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Ernst-Ingolf Angermann
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Frage von Wolfgang Z. •

Frage an Ernst-Ingolf Angermann von Wolfgang Z. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Angermann,
laut zweier als Link beigefügten Artikeln ( http://woelfeindeutschland.de/ende-der-willkommenskultur/ sowie http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/CDU-fordert-Obergrenze-fuer-Zahl-der-Woelfe-in-Niedersachsen ) setzen Sie sich angeblich dafür ein, "Abschusszahlen" oder "Zahlenobergrenzen" für Wölfe zu fordern.
Bitte beantworten Sie mir hierzu folgende Fragen:
1. Ist diese Behauptung in diesen Artikeln richtig?
Falls ja:
2. Glauben Sie, mit dieser Forderung eher den Interessen des Umweltschutzes oder denen der Landwirte zu entsprechen? (Sie sind ja laut eigener homepage Mitglied im Umweltausschuss sowie im Arbeitskreis für Landwirtschaft)
3. Haben Sie bezüglich der Wölfe eine Kosten-Nutzen-Analyse vorgenommen (z.B. Schäden in der Landwirtschaft vs. Nutzen für den Tourismus oder z.B. Vorteile vs. Nachteile in der ökologischen Nutzung der Waldflächen Niedersachsens)?
4. Wie sehen Sie Ihre Rolle als Mitglied im Umweltausschuss sowie im Arbeitskreis für Landwirtschaft? Z.B. eher als Vertreter der Interessen der Landwirte oder als politischer Gestalter, um z.B. Landwirtschaft mit anderen Themenbereichen wie Umweltschutz zu verbinden?
5. Warum kommen Sie auf die Idee, die Ausbreitung von Wölfen begrenzen zu müssen? Sind Ihnen Todesfälle von Menschen auf Kosten von Wölfen bekannt, die ich nicht kenne?
6. Wie hoch beziffert sich die jährliche Schadenssumme von durch Wölfen begangenen Übergriffe auf Weidevieh?
7. Wie hoch sind im Schnitt die notwendigen Aufwendungen eines Nutzviehhalters zur Gefahrenabwehr?
8. Wie hoch ist die staatliche Subventionierung für Nutzviehhalter zur Gefahrenabwehr?
9. Wie viele Betriebe (und wie viele Beschäftigte) sind zur Zeit wirtschaftlich gefährdet aufgrund der Bedrohung durch Wolfsrudel?

Ich freue mich auf Ihre Antworten.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Zick

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Zick,
ich danke Ihnen für die gestellte Anfrage auf meinem Profil auf abgeordnetenwatch.de und das damit verbundene Interesse an dem Thema „Wolf“. Bereits seit den ersten Wolfsübergriffen auf Nutztiere in Niedersachsen im Jahr 2013 behandele ich diese Thematik stellvertretend für die CDU-Landtagsfraktion. Dabei setze ich mich für eine intensivierte Öffentlichkeitsarbeit, verstärkte Überwachung der einzelnen Rudel und unbürokratische Hilfe für die Nutztierhalter bei Präventionsmaßnahmen und Wolfsrissen ein. Um die in Zukunft weiter steigende Wolfspopulation vorausschauend managen zu können und die Akzeptanz für das Wildtier zu fördern, hat die CDU-Landtagsfraktion kürzlich einen 7-Punkte-Plan in den Landtag eingebracht, auf die sich die von Ihnen genannten Quellen beziehen.

Gerne möchte ich Ihnen nun Ihre Fragen beantworten:

1. Ist diese Behauptung in diesen Artikeln richtig?
Ja.

2. Glauben Sie, mit dieser Forderung eher den Interessen des Umweltschutzes oder denen der Landwirte zu entsprechen? (Sie sind ja laut eigener Homepage Mitglied im Umweltausschuss sowie im Arbeitskreis für Landwirtschaft)
Beidem, denn es muss abgewogen werden zwischen nötigen Umwelt- und Artenschutz und landwirtschaftlichen Interessen.

3. Haben Sie bezüglich der Wölfe eine Kosten-Nutzen-Analyse vorgenommen (z.B. Schäden in der Landwirtschaft vs. Nutzen für den Tourismus oder z.B. Vorteile vs. Nachteile in der ökologischen Nutzung der Waldflächen Niedersachsens)?
Es wurde keine Kosten-Nutzen-Analyse vorgenommen, da für die einzelnen Aspekte keine belastbaren Werte vorliegen. Doch allein die wolfssichere Einzäunung ALLER Weideflächen in Niedersachsen würde sich mindestens im dreistelligen Millionenbereich bewegen, wobei viele Flächen (z. B. Deiche) gar nicht wolfssicher eingezäunt werden können. Dabei bleibt außerdem zu bedenken, dass unsere Landschaften dann durch Zäune zerschnitten wären und die Nutzung für andere Wildtiere äußerst eingeschränkt würde.

4. Wie sehen Sie Ihre Rolle als Mitglied im Umweltausschuss sowie im Arbeitskreis für Landwirtschaft? Z.B. eher als Vertreter der Interessen der Landwirte oder als politischer Gestalter, um z.B. Landwirtschaft mit anderen Themenbereichen wie Umweltschutz zu verbinden?
Landwirtschaft und Umwelt(-schutz)-themen stehen sich nicht zwangsläufiges konträr gegenüber. Da ich praktische Einblicke in beide Themenkomplexe vorweisen kann, versuche ich bei meiner Arbeit im Landtag ausgewogene Kompromisse für beide Bereiche zu erzielen.

5. Warum kommen Sie auf die Idee, die Ausbreitung von Wölfen begrenzen zu müssen? Sind Ihnen Todesfälle von Menschen auf Kosten von Wölfen bekannt, die ich nicht kenne?
Ich bin der Ansicht, dass es Übergriffe von Wölfen auf Menschen in Deutschland vorbeugend zu vermeiden gilt. Es gibt hinreichende Untersuchungen von solchen Übergriffen. Allseits anerkannt ist die NINA-Studie „The fear of wolves: A review of wolf attacks on humans“ aus dem Jahr 2002. Dass es - glücklicherweise - noch keine Fälle aus dem 20. Jahrhundert gibt, liegt vor allem daran, dass der Wolf in Europa ausgerottet war und er erst seit dem Fall der innerdeutschen Grenze langsam wieder in unsere Region zurückkehrt.
Eine Begrenzung der Wolfspopulation ist meiner Meinung nach unerlässlich, da wir in einer Kulturlandschaft leben, die wir Menschen geschaffen haben und intensiv nutzen. Bei unkontrolliertem Wachstum der Wolfspopulation und einer Wachstumsrate von 30 % pro Jahr ist es absehbar, dass sich die Rudel immer mehr in unsere Lebensbereiche drängen. Daher ist eine Gewöhnung an den Menschen möglich und auch die Wahrscheinlichkeit von Übergriffen steigt. Dies gilt es schon vorausschauend zu unterbinden, um die Akzeptanz für den Wolf zu fördern.

6. Wie hoch beziffert sich die jährliche Schadenssumme von durch Wölfen begangenen Übergriffe auf Weidevieh?
Allein an geleisteten Billigkeitsleistungen für die vergangenen beiden Jahre ist ein Schaden von 45.321€ entschädigt wurden (Bewilligte und ausgezahlte Billigkeitsleistungen in 2015: 23 105,36 Euro; bisher bewilligte Billigkeitsleistungen in 2016: 22 215,68 Euro). Da die tatsächlichen Werte der gerissenen Tiere teilweise deutlich über der Höchstfördersumme liegen, ist davon auszugehen, dass der reale Schaden noch deutlich höher beziffert werden müsste.

7. Wie hoch sind im Schnitt die notwendigen Aufwendungen eines Nutzviehhalters zur Gefahrenabwehr?
Wenn eine Region bzw. ein Landkreis nach bestätigten Wolfsrissen in die „Förderkulisse Herdenschutz“ aufgenommen wurde, sind die Halter verpflichtet, einen wolfsabweisenden Grundschutz herzustellen. Die Kosten dafür bekommen sie zu 80% erstattet; nicht jedoch die Kosten für den weiteren Unterhalt und die Pflege des Zauns. Ebenso können nur Tierhalter im Haupt- und Nebenerwerb die Förderung beantragen, nicht jedoch Hobbytierhalter. In den vergangenen beiden Jahren sind allein dafür bereits 637.424€ beantragt worden, wobei bis dato 24 von 45 niedersächsischen Landkreisen/kreisfreien Städte zur Förderkulisse gehören.
Nach Ablauf eines Jahres werden nur noch Nutztierrisse entschädigt, bei denen der Wolf den Grundschutz überwunden hat. Wie der Grundschutz auszusehen hat, können Sie unter folgendem Link nachlesen und sich ein Bild vom Aufwand machen: http://www.nds-voris.de/jportal/portal/t/11rb/page/bsvorisprod.psml?pid=Dokumentanzeige&showdoccase=1&js_peid=Trefferliste&documentnumber=1&numberofresults=1&fromdoctodoc=yes&doc.id=VVND-VVND000037751#focuspoint und http://www.nds-voris.de/jportal/portal/t/11rb/page/bsvorisprod.psml?pid=Dokumentanzeige&showdoccase=1&js_peid=Trefferliste&documentnumber=1&numberofresults=1&fromdoctodoc=yes&doc.id=VVND-VVND000037751#focuspoint

8. Wie hoch ist die staatliche Subventionierung für Nutzviehhalter zur Gefahrenabwehr?
Es gibt keine „staatliche Subventionierung“, sondern lediglich Billigkeitsleistungen, die nach jeweiligen Ermessen im Einzelfall gezahlt werden. Die zuwendungsfähigen Kosten werden zu 80% erstattet.

9. Wie viele Betriebe (und wie viele Beschäftigte) sind zurzeit wirtschaftlich gefährdet aufgrund der Bedrohung durch Wolfsrudel?
Hierzu gibt es keine konkreten Zahlen. Es ist davon auszugehen, dass zuerst vor allem Hobbytierhalter ihre Herden abgeben werden, da diese nicht in die Präventionsförderung eingeschlossen sind. Das ist besonders ärgerlich, denn vor allem Hobbyhalter züchten oftmals vom Aussterben bedrohte Rassen, die genauso schützenswert sind wie der Wolf.

Ich hoffe, Ihnen ausführlich genug auf Ihre Fragen geantwortet.

Mit freundlichen Grüßen

Ernst-Ingolf Angermann, MdL