Grafik: Knappst Wahlkreise bei der Berlin-Wahl 2016

Auf Ihre Stimme kommt es nicht an...? – Wenn 7 Stimmen über Wahl oder Nichtwahl entscheiden

Jede Stimme zählt – das klingt wie der abgedroschene Spruch eines Wahlkampfmanagers. Doch bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl am vergangenen Sonntag hat sich in dramatischer Weise gezeigt: Nur wenige Wählerinnen und Wähler hätten die Zusammensetzung des Landesparlamentes ändern können. Lesen Sie hier, wie knapp es in einigen Wahlkreisen zuging.

von Fabian Hanneforth, 21.09.2016

Links zu den Quellen (Stand: 21.9.2016): (1) (2) (3) (4) (5)

Ein Freundeskreis von 7 Personen hätte im Wahlkreis Mitte 3 gereicht, um den Grünen-Kandidaten Tilo Siewer das Direktmandat für das Berliner Abgeordnetenhaus zu sichern. Doch Siewer wird im nächsten Landesparlament nun gar nicht vertreten sein - er war nicht über die Landesliste seiner Partei abgesichert. An seiner Stelle wird nun der SPD-Kandidat Thomas Isenberg ins Abgeordnetenhaus einziehen: dank sechs Stimmen Vorsprung bei den Erststimmen gegenüber Siewer.

Ähnlich knapp ging es auch in anderen Wahlkreisen zu. In Marzahl-Hellersdorf 4, Reinickendorf 1 und Spandau 4 hätten zusammen gerade einmal 127 Wählerinnen und Wähler die Zusammensetzung des Abgeordnetenhaus ändern können, wenn sie zur Wahl gegangen wären: In Marzahn-Hellersdorf 4 gewann der CDU-Kandidat mit 22 Stimmen Vorsprung gegenüber der zweitplazierten Vertreterin der Linkspartei. In Reinickendorf 1 lag der CDU-Politiker bei den Erststimmen 51 Stimmen vor seinem SPD-Konkurrenten, in Spandau 4 lagen 54 Stimmen zwischen den Kandidierenden von CDU und SPD.

Probleme im Wahlablauf können spürbare Auswirkung haben

Bei so knappen Ergebnissen können sich auch Fehler in der Organisation der Wahl gravierend auswirken. Unser Berliner Kollege berichtete von langen Schlangen vor den Wahllokalen. Laut Tagesspiegel mussten Wähler*innen in manchen Wahllokalen über eine Stunde warten, bis sie ihren Stimmzettel ausfüllen und abgeben konnten. Angenommen, 7 Grünen-Wähler*innen hatten im Wahlkreis Mitte 3 weniger Geduld als die Wähler*innen der SPD gehabt, hätte die mangelhafte personelle Ausstattung und Organisation der Wahllokale eine messbare Auswirkung auf das Wahlergebnis gehabt.

Auf jede Stimme kann es am Ende angekommen: Dass dies nicht nur der abgedroschene Spruch eines Wahlkampfmanagers ist, hat die Berlin-Wahl vom vergangenen Wochenende eindrucksvoll gezeigt. Vielleicht erinnern Sie sich an diese Beispiele, wenn Sie sich am nächsten Wahlsonntag fragen, ob Sie sich zum Wahllokal aufraffen sollen. Tun Sie es – denn Ihre Stimme kann am Ende Wahlen beeinflussen!

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass die SPD bei 265 zusätzlichen Stimmen mit der Ampel eine weitere Koalitionsoption gehabt hätte, da die SPD in diesem Fall vier weitere Direktmandate gewonnen hätte. Dies lässt jedoch außer acht, dass diese zusätzlichen Direktmandate keine Auswirkungen auf die Mehrheitsverhältnisse gehabt hätte, da in Berlin Überhangmandate mit Ausgleichsmandaten für die anderen Parteien ausgeglichen werden. Wir haben den Text nun entsprechend überarbeitet und bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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