Sehr geehrter Herr Schäfer, wie stehen Sie zur Identitätspolitik und geschlechtergerechten Sprache ?
Ich habe gesehen, dass Ihre Partei grundsätzlich eher politisch linksliberal ausgerichtet ist, aber Sie gegen Frauenquote und eine Wahlliste mit genau gleichem Geschlechteranteil sind.
Das hat bei mir das Interesse geweckt, Sie zu fragen, wie Ihre allgemeine Haltung zur Identitätspoltik der linken Kreise ist und wie Sie zur geschlechtergerechten Sprache stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Katharina H.
Liebe Frau H.
geschlechtergerechte Sprache ist mir egal. Jeder Mensch ist frei, zu sprechen, wie er mag. Ich selbst gendere in der Regel nicht, würde aber nie auf die Idee kommen, es anderen zu verbieten oder einzufordern. Es gibt meiner Meinung nach kein unwichtigeres in Deutschland diskutiertes Thema als das Gendern.
Identitätspolitik betrachte ich als hochproblematisch. Menschen sind Individuen und jeder für sich verschieden. Die Einkategorisierung in Gruppen trägt nicht zu einem gesamtgesellschaftlich besseren Klima bei, insbesondere nicht, wenn sie gegeneinander ausgespielt werden. Ich möchte auf gerechte Chancen für alle hinarbeiten, unabhängig von individuellen Merkmalen. Deshalb lehne ich Quoten ab. Sie sorgen eben nicht für Gleichberechtigung und schränken darüber hinaus die Wahlfreiheit ein. Das Geschlecht darf in einer Demokratie niemals wichtiger als die erhaltene Stimmenzahl sein.
Für mich besteht ein großer Unterschied zwischen Gleichberechtigung und Gleichmacherei. Es gibt Unterschiede zwischen Menschen, die können auch mit Merkmalen wie dem Geschlecht zusammenhängen, und das ist völlig ok. Ich denke, wir sind hier als Gesellschaft auf einem guten Weg, auch ohne Quoten. Der Schlüssel zu freier Selbstentfaltung und Chancengerechtigkeit ist Bildung.