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Dipl.-Psychologin Nicole  Morsblech
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Frage von Klaus M. •

Frage an Dipl.-Psychologin Nicole  Morsblech von Klaus M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Wie wollen Sie die Arbeitsöosen, speziell die 50 +, in die Arbeit bringen? Warum haben Jugendliche nicht genügend Lehrstellen? Was passiert mit unseren Jugendlichen, die aus Russland mit ihren Eltern zu uns übersiedelten?
Mangelnde Deutschkenntnisse,Qualifikation; Intergration ??

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Messer,

vielen Dank für die sehr interessanten Fragen. Diese beantworte ich wie folgt:

1. Mehr Arbeit für ältere Menschen Für mich ist es eine der ganz entscheidenden Aufgaben, arbeitslos gewordene 40-60 Jährige wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Hierzu sind jedoch verschiedene Maßnahmen vonnöten, um dies auch erfolgreich bewerkstelligen zu können.
Durch eine auf Wachstum ausgerichtete Wirtschaftspolitik muss endlich wieder die Konjunktur anspringen. Denn ohne wirtschaftliches Wachstum entstehen keine neuen Arbeitsplätze. Deshalb sind auch die sog. HARTZ-Reformen verpufft, weil diese in eine Zeit der konjunkturellen Flaute fielen. In Rheinland-Pfalz hatten wir dank der liberalen Wirtschaftspolitik unter Hans-Artur Bauckhage ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum. In der Arbeitslosenstatistik liegt deshalb unser Bundesland hinter Baden-Württemberg und Bayern auf dem drittgünstigsten Rang.
Des Weiteren müssen arbeitslos gewordene ältere Mitbürger durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen an die sich verändernden Arbeitsplatzansprüche qualifiziert werden. In der Regel ist es leider immer noch so, dass der Anteil von Menschen mit geringerer beruflicher Qualifikation bei den Arbeitslosen höher ist.
Der Arbeitsmarkt muss durch eine Veränderung beim Arbeitsrecht flexibilisiert werden. Der Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer wirkt bei arbeitslosen 55-jährigen faktisch als Beschäftigungshindernis. Gerade kleine und mittlere Unternehmen, die in Rheinland-Pfalz 90 Prozent der Arbeitsplätze stellen, würden sich durch mehr Flexibilität in diesem Bereich eher in der Lage sehen, bei guter Auftragslage auch mehr Menschen einzustellen.
Mit dem Programm „6000plus“ hat die Landesregierung schließlich ein mit 22 Mio. Euro ausgestattetes Beschäftigungsprogramm für ältere aber auch sehr junge arbeitslose Menschen aufgelegt. Das Programm, dass mit großem Erfolg läuft, hilft bei der Schaffung neuer Beschäftigungsfelder – insbesondere im Bereich der privaten Haushalts- und Pflegetätigkeiten – bzw. der Vermittlung erforderlicher Zusatzqualifikationen, um älteren Menschen eine neue Berufsperspektive zu geben.

2. Lehrstellen für Jugendliche Weil derzeit die wirtschaftliche Lage nicht so ist wie sie sein sollte, haben noch immer junge Menschen Schwierigkeiten, einen Ausbildungsplatz zu finden. Seit 2000 erleben wir eine wirtschaftliche Talfahrt vor allem auf Grund der verfehlten Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik der damaligen rot-grünen Bundesregierung. Deshalb ist die Zahl der Firmeninsolvenzen ungemein gestiegen, sodass einfach nicht mehr ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen.
Diesem allgemeinen Trend zum Trotz ist es in Rheinland-Pfalz auf Initiative des FDP-geführten Wirtschaftsministeriums gelungen, durch die gemeinsamen Anstrengungen von Politik, Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern sowie Arbeitsagenturen über 4000 zusätzlichen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu vermitteln. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die außerordentlich erfolgreiche Aktion der Landesregierung „Chancengarantie 2005: Jetzt gilt’s“. Die Anstrengungen um mehr Ausbildungsplätze müssen an verschiedenen Stellen ansetzen – Patentrezepte gibt es leider keine. Einige der Maßnahmen möchte ich gerne nennen:
- über ein ISB Darlehensprogramm können kleine und mittlere Betriebe, Existenzgründer und Freiberufler ein zinsgünstiges Darlehen von bis zu 35.000 Euro erwerben, wenn sie den Ausbildungsstand stabil halten oder zusätzliche Lehrlinge einstellen. Über dieses Programm konnten in 2005 529 Ausbildungsplätze gefördert werden, davon sind 384 zusätzlich entstanden.
- Ausbildungsverbünde von Betrieben, die allein aufgrund ihrer betrieblichen Aufgaben und Abläufe nicht alle Ausbildungsinhalte vermitteln können, werden mit einem Zuschuss von 2.500 Euro gefördert. Hierüber sind in 2005 129 Verbundausbildungen gefördert worden – meiner Ansicht nach ist gerade die Verbundausbildung noch ausbaufähig.
- das Land fördert Ausbildungsstellenaquisiteure mit einem Betrag von jährlich 300.000 Euro. Diese Aquisiteure, die über die Kammern und die Arbeitsverwaltung mitfinanziert werden, konnten etwa 2000 zusätzliche Ausbildungsplätze einwerben.
- für überbetriebliche Ausbildungsstätten hat das Wirtschaftsministerium Zuschüsse in Höhe von 2 Mio Euro in 2005 vergeben.

Weiterhin tragen Börsen, Patenschaften, Nachvermittelungsaktionen gemeinsam mit den Kammern und viele andere Aktivitäten dazu bei, mehr junge Menschen in Ausbildung zu vermitteln. Wir müssen weiterhin gemeinsam mit allen Akteuren unsere Kräfte bündeln, um jungen Menschen einen guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen. Die Situation am Ausbildungsmarkt wird allerdings auch weiterhin davon abhängen, ob sich die Rahmenbedingungen gerade für den Mittelstand insgesamt verbessern. Gerade die von der großen Koalition geplante Mehrwertsteurerhöhung ist für die Konjunktur und damit für unsere kleinen und mittleren Betriebe eine weitere unzumutbare Belastung. Nur eine starke FDP kann über den Bundesrat hier ein Gegengewicht schaffen.

3. Sprachkenntnisse von Migrantenkindern Grundlage für eine erfolgreiche Schullaufbahn - aber auch für die volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben - ist der systematische Abbau von Defiziten im Gebrauch der deutschen Sprache. Das betrifft nicht nur Migrantenkinder – wenn auch in weit stärkerem Maße.
Bereits bei Eintritt in die Kindertagesstätte muss der Sprachstand eines jeden Kindes erhoben werden, um die Kinder so früh wie möglich fördern zu können. Der Erfolg des Einzelnen und ganzer Klassen hängt maßgeblich auch von den Sprachkenntnissen der Kinder ab; die Beherrschung der deutschen Sprache ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration – ebenso wie für eine erfolgreiche Schullaufbahn der jungen Menschen.
Das dritte Kindergartenjahr ist in Rheinland-Pfalz kostenfrei und wird zu einer vorschulischen Ausbildung. Das ist ein ganz wichtiger Schritt, um soziale Benachteiligungen im Bildungssystem auszugleichen. Wir Liberale fordern, dass alle Kinder vor Eintritt in die Schule in einem Sprachtest ausreichende sprachliche Fähigkeiten nachweisen müssen. Bei fehlenden Sprachkenntnissen muss ein verpflichtendes Jahr zur gezielten Sprachförderung dem Eintritt in die Grundschule vorgeschaltet werden. Nur so kann verhindert werden, dass bereits am Beginn der Schullaufbahn das Scheitern vorprogrammiert wird – und damit die Integration von Migrantenkinder unmöglich wird.
Gerade für ältere Kinder und Jugendliche, die mit ihren Eltern nach Deutschland kommen, muss es zusätzlich schulische und außerschulische Sprachkurse geben. Im Hunsrück, der massiv vom Zuzug von Aussiedlern betroffen war, sind hier große Anstrengungen unternommen worden. Beispielsweise schafft es die Regionale Schule Sohren-Büchenbeuren, gerade die Russisch sprechenden Schülerinnen und Schüler durch zeitweiligen separaten Unterricht in die deutschsprachigen Gruppen zu integrieren – ebenso haben die deutschen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Russisch zu lernen, welches auch als 2. Fremdsprache anerkannt wird. Wichtig ist es auch, die Eltern ebenfalls in unserer Sprache zu qualifizieren und jungen Menschen auch in ihrer Freizeit Angebote zu machen, die sie mit Einheimischen zusammen bringen. Hier leisten Kirchen, Volkshochschulen, Vereine aber auch Sozialarbeiter sehr wertvolle Arbeit.

Leider kann man zu allen Themen nur ansatzweise antworten, da die Probleme, die Sie ansprechen, sehr komplex sind. Ich hoffe allerdings, Ihnen ein Bild von meinen Vorstellungen vermittelt zu haben, mit dem Sie etwas anfangen können.

Viele Grüße aus Feilbingert
Ihre
Nicole Morsblech