Gregor Voht
Gregor Voht
FREIE WÄHLER
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Frage von Jan K. •

Wie umgehen mit psychischer Gesundheit?

Hallo,

Über einen längeren Zeitraum hinweg bin ich jetzt schon an Depressionen erkrankt (unter anderem aufgrund von Ausgrenzung in der Schule, wo mir häufig Homophobie und Behindertenfeindlichkeit begegnet sind). Ich selbst bin Mitglied einer anderen Partei, möchte aber erreichen, dass dieses Thema generell mehr Aufmerksamkeit in der deutschen Gesellschaft bekommt, wobei den demokratischen Parteien eine wichtige Rolle zukommt und überparteiliche Zusammenarbeit eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Deswegen habe ich an Dich folgende Fragen:

- Siehst du Mobbing und psychische Erkrankungen als wichtiges gesellschaftliches Problem?

- Wie kann man junge Menschen besser vor Mobbing und Homophobie schützen?

- Wie kann dieses Thema in Deutschland und Europa enttabuisiert werden?

- Was muss sich bei Prävention und Behandlung grundsätzlich ändern?

Was würdest Du tun, um die Lage psychisch kranker Menschen zu verbessern, wenn Du gewählt werden solltest?

Vielen Dank und beste Grüße :)

Gregor Voht
Antwort von
FREIE WÄHLER

Vielen Dank für die Frage und den Mut das Thema öffentlich zu machen! 

Das Thema psychische Gesundheit ist mir sehr wichtig. Ich habe es anlässlich der letzten Bundestagswahl auch im Kandidaten-Check des NDR als ein zentrales Thema eingebracht. Jeder vierte Deutsche hat depressive Symptome, ebenso viele erleben mindestens einmal im Leben eine Angststörung. Im Jahr 2018, also noch vor der Corona-Pandemie, starben 58.000 Menschen in Folge von psychischen Störungen und Verhaltensstörungen. Nützlichkeitsdenken und Konformitätsdruck, nicht sein dürfen, wie man ist – das macht Menschen krank. Deswegen brauchen wir wieder ein echtes Wertefundament für unsere Gesellschaft: Gemeinschaft, Respekt, Akzeptanz und Anstand. Wir FREIE WÄHLER wollen eine Gesellschaft, die nach dem Leitmotto funktioniert „Alle kommen mit“, die niemanden abhängt oder aufgibt. 

Wir FREIE WÄHLER treten für ein Europa ein, in dem alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität frei leben können. Das von der EU formulierte Ziel, einen Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts zu schaffen, muss für alle Menschen umgesetzt werden. Die EU hat in vielen Ländern die Lebenssituation von LSBTIQ* bereits erheblich verbessert. In einigen Staaten wird jedoch versucht, die Errungenschaften der letzten Jahre ins Gegenteil zu verkehren. Wir fordern deshalb, die Mittel für Aufklärungsarbeit und das „Programm für die Förderung von Vielfalt“ aufzustocken. Zusätzlich fordern wir, der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs folgend, eine Anerkennung eingetragener Partnerschaften und gleichgeschlechtlicher Ehen in allen Mitgliedsstaaten. 

Die FREIEN WÄHLER stellen sich gegen die geplante Umsetzung der Entgeltkürzungen bei psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken. Die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) definierten Untergrenzen für die Personalausstattung der Kliniken wurden ohne Evidenzgrundlage und ohne die Bezugnahme auf aktuelle Leitlinien definiert. Durch die die Weiterführung der über 30 Jahre alten Personalanhaltszahlen werden ab 2024 nahezu alle Kliniken in allen Regionen des Landes von den Sanktionen betroffen sein. Die FREIEN WÄHLER setzen sich deshalb dafür ein, dass die Sanktionen in ihrer jetzigen Form gestrichen werden und die Evaluation der Personaluntergrenzen durch das IQTIG vorgezogen werden. Vor dem Hintergrund des aktuellen Fachkräftemangels sollen Krankenhäuser, die die Personalmindestvorgaben aktuell nicht erfüllen können, zunächst Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen erhalten. 

2021 waren psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen erstmals die häufigste Ursache für stationäre Krankenhausbehandlungen von älteren Kindern und Jugendlichen. Etwa 81.000 der rund 427.600 Krankenhauspatienten im Alter von 10 bis 17 Jahren wurden deshalb stationär behandelt. Das entsprach 19 Prozent aller Krankenhausbehandlungen in dieser Altersgruppe. Bereits jetzt sind die Wartezeiten auf einen stationären Behandlungsplatz mit bis zu einem Jahr unzumutbar.

Der Mangel an Fachkräften im Gesundheitswesen ist bekannt und kann von den Fachkliniken selbst nicht nachhaltig gelöst werden. Insbesondere in den Berufsgruppen der Pflege, der Spezialtherapie und der Sozialen Arbeit können viele Stellen nur mit großer Mühe besetzt werden. Da laut G-BA Vorgaben die Personalvorgaben in allen Berufsgruppen eingehalten werden müssen, werden viele Kliniken trotz großer Anstrengungen von Sanktionen betroffen sein. Ihr Budget wird sich durch die Strafzahlungen reduzieren. Das kann für einige Kliniken die Schließung bedeuten, da ihr Weiterbetrieb dann wirtschaftlich nicht mehr möglich ist. Diesen Kahlschlag in der Versorgungslandschaft wollen wir FREIE WÄHLER verhindern. Zusammen mit den Fachgesellschaften, dem Gesundheitsministerium und dem IQTIG muss deshalb eine evidenzbasierte Personalbemessung in psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken für eine qualitativ hochwertige stationäre Behandlung in allen Teilen Deutschlands entwickelt werden. Hierbei müssen beispielsweise auch die Ergebnisse des Projekts „EPPIK“ Berücksichtigung finden.

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