Ein junger Herr mit Brille, kurzen braun-schwarzen Haaren, mit dunkel blauen Sakko und weißem Hemd. Hinter dem Kopf eine Kopfstütze
Constantin Grosch
SPD
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Frage von Patrick N. •

Frage an Constantin Grosch von Patrick N. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Grosch,

ich möchte mich heute mit einer Frage an sie wenden, die ich - wie viele andere Menschen auch - als äußerst wichtig und wegweisend für die zukünftige Richtung der Entwicklung unserer Gesellschaft erachte.

Am 12.12.2012 beschloss der Bundestag mit großer Mehrheit - auch mit mehrheitlicher Zustimmung ihrer Partei - die Verabschiedung eines "Gesetzes über den Umfang der Personensorge bei einer Beschneidung des männlichen Kindes" (Drucksache 17/11295), nunmehr geregelt in § 1631d BGB.

Ebenfalls wurde ein alternativer Entwurf eines "Gesetzes über den Umfang der Personensorge und die Rechte des männlichen Kindes bei einer Beschneidung"  (Drucksache 17/11430) mit großer Mehrheit abgelehnt.

Da diesem Thema in den Medien breite Aufmerksamkeit gewidmet wurde, gehe ich davon aus, dass Sie mit der Thematik, ihren Hintergründen und der Argumentationen der verschiedenen Interessengruppen zumindest einigermaßen vertraut sind.

Ich möchte Sie nun fragen, wie Ihre persönlichen und politischen Ansichten in dieser Sache gelagert sind und natürlich inwiefern Sie gewillt sind und sich in der Lage sehen, diese im Falle ihrer Wahl in den niedersächsischen Landtag in greifbare politische Einflussnahme zu dieser Thematik umzusetzen.

Meine eigenen Ansichten zu diesem Thema, möchte ich Ihnen vorerst noch nicht mitteilen, da ich mir hiervon eine eher von persönlicher Überzeugung als von wahltaktischem Opportunismus geprägte Antwort erhoffe.

Seien Sie jedoch versichert, dass ich bereits für mich persönlich beschlossen habe, die Ansichten und vor allem Taten der verschiedenen Kandidaten und Parteien in dieser Sache, mindestens bis zum Jahr 2030 - wenn nicht länger! - erheblichen Einfluss auf mein Wahlverhalten bei allen Wahlen auf Landes- wie auf Bundesebene haben zu lassen.

In Erwartung Ihrer hoffentlich ehrlichen und wohl durchdachten Antwort verbleibe ich.

Mit freundlichen Grüßen
Patrick Neumann

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Neumann!

Zunächst möchte ich nur kurz anmerken, dass meine Partei, also die Piratenpartei, im Bundestag dem Gesetz "über den Umfang der Personensorge bei einer Beschneidung des männlichen Kindes" nicht zugestimmt hat, aus dem schlichten Grund, da diese noch gar nicht im Bundestag vertreten ist.

Nun aber zu Ihrer Frage, wie ich persönlich und politisch zu der Frage von nicht medizinisch notwendigen Beschneidungen stehe: Persönlich wünsche ich mir, dass Kinder möglichst weltanschaulich neutral aufwachsen können. Dazu zählt meiner Meinung nach auch die religiöse "Erziehung". Alleine aus diesem Grund lehne ich religiöse Rieten an oder mit Kindern ab, solange sie nicht frei und unabhängig selber darüber entscheiden können. Wann dies der Fall ist, kann man gewiss trefflich streiten, unter 14 Jahren brauch man aber darüber wohl gar nicht erst anfangen zu diskutieren. Auch möchte ich unterstreichen, dass ich alle religiösen Rieten meine, also eine Beschränkung auf eine bestimmte Religion ausschließe.

Aber selbstverständlich ist dies nicht der einzige Grund, weshalb ich gerade Beschneidungen bei Kindern und im übrigen auch jegliche anderen Eingriffe, die nicht medizinisch notwendig sind, an Kindern ablehne (dazu gehören vermehrt auch leider Schönheitsoperationen bei Kindern). Das Recht auf körperliche Unversehrtheit wiegt meiner Ansicht nach schwerer als die Entscheidungsfreiheit der Eltern. Zumal ein jeder Mensch, sobald er frei und unabhängig handeln kann, mit seinem Körper machen darf, was er für sich für richtig hält. Anmerken möchte ich allerdings ehrlicherweise, dass dieses Thema nicht eines meiner Schwerpunkte ist.

Im übrigen teile ich damit auch die Meinung meiner Partei, wie sie u.A. hier nachlesen können: http://www.heise.de/tp/blogs/8/152613

Nun ist noch die Frage offen, inwiefern ich diese Thematik in "greifbare politische Einflussnahme" umsetze. Soweit ich mit meinem Sachstand richtig liege, ist dies ein Thema für die Bundesebene. Eventuell gäbe es über den Landtag die Möglichkeit über eine Bundesrats-Initiative aktiv zu werden. Zudem setzen wir uns als Piratenpartei stark für eine Trennung von Staat und Religion / Kirche ein ( http://www.piratenpartei.de/politik/staat-und-demokratie/trennung-von-staat-und-religion/ ), was aber keinesfalls bedeutet, dass wir Glaubensgemeinschaften keine Rahmenbedingungen setzen wollen (s.o.).

Ich hoffe, ich konnte Ihre Frage erst einmal grob beantworten. Gerne können Sie mich erneut kontaktieren, falls dies von Abgeordnetenwatch unterbunden wird, auch gerne über folgende Seite:
http://www.piraten-hameln.de/uber-uns/mandatstrager/#kreistag

Mit freundlichen Grüßen,
Constantin Grosch

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Constantin Grosch
SPD