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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Thomas de B. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Thomas de B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Ströbele,

laut einem Artikel der FAZ, die sich auf Quellen der Bundesagentur und des Institutes für Arbeitsmarkt und Berufsforschung beruft, ist ein Alter ab 50 Jahre ein großeres Hemmnis eine Arbeit zu finden als Nichtbeherrschung der deutschen Sprache oder eine Schwerbehinderung. Eine Aussage, die ich durch Erfahrungen in meinem Bekanntenkreis nur bestätigen kann.

Die Wirtschaft bietet über 50-jährigen nach einem Verlust des Arbeitsplatzes kaum eine Möglichkeit ohne Hartz-4 Bezug und damit auf Kosten der Allgemeinheit zu überleben - besteht aber auf ein Renteneintrittsalter ab 67 oder höher.

Vor dem Hintergrund, daß eine immer größere Anzahl der geburtenstarken Jahrgänge die Altersgrenze 50 überschreitet, ist eine Lösung der Alterdiskriminierung am Arbeitsmarkt ein nicht unbedeutendes politisches Thema.

Meine Frage an Sie ist:
Wie will Ihre Partei diesen Mißstand beheben und die Wirtschaft veranlassen, über 50-jährigen Arbeitsplätze zu bieten?

Mit freundlichen Grüßen
Thomas de Buhr

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr de Buhr.

Wie ich soeben auf die Frage von Herrn M. bei abgeordnetenwatch geantwortet hatte, ist mir bekannt, daß gerade Menschen in Deutschland, die über fünfzig Jahre alt sind, nur schwer einen Arbeitsplatz finden. In Zuschriften und in meinen Sprechstunden werden immer wieder solche schmerzlichen Erfahrungen und Schicksale an mich herangetragen.
Häufig stehe auch ich dann vor der Situation, nicht helfen zu können.
Es gibt ein Antidiskriminierungsverbot wegen des Alters, aber das hilft in der Regel nur wenig, weil Arbeitgeber die Ablehnung der Bewerbung älterer Menschen, wenn überhaupt, dann nicht mit deren Alter begründen.
Mir ist bekannt, daß Arbeitsagenturen gerade die Anstellung von solchen Bewerbern fördern. Aber häufig nur unzulänglich. Deshalb wollen wir Anreize für Förderung und Anstellung schaffen. Ob sich genügend Arbeitgeber dadurch umstimmen lassen, bleibt allerdings fraglich.

Da ich selbst mit den Problemen des Arbeitsmarktes im Parlament nicht befaßt bin, werde ich bei den Fachkollegen nachfragen, welche weiteren Förderungsmöglichkeiten die Grünen vorschlagen. Ich jedenfalls sehe die Einführung einer Rente mit 67 sehr kritisch und kontraproduktiv, weil nicht einmal genügend Arbeitsplätze für Menschen zwischen 50 und 65 zur Verfügung stehen.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele