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Otfried Hilbert
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Frage von Uwe T. •

Frage an Otfried Hilbert von Uwe T. bezüglich Verkehr

Hallo Herr Hilbert,

Sie setzen sich sich im "Kandidaten Check" für eine City Maut in Hamburg ein.

Glauben Sie nicht, dass Sie damit eine Zweiklassengesellschaft fördern? Es werden dann vermutlich diejenigen, die es sich leisten können, weiterhin mit dem privaten Kfz. in die Innstadt fahren und darüberhinaus noch das Privileg von leeren Straßen und verfügbaren Parkplätze genießen. Wäre es nicht sinnvoller, den privaten Indivudialverkehr stückweise vollständig aus der Innenstadt zu verbannen? Also mehr Fußgängerzonen zu schaffen und den erforderlichen Versorgungsverkehr zeitlich einzuschränken? Damit würde niemand bevorzugt behandelt, wir würden eine höhere Lebensqualität in der Innenstadt erreichen und ganz nebenbei noch die Abgasemissionen reduzieren.

Es wäre zwar ein Aufschrei einiger Geschäftsinhaber zu erwarten, wie er bereits bei der Teilsperrung der Mönckebergstraße zu vernehmen war, in dem vorrausschauend über Umsatzrückgang geklagt werden wird. Aber gerade das Beispiel Mönckebergstraße sollte mittlerweile gezeigt haben, dass es jedenfalls keinen Umsatzrückgang infolge der Straßensperrung für den Indvidualverkehr gibt.

Mit freundlichen Grüßen:
uwe terzenbach

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Hallo Herr Terzenbach,

es freut mich sehr, daß sie wie ich sich eine weitestgehende Entlastung der Innenstadt von motorisiertem Individualverkehr wünschen und die sehr positive Entwicklung zum Erlebnisraum Innenstadt sehen.

Es gibt sehr viele unterschiedlich erprobte Wege dahin. Selbst bei der City Maut gibt es unterschiedliche Varianten, wie z. B. eine intelligentere Parkraumbewirtschaftung. Die Kombination mit einer generellen HVV-Karte für alle Fahrten, welche ich im Kandidaten Check als Beispiel genannt habe finde ich so attraktiv, weil sie praktisch ohne Bürokratie auskommt, in Folge die HVV-Preise generell sinken können und somit wieder der Anreiz, öffentlich zu fahren gesteigert wird. Sie kann auch individuell jeweils variabel als Zeit- oder Einzelkarte z. B. per Handy gebucht werden. Selbst die CC-Variante bietet je nach Bedarf Vorteile für den Fahrwunsch wie für die Staufreiheit.

Entscheidend ist aus meiner Sicht, daß dieser Prozeß Übergangszeiten braucht, in denen die Menschen sich langsam darauf einstellen können, die nur scheinbar naheliegende Sichtweise zu verlassen: HVV-Karte kostet bei jeder Fahrt, der PKW steht ja sowieso vor der Tür und tanken muß ich noch nicht wieder ;). Zur Zeit ist es doch so, daß die regelmäßigen HVV-Nutzer die Gelegenheitsnutzer massiv subventionieren, die nur 1 - 3 mal im Monat den HVV nutzen, dann aber wie selbstverständlich ein dichtes Streckennetz mit engen Taktzeiten erwarten. Sobald alle dazu beitragen ein sehr gutes HVV-Strukturangebot zu finanzieren, wird der HVV noch viel attraktiver und günstiger.

Dieser Zeitablauf für eine Gewöhnung an die Umstellung ist mit Vollumstellungen kaum erreichbar. Da würde es - wie sie schon richtig vermuten - einen Kampf besonders Betroffener um jede Straße geben und eher das Gefühl von Ungerechtigkeiten in konkreten Einzelfällen aufkommen. Besser ist eine Anreizstruktur, die Raum für individuelle Entscheidungen lässt. Daß dabei Menschen - abhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten -unterschiedlich schnell lernen, kann m. E. zeitlich begrenzt hingenommen werden, denn schlußendlich kann der freiwerdende Raum stadtplanerisch für alle optimal genutzt werden - und es wird einfach generell üblich, den PKW für die Innenstadt gar nicht erst in Betracht zu ziehen.

Von einem breiten Konsens in der Bevölkerung - nach umfassender Darstellung - wird abhängen, welche Varianten hier in welcher Reihenfolge genauer verfolgt werden sollen.

Mit freundlichen Grüßen

Otfried Hilbert