Bettina Berens
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Frage von Corinna G. •

Frage an Bettina Berens von Corinna G. bezüglich Jugend

Sehr geehrte Frau Berens ,

Für meine Frage benötigen wir einen kurzen Abriss:

Die pädagogischen Möglichkeiten der Erzieher/ Innen in diesem Land und auch in Deutschland gesamt sind ausgeschöpft, sie streikten sogar letztes Jahr und forderten einen angemessenen Personalschlüssel in den Gruppen, welcher auch bei Urlauben und in Krankheitsfällen gesichert ist. Die Realität ist ja meistens die, ich spreche da aus eigener Berufserfahrung, dass eine Erzieherin mit 25 Kindern in der Gruppe so gut wie alleine ist. Bei einigen Trägern wird eine Zweitkraft von 9-12 Uhr gestellt. Nun kann sich bitte jeder selbst vorstellen, welche entspannte und empathische Pädagogik in dieser Lage noch möglich sein KANN . Und das bei Kindern zwischen 3 und 6 Jahren.
Mich interessiert nun:
Wie bewerten Sie den florierenden Ausbau der Kindertagesstätten in Bezug auf die Aufnahme von Kindern zwischen 4 Monaten und 3 Jahren in den Tagesstättenbetrieb, welches durchaus Betreuungszeiten von bis zu 10 Stunden am Tag bedeutet?

Vielen Dank im Voraus,
C. Günther

Antwort von
Einzelbewerbung

Sehr geehrte Frau Günther,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich habe bis vor 4 Jahren nicht gedacht, dass das Kibiz-Gesetz auch für mich noch Relvanz haben würde. Durch meine jetzt 3jährige Tochter habe ich mich damit auseinandersetzen müssen.

Grundsätzlich ging ich davon aus, dass die Betreuung der Kinder für den Staat die Bedeutung haben könnte, dass die Frauen flexibel genug werden würden, um dem Arbeitsmarkt wieder zur Verfügung zu stehen. Also sollten die Zeiten dementsprechend sein. Weit gefehlt. Von flexibel keine Spur. 3 Varianten und die auch nicht in jeder Kita. Mehr ging nicht. Und dann auch noch zu vorgeschriebenen Zeiten, ab dann, wenn der Kindergarten öffnet und schließt, nicht in dem Zeitrahmen, der den Eltern vorgegeben ist.

Was sollte die ganze Aktion dann werden?

Angeblich, um sicherzusein, wieviel Personal zur Verfügung gestellt werden sollte. Klar, jetzt weiß man, wieviel Personal man in Jahr X braucht, wieviel in Jahr Y weiß man schon nicht mehr. Der Personalschlüssel an sich ist schon eine Wissenschaft.

Die privat organisierten Kitas bieten einen weitgehend flexiblen Zeitrahmen an. Dort muss man höhere Gebühren in Kauf nehmen. Jetzt stellt sich die Frage: Verdienen die privaten Kitas zuviel Geld oder ist die Politik nicht bereit, den Kindern das zu geben, was möglich ist?

Auch die Tatsache, dass die falsche Straßenseite entscheidet, ob man überhaupt Gebühren zahlen muss, ist falsch.

Desweiteren kann ich aus meiner Sicht nur behaupten, dass es nicht zu leisten ist, wenn 15 Kinder im Alter von 4 Monaten bis zu 3 Jahren von 2,5 meist Frauen betreut werden. Dort muss man Abstriche in Kauf nehmen. Das Miteinander von unter Dreijährigen ist noch nicht so ausgeprägt, dass man von Mithilfe sprechen kann. Wenn man eine gemischte Gruppe bis 6 Jahren führt, mag das wieder gegeben sein.

Auch ist es nicht gewährleistet, dass das Kind über die gesamte Zeit eine Betreuungsperson hat. Das geht schon arbeitszeitmäßig nicht, wenn das Kind 45 h in der Kita betreut werden soll. Also wird am Kind gespart.

Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen ist da. Ob es für alle Beteiligten besser wäre, wenn die Kinder bis 3 Jahre von den Eltern betreut werden, stellt sich daher nicht. Wenn die Nachfrage politisch gewollt ist, steht der Staat in der Verantwortung, dieser Nachfrage das bestmöglichste Angebot zu machen. Und das sehe ich zum derzeitigen Stand nicht.

Ich erwarte von der Politik, dass sie auch in Punkto Kinderbetreuung eine Menge nachholen sollte. Und das wird auch Geld kosten, das angeblich nicht da ist. Man sollte sich auch hier bewusst machen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, wird es teurer.

Ich stelle mir ein flexibles Angebot vor, dass es den Eltern ermöglicht, das Kind weitgehend freibestimmt in den Kindergarten zu geben. Ich erwarte Öffnungszeiten, die sich der veränderten Berufswelt anpassen. Ich erwarte, dass die Mitarbeiter bestmöglichst ausgebildet sind. Ich will einen Ausbildungsberuf, der den Namen auch verdient. Dazu gehört ein logopädischer, motorischer und psychologischer Ansatz, der auch Handlungskompetenz bringt. Ich will eine vernünftige Ernährung, d.h. es gehört eine Hauswirtschaftskraft in jeden Kindergarten, wie sollen die Kinder denn kochen lernen, wenn sie sehen, das jemand das Essen bringt, wie es zubereitet wird, sehen sie nicht. Ich erwarte eine Anbindung an die Grundschulen und die ortsansässigen Vereine. Und eine angemessene Entlohnung der Mitarbeiter. So gut, dass sich auch Männer für diesen Beruf interessieren. So blöd wie das jetzt auch klingt.

Ich erwarte weiterhin, dass der Kindergarten immer auch den Menschen offensteht, die mithelfen können und wollen. Da ist ein weiterer Ansatz zu sehen, denn viele Kinder haben keine Probleme, die haben die Eltern und denen sollte man Hilfe zur Selbsthilfe bieten.

Auch über die Infrastruktur muss neu nachgedacht werden. Die Unterstützung von freien Trägern sollte neu überdacht werden.

Ich wünsche uns, dass es nicht mehr zu lange dauert, bis wenigstens die Mindestanforderungen, die die Politik vorgibt, auch erfüllt sind. Von Qualität kann ich bei diesen Mindestanforderungen allerdings nicht sprechen, da fehlt noch einiges.

Meine besten Wünsche an Sie
Ihre Bettina Berens