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Marion Morassi
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Frage von Bernd K. •

Frage an Marion Morassi von Bernd K. bezüglich Wirtschaft

Wollen auch Sie die Energiewende mit dem Ziel „100 % erneuerbare Energien„ so schnell wie möglich erreichen?

Wenn ja,
Werden Sie sich für das sofortige Abschalten von ALLEN deutschen Atomkraftwerken einsetzen,
die zweifelsfrei NICHT mehr für die Stromversorgung benötigt werden und die Stromnetze für die Durchleitung von Ökostrom blockieren?

Wenn nein,
warum halten Sie an der gefährlichen und – für mich als Bürger und Steuerzahler - teuren Atomkraft fest?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr K.,

vielen Dank für Ihre Frage zur Energiewende.

Ich setze mich als Mitglied der Ökologischen Plattform meiner Partei schon seit Jahren für den sofortigen Ausstieg aus der Atomindustrie und die sofortige Abschaltung aller noch laufenden Atommeiler ein.

Für fossile Energieträger wie Kohle, Mineralöl, Erdgas und Uran gilt: Verbrannt ist verbrannt. Sie wachsen nicht nach, sie hinterlassen klima- umwelt- und gesundheitsschädliche Abgase oder gefährliche Strahlenfrachten und sind Ursache von Konflikten und sozialer Ungerechtigkeit. Die Energiewende hin zu einer vorrangig dezentral und regional erfolgenden Vollversorgung mit erneuerbaren Energien bei deutlich sparsamerem und effizienterem Umgang mit Energie ist deshalb nicht nur im Kampf gegen den Klimawandel alternativlos.

Für die LINKE. und mich gilt: Efficiency first! Denn nur wenn alle Potentiale zum Einsparen von Energie ausgeschöpft werden, haben wir mit 100 Prozent Erneuerbaren überhaupt eine Chance, Versorgungssicherheit und Klimaschutz zu verbinden. So sind Ökoenergien kostbar. Ihre Produktion braucht Fläche, Ressourcen und Akzeptanz – Stichworte Windkraft oder Biogas. Ein weiterhin auf ungebremstes Wachstum ausgerichtet Wirtschaften und Konsumieren stößt somit an Grenzen.

Das Ziel 100 % Erneuerbare Energie möchte ich auf jeden Fall schneller umsetzen, als es die jetzige GROKO geplant hat. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung beträgt gegenwärtig (2016) 33 Prozent. Er soll sich nach meiner Auffassung bis zum Jahr 2020 auf 43 Prozent, bis 2030 auf 70 Prozent und bis 2040 auf 100 Prozent erhöhen. Der Erneuerbaren-Anteil an der Wärmeversorgung soll bis 2020 von gegenwärtig 13,4 Prozent (2016) auf 20 Prozent wachsen. Um dies voranzutreiben, verteidigt DIE LINKE das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in seinen zentralen Säulen: Vorrangige Einspeisung von Ökostrom sowie garantierte, kostenorientierte Vergütungssätze. Das mit den letzten beiden EEG-Novellen installierte Ausschreibungssystem lehne ich hingegen ab, weil es Bürgerenergien ausbremst und mit seinen Ausbaudeckeln die Energiewende abbremst. Gleichzeit müssen wir Anreize im EEG dafür schaffen, dass Anlagen erneuerbarer Energien einen größeren Beitrag zu einer sicheren Stromversorgung leisten.

Zentrale Voraussetzung für eine erneuerbare Vollversorgung ist nicht allein der Wandel der Stromproduktion, sondern auch der Umbau der bisherigen Infrastruktur des Stromsektors. Hier droht mittelfristig ein Nadelöhr für den Ausbau erneuerbarer Energien. Denn die Stromnetze sind vielfach noch auf „Grundlast“ gepolt. Sie müssen jedoch konsequent vom Endpunkt einer erneuerbaren Vollversorgung her konzipiert werden. Zudem brauchen wir im Bereich von Langzeit-Stromspeichern eine deutlich intensivere Forschung und Entwicklung.

Beste Grüße

Marion Morassi