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Rolf Stöckel
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Frage von Michael S. •

Frage an Rolf Stöckel von Michael S. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Stöckel!

Ich bin Teamcaptain eines Paintballteams aus Unna, welches derzeit aus 10 Mitgliedern im Alter zwischen 21 und 43 Jahren besteht.

Anläßlich des zur Zeit heiß diskutiertem Thema "geplantes Paintballverbot", würde ich gerne mal Ihre Meinung und die Meinung der SPD in unserem Wahlkreis hierzu erfragen.

Ich habe Ihnen diesbezüglich bereits eine email geschickt, in der wir unsere Stellung zu dem geplanten Verbot und die getätigten Aussagen diverser Politiker niedergelegt haben.
Falls Sie sich noch nicht mit dem Thema bzw. mit unserem Sport auseinander gesetzt haben, finden Sie viele wichtige Informationen auf zB. folgender Internetseite:

http://www.forum-pro-paintballsport.de/

Mit bestem Dank im vorraus und freundlichem Gruß,

Michael Schmiedel

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter HerrSchmiedel,

z.Zt. sind die Maßnahmen zur Verschärfung des Waffenrechts und einiger weiterer Maßnahmen, u.a. das Verbot von einschlägigen Computerspielen und auch „Paintball“ in der Beratung der Koalitionsregierung, d.h. noch offen. Ich werde sie über die Beratungen und Ergebnisse unverzüglich informieren. Ich habe in meiner Kindheit mit Spielzeugwaffen "Cowboy und Indianer" gespielt und wüsste auch nicht, wie ich das meinem kleinen Sohn austreiben könnte. Auch sinnvolle Alternativen, die genauso viel oder mehr Spaß machen, haben da wenig genützt. Als Schüler hatte ich im Sportunterricht übrigens auch viel Freude beim „Völkerball“. Ich verstehe aber nicht, dass Sie beim „Jagen von Menschen“ und "Abballern von Spielkameraden“, wenn auch mit Farbbällen und Luftdruckwaffen, als Erwachsener und kultivierter Mensch Spaß haben können. Das muss ich ja auch nicht verstehen. Mir ist aber auch bekannt, dass die „Paintballszene“ mittlerweile wie andere Sportarten in verschiedenen Ligen organisiert ist. Das ist ihr gutes Recht und nutzen sie diese Freiheit, um damit auch Vorbeugung gegen Gewalt zu betreiben.

Ich verstehe allerdings auch nicht, wie einzelne Sportschützen, Jäger oder andere mit legalem Waffenbesitz so fahrlässig umgehen konnten, dass mit deren Waffen Amokläufe und Morde wie in Erfurt und Winnenden möglich wurden. Wenn unangemeldete Kontrollen in Wohnungen von legalen Waffenbesitzern nicht verfassungsgemäß sein sollten, dann muss der Staat eben die private Waffenlagerung verbieten und für Sport- und Jagdwaffen, auf die wir nicht verzichten können oder wollen, restriktivere Regeln setzen. Damit hätte ich kein Problem. Ich halte allerdings - wie sie - nichts von Scheinlösungen als Reaktion auf schreckliche Ereignisse durch gestörtes Verhalten tickender menschlicher Zeitbomben, die m. E. nichts bringen, sondern ein konsequentes politisches Handeln nur vorspielen. Das beruhigt vielleicht das kollektive Gewissen, bringen tut es nichts. Solche Fahrlässigkeit gepaart mit irrationalem Verhalten mit schrecklichen Folgen für andere Menschen wird der freiheitliche Staat aber auch nie ganz verhindern oder ausschließen können.

Es handelt sich bei den diskutierten Maßnahmen auch um Reaktionen bzw. eine Verarbeitung der Ereignisse durch die Gesellschaft, die die Politik drängt, schnell irgendetwas zu tun. Zum Beispiel die Hinterbliebenen von Winnenden mit ihrem verständlichen Appell an die Politik und Öffentlichkeit. Leider werden dann die naheliegenden präventiven und wirkungsvolleren Maßnahmen, wie mehr Angebote der Jugendhilfe, zwischenmenschliche Aufmerksamkeit und Zuwendung, genügend Zeit für einander in den Schulen und eine humane Kultur der Anerkennung, gerade für Jungen, nicht wirklich konsequent und flächendeckend in die Tat umgesetzt. Vielleicht ist das schwierig (Geld, Personal, Zeit, Zuständigkeiten) und auch nicht immer möglich, aber mehr könnte und müsste in dieser Hinsicht getan werden. Von uns allen, und übrigens, so vermute ich, weiß es aber nicht genau, auch von ihnen mehr als ihr Protest gegen ein drohendes Verbot ihres Lieblingshobbys.

Ein weiterer Hinweis: In Kanada gibt es soviel Waffen in Privathänden wie in den USA, aber eklatant weniger Morde. Weil dort die Kultur des Sozialstaates viel besser verankert ist. (Filmtip: "Bowling for Columbine" von Michael Moore)

Ich vertraue ihnen, wenn sie sagen, sie seien ein ganz normaler Sportler und würden nie einer Fliege etwas zu Leide tun. Ich gönne ihnen auch ihr Vergnügen und ihr Recht darauf. Mit den Gründen für Amokläufe von meist männlichen Jugendlichen hat dass m.E. wenig zu tun, z.B. viel weniger, als der Nachamungseffekt, den die Medien durch ihre Art der Berichterstattung erzeugen. Man müsste ja sonst konsequenterweise auch Wasser-und Erbsenpistolen verbieten. Es gibt natürlich auch andere, zu respektierende Meinungen und ich habe den Eindruck, dass ich im Deutschen Bundestag zu einer Minderheit gehöre.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr Rolf Stöckel