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Dieter Janecek
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Frage von Matthias J. •

Frage an Dieter Janecek von Matthias J. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Janecek,
die Zunahme der E-Mobilität führt zu einem Anwachsen des Strombedarfs. Der Ausbau der erneuerbaren Energien hält hier nicht Schritt. Hinzu kommt, dass zunehmend Bestandsanlagen aus der EEG-Förderung fallen und unrentabel werden. Dabei wäre es wesentlich nachhaltiger, diese weiter zu betreiben (sofern keine technischen Gründe dagegen sprechen), als diese durch neue Anlagen zu ersetzen.
Das Problem betrifft in unterschiedlichem Maße Photovoltaik, Windkraft und Biomasse:
* Alte Photovoltaikanlagen: Was tun bei Anlagen, bei denen keine Eigenstrom-Nutzung möglich ist, z. B. weil die Leistung der Anlage den Eigenbedarf bei Weitem übersteigt?
* Windkraft: Der Weiterbetrieb deckt oft nicht die Kosten (Betriebssicherheitsprüfungen, erhöhter Wartungsaufwand). Repowering ist nicht immer möglich. Können wir es uns leisten, einem Rückgang der Windkraft zuzusehen?
* Biomasse: Nicht jede Anlage, die bisher das Biogas verstromt hat, kann auf eine Einspeisung ins Erdgasnetz umgestellt werden. Alternativ könnte der Biogaswirt eine CNG-Tankstelle aufstellen (gibt es schlüsselfertig). Leider ist diese wirtschaftlich oft uninteressant, da besonders im ländlichen Raum kaum Erdgas-Fahrzeuge unterwegs sind. Wir haben es hier mit einem Henne-Ei-Problem zu tun. Es gab zwar mal vor ca. 20 Jahren ein wenig Aufmerksamkeit für das Erdgasauto als saubere Alternative zum Diesel, doch geriet es bald wieder aus dem Blick, weil dann der Diesel mit Rußpartikel-Filtern und AdBlue-Hype gerettet wurde und die Reichweiten der damaligen Erdgasautos noch recht bescheiden waren. Außerdem konnte man ja auch fast nur fossiles Erdgas tanken. Inzwischen ist der Biogas-Anteil an den CNG-Tankstellen (die es leider fast nur entlang der Autobahnen und in den großen Ballungsgebieten gibt) ganz erheblich gestiegen (in Bayern 50%) und die Reichweiten brauchbar. Mit Biogas (vorzugsweise abfallstämmigem) ist sehr kostengünstige klimaneutrale Mobilität möglich. Nur weiß es fast niemand. Die Politik könnte hier mehr tun: Vor allem bei schwereren Fahrzeugen ist Biogas die bessere Alternative zu Benzin und Diesel (verglichen mit batterietechnischen Antrieben). Das gilt auch für Landmaschinen. Den mit Biogas betriebenen Traktor gibt es schon. Eine Förderung von Biogas-Tankstellen direkt beim Biogas-Wirt und eine Förderung von Biogas-Traktoren würde den Weg zu einer klimaneutralen und energie-autarken Landwirtschaft ebnen. Wären Sie dabei?

Freundliche Grüße

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Junk,

besten Dank für Ihre Frage. Sie haben völlig recht, für die Bestandsanlagen, die zunehmend aus der EEG-Förderung fallen, ist dringend eine Lösung notwendig. Die grüne Bundestagsfraktion hat im Frühjahr einen Antrag vorgelegt, der genau dieses Problem angehen soll (http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/191/1919140.pdf). Ein Fokus hier im Bereich Bio-Energie sind die Fortführung der Flexibilitätsprämie und die Streichung des Flexibilitätsprämiendeckels für Bestandsanlagen, um eine effektive Nutzung von Bio-Energieanlagen als Ausgleich zu Wind- und Stromanlagen sicherstellen zu können.

Was den großflächigen Einsatz von Bio-Methan für LKW betrifft, weist das Umweltbundesamt auf eine begrenzte Verfügbarkeit hin, die Herstellung von synthetischen grünen Methan verbraucht dann wieder sehr viel Energie, und fossiles Erdgas ist in hohem Maße klimaschädlich, auch durch die großen Mengen an Methan, das bei der Förderung austritt.

Anders als bei PKW ist es derzeit aber leider noch unklar, welche Antriebstechnologie - bzw. welche Kombination aus Antriebstechnologien - sich im Bereich LKW dauerhaft durchsetzen wird. Darauf geht auch die Studie "Die neue Gaswelt" der grünen Bundestagsfraktion aus dem letzten Jahr ein: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/energie/gruene-metastudie-gas-nov-2019.pdf

Mit freundlichen Grüßen
Team Janecek

 

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