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Bernd Baumann
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Frage von Dr. Artur B. •

Frage an Bernd Baumann von Dr. Artur B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Abgeordneter Dr. Baumann,

Der Begriff “offene Gesellschaft” wird immer häufiger von Politikern, Personen des öffentlichen Lebens und nun auch von Amtsträgern in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit verwendet.

Die “offene Gesellschaft” hat sich in den politischen Sprachgebrauch unbemerkt eingeschlichen.

Nur 2 Beispiele, man findet im Internet mehr:
Bundestagspräsident Dr. Schäuble, benutzte diesen Begriff vor Eintritt in die Tagesordnung am 26. Juni 2019 (https://www.bundestag.de/parlament/praesidium/reden/2019/017-650074).

Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus benutzte ihn am 16. Mai 2019 zum 70. Jahrestag des GG (https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2019/kw20-de-70-jahre-grundgesetz-641586).

Mit der Selbstverständlichkeit, wie der Begriff benutzt wird, wird auch die Selbstverständlichkeit der Forderung nach einer “offenen Gesellschaft” in unser Bewußtsein transportiert. Jedenfalls in meines.

Ich habe versucht, den Begriff zu verstehen, im Zusammenhang von Regierungs- und Verwaltungshandeln, denn die Politik beruft sich darauf und impliziert, daß wir uns einig sind, daß die offene Gesellschaft ein unbestreitbares Gut sei.

Als Vergleichsbegriffe fallen mir ein: “offene Beziehung, offene Grenze, offene Wunde, offene Rechnung, offene Frage”. In meiner kulturellen Begriffswelt ist das Attribut “offen” mit den vorstehenden Begriffen nicht gerade positiv konnotiert.

Meine Verdachtsabteilung hinterfragt damit die Konstruktion “offene Gesellschaft”, denn keiner hat sie definiert. Ich mag mir kaum vorstellen, daß diejenigen, die die “offene Gesellschaft” in ihre Rede einbauen, mehrheitlich Karl Popper gelesen oder gar verstanden haben.

Herr Dr. Baumann, Ihre Dissertation lautet “Offene Gesellschaft, Marktprozess und Staatsaufgaben” verfasst und veröffentlicht (http://d-nb.info/930693655).

Offene Gesellschaft. Was ist das eigentlich? Wo kommt der Begriff her? Wofür steht er? Was soll er leisten, was bewirken? Sollen wir das wollen?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Braun,

der Begriff der offenen Gesellschaft wurde vom österreichischen Philosophen Karl Popper eingeführt. In seinem 1944 veröffentlichten Buch Die offene Gesellschaft und ihre Feinde warnt Popper vor den totalitären Tendenzen deterministischer Geschichtsphilosophie wie sie von Platon, Hegel oder Marx formuliert wurden. Eine freie, demokratische Gesellschaft müsse ihre Zukunft als offen begreifen und sich im demokratischen Wettbewerb über ihre zukünftige Entwicklung verständigen. Mit anderen Worten: Demokratie ist die Freiheit, zwischen verschiedenen Alternativen wählen zu können. Dagegen führt die Behauptung politischer Alternativlosigkeit zwangsläufig zu Unterdrückung und Terror.

Die erkenntnistheoretische Voraussetzung von Poppers Gesellschaftstheorie der offenen Gesellschaft ist der Kritische Rationalismus, der methodologisch von der Falsifizierbarkeit wissenschaftlicher Aussagen ausgeht. Popper beschreibt seine Theorie als eine wissenschaftliche Methode, „die zugibt, dass ich mich irren kann, dass du recht haben kannst und dass wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spur kommen werden.“

Wir haben 2013 die Alternative für Deutschland gegründet, weil die europäische Gemeinschaftswährung die europäischen Völker nicht enger zusammenwachsen lässt, sondern sie entzweit. Die ursprüngliche Hoffnung, wonach die europäischen Völker auch dank einer gemeinsamen Währung immer enger zusammenwachsen, hat sich nicht erfüllt. Nicht zuletzt aus diesem Grund fordern wir eine Kurskorrektur. Auch Europas offene Grenzen haben nicht nur den Handel und Austausch befördert, sondern zu einer beispiellosen Migrationsbewegung geführt, die unseren Wohlstand und unsere Sicherheit bedrohen. Die Alternative für Deutschland ist der Auffassung, dass Deutschland und die Europäische Union hier dringend einen anderen Weg gehen müssen.

Als demokratische Partei stellen wir von der AfD unsere Vorschläge öffentlich zur Diskussion und versuchen in Wahlen immer mehr Menschen für unsere Positionen zu gewinnen. Wir gehen dabei immer davon aus, dass wir uns auch täuschen können, dass die Zukunft anders eintreffen könnte als wir sie uns das gegenwärtig vorstellen. Auch wenn die bisherigen Wahlerfolge der Alternative für Deutschland für die Offenheit und Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft sprechen, würde ich mir manchmal von Seiten der politischen Gegner oder den Medien mehr Offenheit für unsere Argumente wünschen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Bernd Baumann

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