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Hans-Christian Ströbele
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Frage von Gábor V. •

Frage an Hans-Christian Ströbele von Gábor V. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

“Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin – dann kommt der Krieg zu Euch!

Hilfe zur Selbsthilfe

Selbstverständlich hat jeder ein Anrecht auf Asyl in Deutschland, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind.
Bei den syrischen Flüchtlingen steht das wohl zweifelsfrei fest.

Die Frage, die sich mir aufwirft ist folgende:
Wer soll eigentlich die Probleme speziell in Syrien, aber auch in Afghanistan lösen, wenn junge Menschen im besten wehrfähigen Alter das Land verlassen und bei uns Asyl suchen?
Sollen denn Deutsche, Franzosen, Amerikaner und vielleicht auch noch Engländer dafür sorgen, dass wieder Ordnung in diesen Ländern einkehrt oder wäre es nicht ein richtiger Ansatz, diese wehrlosen Flüchtlinge in wehrhafte Menschen zu verwandeln, damit diese die Gelegenheit bekommen, ihr Land zurück zu erobern?
Das wäre doch eine Herausforderung für die Deutsche Bundeswehr diese Menschen zu wehrhaften Menschen auszubilden, technisch mit den modernsten Waffensystemen auszustatten und als „ syrische Befreiungsarmee“ nach Syrien zu schicken?
Diese Menschen sind mit den Landesgewohnheiten bestens vertraut, kennen die Landessprache, die Sitten und Gebräuche vor Ort, kennen das Terrain und können sicherlich besser als jede landesfremde Armee ihre Landleute davon überzeugen, auf der richtigen Seite mit zu kämpfen, so dass es vermutlich ein sehr schnelles Ende geben würde.
Vermutlich schon die Ankündigung, dass Deutschland die Flüchtlinge zu einer volkseigenen Armee ausbilden wird würde ja vermutlich auch in Syrien zu einem Umdenken führen.
Es würde auch den Menschen ihren Stolz zurückgeben ihr eigenes Land befreit zu haben – und das mit europäischer Hilfe, ohne das Europa direkt eingreift und wer sollte ein größeres Interesse an einem baldigen Frieden haben, als die Syrer selbst?
Wir unterstützen nur das natürliche Bedürfnis eines Volkes selbstbestimmt die Führung des Landes zu bestimmen.
Was halten Sie von diesem Ansatz?

Portrait von Hans-Christian Ströbele
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Vescsei.

Von dem Ansatz halte ich wenig. Es klingt erfolgversprechend, ist aber wenig realitätstauglich.

Am Wenigsten fehlt es in Syrien an Waffen. Mehr Waffen bedeuten nur mehr Tote, Verletzte und Zerstörung. Es geht doch nicht nur darum, ein Aggressor zu besiegen. In Syrien wird ein Stellvertreterkrieg geführt. Die Akteure sind die lange von den Golfstaaten bewaffneten und weltweit rekrutierenden Truppen des IS und von Al Quaida, Assad bewaffnet und offen massiv militärisch unterstützt vom Iran und Rußland, unzählige meist uneinige Aufständischen- und Milizengruppen, die jeweils unterschiedlich offen unterstützt werden von den westlichen Bombern und mit Waffenlieferungen aus der halben NATO und den Golfstaaten. Gegen wen und mit wem sollte die volkseigene Armee dann wo im Land kämpfen. Mit den Kurden, Bombern des Westens und der Russen, Assad, Hisbollah, Iranern gegen IS, Al Nusra und Türkei oder mit den Bombern der westlichen Allianz gegen IS, Al Nusra, Assad, Iraner, Hisbollah und Russenbomber oder gleichzeitig gegen alle. Nein, die Allianzen sind zu kompliziert und zum Teil verfeindet. Vor allem aber wollen die meisten Flüchtlinge nicht oder nicht mehr kämpfen. Sie haben zu schlechte Erfahrungen gemacht und schon zu viele Opfer gebracht. Manches scheint ähnlich wie im Dreißigjährigen Krieg in Europa nur mit moderneren viel schrecklicheren Waffen, noch skrupelloser und grausamer.

Mit freundlichem Gruß
Ströbele