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Otfried Hilbert
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Frage von Angela A. •

Frage an Otfried Hilbert von Angela A. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Hilbert,

dem Wochenblatt für Bramfeld/Steilshoop habe ich vor einigen Tagen entnommen, dass die GAL den Bau von Buslinien über die Kuhwiese (Bramfelder Dorfgraben) nicht unterstützen will. Der Bau der favorisierten Stadtbahn dort dauert doch aber sicher länger als eine neue Streckenführung für Busse. Die erste Stadtbahnlinie braucht z. B. mindestens einen ausgebauten Betriebshof. Was spricht dagegen, zunächst Busse und später die Stadtbahn dort fahren zu lassen?

Mit freudlichen Grüssen

Angela Adler

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Adler,

die Idee, jetzt plötzlich bis zu fünf Buslinien über die Kuhwiese und vermehrt auch über den Leeschenblick zu schleusen hat eine eindeutige Ursache: Die CDU ist mit ihrem leeren Wahlversprechen "U-Bahn nach Bramfeld/Steilshoop" am Ende. Diese unseriöse CDU-Wahlkampfaussage lässt sich schlicht wirtschaftlich nicht umsetzen - und bleibt deshalb auf Dauer ohne Perspektive! Somit musste vor der jetzt anstehenden Wahl ganz schnell ein Ersatzversprechen her ;). Da für nur eine Buslinie ein solcher Ausbau nicht finanziert werden kann, wurde offensichtlich hin- und hergerechnet, bis angebliche Vorteile für insgesamt fünf Buslinien propagiert werden konnten.

An dieser Stelle möchte ich zwar einige örtliche Vertreter der CDU in Schutz nehmen, die mir versicherten, dass auch sie von dieser Planung überhaupt nichts halten. Nur: Nach Wahlen schert sich eine regierende Landes-CDU auch kaum um die Stimmen ihrer eigenen örtlichen Vertreter.

Was wären die Folgen einer solchen Realisierung? Allein bei der Linie 118 könnte ein geringer Vorteil im Minutenbereich gesehen werden. Diese Linie fährt jedoch auch an anderen Stellen stark im Zickzack. Ihr Wert liegt nicht in einer Schnellverbindung sondern im Einbezug von Gebieten, die sonst völlig ohne Wohnungsnahe Busverbindung wären. Allein schon aus Sicht der Busfahrgäste nachteilig bei dieser m. E. kurzsichtigen Planung wäre u. a.: Keine Berücksichtigung des gewünschten Zentrums Herthastrasse/Bramfelder Markplatz, Verschlechterung der Anbindung Schwimmbad Bramfeld insbesondere auch von der Schule Heegholt aus, Einschränkung von Umsteigemöglichkeiten, Wegfall mindestens einer Haltestelle (Maybachstrasse). Einige Stadtplaner vertreten sogar ganz offen die Ansicht, eine solche Bustrasse wäre lediglich der leichter erreichbare Einstieg für eine spätere "ganz normale Durchgangsstrasse" für den motorisierten Verkehr (geäussert z. B. auf der ersten öffentlichen Planungsveranstaltung zur Neugestaltung Bramfelder Marktplatz). Trotzdem ist sicher richtig: Die Bustrasse könnte relativ schneller ;) realisiert werden als die erste Stadtbahnlinie über Steilshoop/Bramfeld.

Was aber hätte ein provisorischer Bau einer Bustrasse vor der Stadtbahn zur Folge? Die notwendige Untergrundbefestigung dieser Trasse ist in jedem Fall nicht billig, da der Untergrund zu grossen Teilen aus Schwemmsand und Moor bestehen soll - insbesondere auch in der Verlängerung Leeschenblick. Die Anwohner dort können ein Lied von den Erschütterungen und Hausgefährdungen allein schon durch den jetzigen Busverkehr singen. Am Jungfernstieg hat sich der CDU-Senat einen teuren Schildbürgerstreich geleistet: Luxusgestaltung für viele Millionen und schon wenig später erneuter Aufriss für die total überteuerte U4 in die Hafencity. Verglichen mit den hier anstehenden Vorhaben lässt sich sagen: Die solide und wirtschafliche Stadtbahn wollen wir so schnell wie möglich. Auf ein Geldversenken durch eine provisorische Bustrasse können wir hingegen gern verzichten.

Was sagen die Anwohner (u. a. Kita, Brakula, Leeschenblick) der möglichen Trasse dazu? Der eindeutige Tenor ist nach meiner Wahrnehmung (u. a. in der Stadtteilkonferenz Bramfeld und persönliche Gespräche): Eine leise und auf Grünfläche fahrende Stadtbahn ohne Schadstoffemissionen wird begrüsst. Fünf Buslinien mit extrem kurzer Fahrfolge in der Hauptverkehrszeit werden als Totalentwertung dieses schönen Grünidylls sowie als extreme Beeinträchtigung gesehen. Gegenwehr ist angekündigt.

Zusammenfassend möchte ich sagen: Es muss schnell eine solide Beplanung einer Trasse für die Stadtbahnlinie beginnen - unter Einbezug der Belange der geplanten Kultrinsel Bramfeld, der Kita, einer möglichen, aber schonenden Wohnbebauung (z. B. Projekt "Jung und Alt") hinter dem Brakula sowie der heute arg gebeutelten Anwohner im Leeschenblick.

Ob es in der Schlussphase dieser Planung in Frage kommt, ohne grosse Zusatzkosten für vielleicht zwei Jahre eine oder maximal zwei Buslinien dort fahren zu lassen, muss dann geprüft werden. Eine solche Variante halte ich jedoch für sehr unwahrscheinlich, weil sich das einfach nicht rechnet, keine erheblichen Vorteile bringt und deshalb für die Anwohner eine unnötige Belästigung darstellt.

Mit freundlichen Grüssen
Otfried Hilbert