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Birgitt Bender
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Frage von Eva T. •

Frage an Birgitt Bender von Eva T. bezüglich Gesundheit

Patientenrecht auf Einsichtnahme bzw. Kopien der ärztl. Dokumentation meiner Krankenakte in einer Hautarztpraxis nach 4 Terminen im 1. Halbjahr 2011
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Sehr geehrte Frau Bender,

mein Patientenrecht wahrzunehmen, wäre mir wohl am liebsten von dieser Hautarztpraxis gänzlich verweigert worden. Wohl deshalb, weil ich wohl nicht genügend "Ehrfurcht vor weißen Kitteln" zeigte.
Meiner schriftlichen Bitte um Auskunft im Frühjahr 2012 wurde nur minimalistisch entsprochen:
- Der mehrfach erbetene histologische Befundbericht zu einer ambulanten OP in 02/2011 lag mir erst im Frühjahr 2012 vor, nachdem ich Einsicht bzw. Kopien gg. Kostenerstattung verlangt hatte.
Selbst mein überweisender Hausarzt kannte diesen Befund nicht.
- Der ebenfalls mehrfach von mir erbetene Diagnosebericht zur OP in 02/2011 und zu einem Termin vor Ort in 07/2011 erhielt selbst mein überweisender Hausarzt erst auf persönliche Nachfrage als einseitiges Fax.
Knackpunkte dieser Geschichte:
- Die im Diagnosebericht per Fax unterzeichnende Praxisinhaberin hat mich noch nie zu Gesicht bekommen geschweige denn behandelt. Das war ausschließlich ihre teilzeitbeschäftigte Praxisvertreterin, die mit keiner Silbe erwähnt wird. Damit hat die Praxisinhaberin eine Diagnose vom Hören-Sagen gestellt.

Dadurch ist ein Sachverhalt schriftlich festgehalten, der in seinem Ablauf und letztendlich auch diagnostisch zweifelhaft, weil unzutreffend ist.
Wie würden Sie vorgehen, wenn auch die GKV „keinen Handlungsspielraum“ sieht?

Mir geht es um Wahrheit und nicht um Denunziation. Für weitere Informationen stehe ich auch gerne persönlich zur Verfügung.

Mit herzlichem Dank für Ihre Antwort verbleibe ich inzwischen
mfG
Eva Tietze

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Tietze,

da mir die genauen Hintergründe nicht bekannt sind, kann ich nur allgemein auf Ihre Frage antworten. Es ist schwierig für mich einzuschätzen, ob die Praxisinhaberin nicht etwa nur aus formellen Gründen - als Praxisinhaberin - unterschrieben hat. Es muss nicht notwendigerweise heißen, dass sie selbst die Diagnose gestellt hat. Als Patientin haben Sie aber selbstverständlich Anspruch auf Einsicht in ihre Krankenakte und damit auch in Laborberichte bzw. Befunde – das geht bereits aus dem verfassungsrechtlich geschützten Recht auf Selbstbestimmung und der personalen Würde des Patienten hervor. Sie müssen Ihren Wunsch auch nicht begründen. Insbesondere wenn Sie Bedenken haben, sollten Sie ihr Einsichtsverlangen schriftlich, am besten als Einschreiben an den betreffenden Leistungserbringer richten.

Auf die Zusendung von Kopien haben Sie keinen Anspruch – hier müssen Sie beachten, dass ein Arzt/eine Ärztin sich damit rechtfertigen könnte, Sie hätten dies verlangt. Zumindest muss Ihnen vor Ort (in der Praxis) Einsicht in die Unterlagen gewährt werden und es Ihnen ermöglichen werden, selbst Kopien anzufertigen. Originale sollten hingegen niemals herausgegeben werden, darauf haben Sie auch keinen Anspruch. In welcher Form Einsicht gewährt wird bzw. Kopien zur Verfügung gestellt, können die Ärzte/Ärztinnen selbst bestimmen. Zur Verfügung gestellte Kopien müssen lesbar und verständlich sein. Für Kopien können bis zu 50 Cent pro Seite anfallen, dazu können Portokosten kommen.

Ein Arzt/eine Ärztin, die dem Wunsch auf Akteneinsicht nicht (bzw. nicht in angemessener Zeit) entspricht, verstößt in gravierender Form u.a. gegen das ärztliche Standes- und Berufsrecht. Eine Beschwerde bei der zuständigen Landesärztekammer dürfte daher die Sache wesentlich beschleunigen und hätte mehr Nachdruck als der Versuch, Unterstützung bei Ihrer Krankenkasse zu bekommen. Bei weiteren Fragen zum Vorgehen, zu Ihren Rechten als Patientin oder auch zu gesundheitlichen Fragen empfehle ich Ihnen einen Kontakt zur Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). Unter http://www.unabhaengige-patientenberatung.de/, telefonisch unter 0800/0117722 oder in einer der UPD-Beratungsstellungen vor Ort erhalten Sie eine neutrale und nach meinen Erfahrungen sehr kompetente Beratung und Unterstützung, auch zu gesundheitlichen/medizinischen Fragen.

Mit freundlichen Grüßen

Biggi Bender