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Frage von Frank H. •

Frage an Erich Sturm von Frank H. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Sturm

Sie haben ja Erfahrungen sowohl in der Medizin als auch in der EDV. Wie schätzen Sie die Gesundheitlichen Gefahren eines Stadtweiten WLAN-Netzes ein und befürworten Sie dieses? Warum?

Danke.

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Antwort von
dieBasis

Sehr geehrter Herr Hatter,

mit der Beantwortung des ersten Teils Ihrer Frage, der Einschätzung nach den gesundheitlichen Gefahren, begebe ich mich auf sehr dünnes Eis. Ich selber schließe nicht aus, dass die "Bestrahlung" durch Radar, Handynetze, WLan-Netze, Satelliten und terrestrisches digitales Fernsehen (Ich habe bestimmt noch einiges vergessen) Auswirkungen auf unseren Körper hat.
Die meisten wissenschaftlichen Studien verneinen direkte negative gesundheitliche Auswirkungen, zu mindestens wenn man sich nicht in unmittelbare Nähe zu einer Strahlenquelle befindet. Aber selbst wenn man sich gegen WLan, pulsende ISDN-Telefone und Handys entscheidend, können Sie der Strahlung nicht entgehen. Zu mindestens innerstädtisch. Wenn ich in meiner Wohnung den Laptop öffne, sehe ich wenigstens 8 WLan´s, die in meiner Umgebung aktiv sind. Nicht weit entfernt stehen Mobilfunkmasten auf alten Bunkern oder höheren Häusern der Umgebung, usw.
Letztendlich muss man sagen, dass ein gigantisches Experiment stattfindet, bei dem wir alle die Testpersonen sind. Ob wir wollen oder nicht. Ob dieses Experiment folgenlos bleibt, uns mehr schadet als nutzt oder unserer menschlichen Entwicklung mehr nutzt als schadet, das werden wohl erst spätere Generationen ausreichend beurteilen können. Zu alle dem ist es unmöglich, das "Bestrahlungsexperiment" separat zu betrachten. Wir vergiften unsere Umwelt und uns selbst mit Unmengen von Chemikalien. Wir nehmen Giftstoffe durch die Nahrung auf und bekommen seit der Entdeckung der Röntgenstrahlung mal mehr, mal weniger hohe Dosen an Radioaktivität ab, usw.

Ich möchte Ihre Frage nicht relativieren, sondern ich sehe keine Möglichkeit der großflächigen Veränderung. Ein stadtweites WLan würde unter Umständen zu einer geringen Reduzierung von Strahlung führen können, wenn im Gegenzug die einzelnen, privaten WLan´s wegfallen würden. Das das durchsetzbar ist, wage ich aber zu bezweifeln.

Rein vom technischen Aspekt begrüße ich ein stadtweites WLan uneingeschränkt, besonders wenn es für alle offen wäre. Ich habe vor kurzen in südspanischen Städten die positive Erfahrung offener, kommunaler Netze machen dürfen, und es wäre ein Fortschritt der Informationsfreiheit und der digitalen Grundversorgung auch nicht so begüterter Mitbürger, wenn das auch in Deutschland möglich wäre. Wenn, ja wenn es in Deutschland die Mitstörerhaftung nicht gäbe.

Ich hoffe, dass ich Ihre Frage ausreichend beantwortet habe, die ohne Zweifel viel Raum lässt für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema. Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass die Piratenpartei u. a. den transparenten Staat fordert, und dazu gehört die unverzügliche und uneingeschränkte Offenlegung von durch Staatsgelder finanzierter oder bezuschusster Studien. Informationsfreiheit kann uns helfen, Gefahren, die heute noch aus wirtschaftlichen und/oder politischer Interessen verschwiegen werden, früher publik zu machen und entsprechendes Handeln einzufordern. Erst freie Informationen ermöglichen ein vernünftiges und menschliches Abwägen.

Mit freundlichen Grüßen
Erich Sturm