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Frage von Carla M. •

Frage an Harald Koch von Carla M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Koch,

was könnten Sie dafür tun, dass Die Linke die Wahl von Herrn Gauck als Bundespräsidenten unterstützt?

Die Ernennung eines eigenen Kandidaten erscheint mir kontraproduktiv, da Die Linken damit Stimmen ´verschenken´ werden und somit eher die Kandidatur von Herrn Wulff zum BP fördern.

Allein die Nominierung eines aktuellen, noch amtierenden Parteipolitikers, der darüber hinaus bereits in der CDU sozialisiert wurde, dort seine Karriere gestrickt hat und außer der CDU in seinem Leben nicht viel anderes kennen gelernt hat, erscheint mir als unerträgliche Dreistigkeit von Frau Merkel und ihrer Regierungskoalition - die ÜBERPARTEILICHKEIT und die UNABHÄNGIGKEIT, die das Amt des Bundespräsidenten m. W. eigendlich erfordert, kann so ein Parteisoldat einfach gar nicht aufbringen!

Ich bitte Sie daher inständig, diesen absurden, parteienkomplott- und politfilzstrickenden Vorschlag der Regierung abzustrafen, indem Sie sich für die Wahl des Herrn Gauck zum Bundespräsidenten einsetzen und stark machen.

Für mein Empfindem MUSS Die Linke sich nun UNBEDINGT einen Ruck geben und ALLES auch nur IN IHRER MACHT STEHENDE TUN, um einen CDU-PARTEI-BUNDESPRÄSIDENTEN zu verhindern! Alles Andere weist Die Linke m. Ea. aus als ebenso parteiverstrickt und selbstverliebt wie die übrigen Parteien.

Also - geben Sie sich einen Ruck! Dieses Vorgehen bietet Der Linken doch DIE Gelegenheit, sich von den Vorwürfen der Stasi-Verstrickungen zu befreien und eindeutig FÜR eine klare Aufarbeitung der Vergangenheit einzutreten.

Freue mich über Ihre Anwort!

MFG, C.M.

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Sehr geehrte Frau Müller,

einerseits bestand ein Problem darin, dass SPD und Grüne nicht mit uns redeten, sondern meinten, uns einfach einen Kandidaten vorsetzen zu können.
Hätten wir miteinander gesprochen, hätte es auch eine Verständigungsmöglichkeit gegeben. Rot-grün handelte aber nach dem Motto „Friss oder stirb“, was
für DIE LINKE nicht so einfach hinzunehmen ist.
Ich teile Ihre Befürchtung nicht, dass es Christian Wulf verhinderte, wenn wir Joachim Gauck wählten. Union und FDP haben eine ausreichende absolute
Mehrheit und werden diese gewiss nutzen. Glauben Sie bitte nicht im Ernst, dass eine nennenswerte Zahl von Abgeordneten von Union und FDP bereit sein
wird, die eigene Regierung deutlich zu schwächen und der Lächerlichkeit preiszugeben.

Bei Joachim Gauck besteht das Problem darin, dass er sich nur mit der politischen Freiheit, aber nicht mit der sozialen Freiheit beschäftigt. Egal, ob es um die Agenda 2010, Hartz IV, Rente ab 67 oder andere Sozialkürzungen ging, niemals hat sich Herr Gauck dagegen geäußert, sondern ausdrücklich den so genannten Fürsorgestaat abgelehnt. Er befürwortet nicht nur die Beteiligung der Bundeswehr am Krieg in Afghanistan, sondern begrüßte auch den Irakkrieg. Im Kern findet er die Gesellschaft, so wie sie heute existiert, völlig in Ordnung. Das macht es für uns zu schwer, ihn zu wählen.

Außerdem hat er unsere Partei als überflüssig bezeichnet und will sicherlich nicht von einer von ihm selbst als überflüssig empfundenen Partei gewählt werden.

Es war deshalb schon besser, dass wir eine eigene, sehr gute, unabhängige Kandidatin mit Luc Jochimsen aufgestellt haben. Luc Jochimsen hat eine Biografie vorzuweisen, die von politischer Geradlinigkeit gekennzeichnet ist. Sie wäre als Präsidentin eine moralische Instanz für soziale Gerechtigkeit. Und diese Instanz hat unser Land bitter nötig.

Ich hoffe, unsere Entscheidung Ihnen plausibel gemacht zu haben und verbleibe
mit den besten Grüßen

Harald Koch