind und durch den wissenschaftlichen Fortschritt schnell veralten. Solche Kenntnisse müssen ohnehin später im Beruf fortlaufend neu erworben werden (lebenslanges Lernen) und können daher aus dem Schullehrplan gestrichen werden. Die verkürzte Schulausbildung kann und soll sich deshalb auf das überdauernde Grundlagenwissen und die von den Hochschule geforderten Methoden konzentrieren. Wir haben daher das Gymnasium nicht nur verkürzt, sondern zugleich inhaltlich reformiert. Die Schüler werden nun noch gezielter als bisher auf die Anforderungen von Hochschule und Arbeitswelt vorbereitet.

Dass die Schüler durch die Verkürzung nicht überfordert werden, dafür sollen nicht nur der knappere Lehrplan, sondern auch die Intensivierungsstunden sorgen. Nach deinem Empfinden ist der Druck am achtjährigen Gymnasium aber trotzdem sehr hoch. Ich gebe dir Recht, dass die zeitliche Belastung wegen des umfangreicheren Stundenplans etwas höher geworden ist; beim Anforderungsniveau ist das aber nicht der Fall. Dies bestätigt die landesweite Statistik der Wiederholerquoten. Sie sind deutlich niedriger als zu Zeiten des neunjährigen Gymnasiums. Ich sehe daher keine Gründe für die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums. Eine Bundesländer haben das achtjährige Gymnasium bereits seit den neunziger Jahren. Warum sollten die Schüler in Bayern ein Jahr länger die Schulbank drücken müssen?

Alles Gute und die besten Wünsche für deine weitere
Schullaufbahn

gez. Dr. Ludwig Spaenle