Volker Kunze
PIRATEN
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Frage von Niccolo S. •

Frage an Volker Kunze von Niccolo S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Hallo Herr Kunze!

Als Erstwähler für die kommende Bundestagswahl mache ich mir nun schon seit einiger Zeit Gedanken, wem ich denn meine zwei Stimmen geben werde. Alle Parteien, die sich im Spektrum rechts von der SPD befinden (und eigentlich auch die SPD selbst) habe ich dabei natürlich nie in Betracht gezogen, trotzdem fällt die Entscheidung nicht leicht. Mir gefallen Ihre Meinungen und Gedanken sehr, v.a. was die Säkularisierung des Staates und Ihre Kritik an der Prohibition angeht, die nun endlich ihr Ende finden soll, damit nicht noch unsere gesamte Gesellschaft kriminalisiert wird. Aber das wissen Sie ja selbst.
Dieses Jahr wurde ich von unserer Regierung häufig enttäuscht, dennoch gelang es Merkel und Co. in ihrer Reaktion auf die Enthüllung der illegalen Machenschaften der NSA sich selbst zu übertreffen. Ich war selten so wütend auf unsere obersten Volksvertreter.
Meine Frage ist zu diesem Thema und lautet: Wenn Sie Bundeskanzler wären und ganz hypothetisch nichts von der gesamten Affäre gewusst hätten, was würden Sie dann Barack Obama sagen, wenn Sie zu zweit alleine in einem Raum stehen würden? Oder stellen Sie sich vor, Sie würden ihm einen Brief schreiben, das ist mir auch recht.

Über eine ausführliche Antwort würde ich mich sehr freuen!

Allerbeste Grüße,
Niccolo Schmitter

Antwort von
PIRATEN

Hallo Herr Schmitter,

sehr schöne Frage :) um es einfacher zu machen, übersetze ich die Kommunikation ins Deutsche:

Ich würde eine SMS schreiben: "Wir sind geschiedene Leute"

Nein, natürlich nicht. Würden wir - als "Freunde" - in einem Raum stehen, würde ich sagen "Bist Du bekloppt?"

Nein, auch nicht. Ich würde ihn zu einem dringenden Treffen einladen und bitten alle seine Zugangsdaten mitzubringen und den Ordner mit den ganz geheimen Depeschen, denn unter Freunden hat man ja nichts zu verbergen. Dann sollte er mir einmal seine Mails zeigen, denn meine kennt er ja auch. Wenn er letzteres verneint, würde ich ihm sagen, dass er ein Problem hat, nämlich dass sein Geheimdienst mehr weiß als er und ihm auf der Nase herumtanzt.

Dann würde ich einen Expertenzirkel aus der Privatwirtschaft & Vereinigungen wie dem CCC - also Leute, die sich auskennen statt nur darüber zu reden - bilden und mir empfehlen lassen, wie man Bürger & Unternehmen vor dem Datendiebstahl und Abhören effizient schützen kann und auch "auf die Schnelle" zumindest eine Zwischenlösung bis dahin.

Für die Zukunft würde ich auch noch die sich schnell ausbreitende M2M (Maschine zu Maschine) Kommunikation mit einschließen. Dazu würde ich darauf drängen, alle bisher gespeicherten Daten nachweislich offenzulegen und zu vernichten - mit der Möglichkeit "Inspektoren" zu senden, unangemeldet.

Aber noch einmal ganz zurück zur Frage: Die Ausgangslage war ja, dass ich gar nichts von der Affäre wüsste - dann würde ich mich weiter normal verhalten, denn Freunden gegenüber, aber auch Fremden, bin ich nie voreingenommen, verurteile also nicht vor. Somit hätten wir einen entspannten Austausch :)

Sonnige Grüße,
Volker Kunze

P.S.: Sehr angenehm finde ich, wie differenziert Sie sich auf Ihre erste Wahl vorbereiten und so oder so werden Sie die für sich richtige Wahl treffen. Wichtig ist eben wählen zu gehen, die Wahl zu haben und die Stimme nicht zu verschenken (was das Ungültig machen mit einschließt). Denn wer gewählt hat ist demjenigen weit voraus, der - aus welchem Grund auch immer - alles mit sich machen lässt und nichts hinterfragt / in Frage stellt.
Bei mir kam der Auslöser damals bei einem Gespräch mit Günter Wallraff nach seinen Aufdeckungen bei der Bildzeitung und der Aussage "Traue keiner Schlagzeile, frage was dahintersteckt" - da war ich so alt wie Sie. (Ist auch der Untertitel meiner Seite http://www.volkerby.de/ )