abgeordnetenwatch.de - vielleicht bald auch in Afrika und Asien

Einblicke in politische Entscheidungen und Ansprechbarkeit der Parlamentarier - was bei uns in Deutschland seit 2004 verstärkt durch abgeordnetenwatch.de ermöglicht wird, ist für andere Länder noch ferne Zukunftsmusik. Doch ähnliche Portale wären in vielen afrikanischen und asiatischen Entwicklungsländern ausdrücklich erwünscht - das zeigte uns der Besuch einer Gruppe von Absolventen der IIJ Summer Academy 2010.

von Redaktion abgeordnetenwatch.de, 04.08.2010

Mehr Transparenz in die Politik bringen und als Schnittstelle zwischen Politikern und Bürgern dienen - das Konzept von abgeordnetenwatch.de hat es schon vor einiger Zeit über die Landesgrenzen hinaus geschafft, Menschen dazu zu animieren, ähnliche Projekte in ihren Herkunftsländern zu starten - wir denken da an die abgeordnetenwatch.de-Ableger wie politikercheck.lu in Luxemburg, candidatewatch.ie in Irland oder meinparlament.at in Österreich.

Selbst nach Malaysia hat es das Konzept in einer Abwandlung schon geschafft - folgen jetzt bald vielleicht weitere asiatische oder afrikanische Staaten?

Im Zuge der IIJ Summer Academy "Freedom and Responsibility in the Media" des Internationalen Instituts für Journalismus, einem Programm der non-profit-Organisation Inwent (Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH), besuchte jetzt eine Delegation von 24 jungen Journalisten aus verschiedenen afrikanischen und asiatischen Entwicklungs- und Transformationsländern das abgeordnetenwatch.de-Büro in Hamburg. Um die Demokratisierung in Entwicklungs- und Transformationsländern zu fördern, bietet Inwent im Rahmen des Internationalen Instituts für Journalismus (IIJ) Weiterbildungsmöglichkeiten für Journalisten aus diesen Ländern an. Ziel des IIJ-Programms ist es, die Meinungs- und Pressefreiheit in den Partnerländern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu stärken, wofür gut ausgebildete Journalisten eine Notwendigkeit darstellen.

Viele der IJJ-Alumni gehören zur Führungselite in der Medienbranche ihrer Herkunftsländer und sind teils preisgekrönte Journalisten. Während der vierwöchigen Sommerakademie in Hamburg bauen die jungen Journalisten in Seminaren und Workshops ihre journalistischen Fähigkeiten aus, erlernen neue Techniken und bekommen von Inwent einen Einblick in die deutsche Medienwelt geboten - zum Beispiel durch Besuche bei Spiegel online, im ARD-Hauptstadtstudio und bei der taz - aber eben auch durch einen Besuch bei abgeordnetenwatch.de.

Gregor Hackmack, einer der beiden abgeordnetenwatch.de-Gründer, betonte, dass nicht nur Bürger die Seite nutzen, um sich einen Überblick über ihre Abgeordneten zu verschaffen, sondern inzwischen auch Journalisten abgeordnetenwatch.de als Informationsquelle entdeckt haben.

Die Möglichkeit, Politik und Politiker so transparent und für jedermann offen zugänglich zu machen, brachte Gregor Hackmack heute in einem Artikel eines der anwesenden Journalisten für den "IIJ Daily" einen Vergleich mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ein. Denn so, wie dessen Erfindung Facebook die zwischenmenschlichen Beziehungen revolutioniert habe, revolutioniere abgeordnetenwatch.de die Politik, indem es die ewige Lücke zwischen Politikern und Bürgern schließe. Eben diese Lücke würden die gestern anwesenden Journalisten auch in ihren Herkunftsländern gerne geschlossen sehen.

Doch so "einfach", wie sich ein solches Projekt in Deutschland umsetzen lässt, ist es in den Entwicklungsländern nicht. So bemerkte zum Beispiel ein Journalist aus Bangladesh, dass dort die Umsetzung allein daran scheitern würde, dass die Zahl der Internetnutzer nicht nur zahlenmäßig einen sehr kleinen Anteil an der Bevölkerung ausmache, sondern dass auch nur bestimmte, privilegiertere Bevölkerungsgruppen Zugriff darauf hätten - alleine aus Kostengründen.

Fakt ist: Bis zur erfolgreichen Umsetzung eines solchen Projekts dauert es lange, es müssen viel Zeit und Geld investiert werden. Umso mehr würden wir von abgeordnetenwatch.de uns freuen, wenn das Prinzip "Bürger fragen, Politiker antworten" in andere Länder weiter getragen und dort in unserem Sinne umgesetzt würde.

 

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