Portrait von Willi Brase
Willi Brase
SPD
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Willi Brase zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Ulrike S. •

Frage an Willi Brase von Ulrike S. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Brase,

auch in Ihrem Wahlkreis ist bei vielen Menschen die Erkrankung Borreliose ein Thema. Leider mussten zwei Betroffene in meiner Familie die Erfahrungen vieler Erkrankter teilen, dass es keine standardisierte, zuverlässige Diagnostik und keine sicher heilende Therapie gibt und die Borreliose in eine langwierig verlaufende Multi-Organ-Erkrankung mündete. Es wurde sogar eine Behandlung wegen des herrschenden Meinungsstreit zu dieser Krankheit verweigert.
In Deutschland ist laut Robert Koch-Institut bereits jeder 14. Jugendliche mit Borrelien, den bakteriellen Erregern der meist durch Zeckenstiche übertragenen Lyme-Borreliose infiziert. 1981 wurde der Erreger entdeckt, doch bis heute fehlt es an allem, was medizinisch notwendig ist.
Dagegen muss dringend etwas getan werden, denn Betroffene und ihre Angehörigen und Freunde erwarten, dass sich Politiker dieses viel zu lange vernachlässigten, gesundheitspolitischen Themas annehmen.

Deswegen im Hinblick auf die anstehenden Bundestagswahlen meine Fragen:
1. Werden Sie sich dafür einsetzen, dass am es im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung Borreliose-Forschungsprojekte und Langzeittherapie-Studien geben wird, damit man neue Behandlungsformen entwickeln kann?
2. Werden Sie sich dafür einsetzen, dass Ärzte Borreliosefälle bundesweit als Praxisbesonderheit melden können, um nicht um ihre Existenz fürchten müssen, wenn sie Borreliose-Patienten behandeln?
3. Werden Sie sich für eine bundesweite Meldepflicht aller (!) Krankheitsmanifestationen (nicht nur der Wanderröte) der Lyme-Borreliose einsetzen?
4. Werden Sie sich dafür einsetzen, dass das Robert Koch-Institut mit der epidemiologischen Forschung zur Anzahl der Erkrankten und Häufigkeit der von Zecken übertragenen Co-Erreger beginnt?

Bitte machen Sie dieses Thema zu Ihrem Anliegen.

Vielen Dank & mit freundlichen Grüßen
Ulrike Schneider

Portrait von Willi Brase
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Schneider,

herzlichen Dank für ihre Frage, die ich Ihnen hiermit sehr gerne beantworten möchte. Grundsätzlich ist es so, dass Politik die Diagnostik und Therapie konkreter Erkrankungen nicht beeinflussen kann und darf. Das muss Ärztinnen und Ärzten sowie medizinischen Fachgesellschaften vorbehalten bleiben, die über den notwendigen medizinisch-wissenschaftlichen Sachverstand verfügen. Politik hat aber die erforderlichen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass Patientinnen und Patienten die für sie notwendige medizinische Versorgung auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse erhalten. Das schließt auch Bedingungen für die Erforschung von Krankheitsbildern sowie von Diagnose- und Behandlungsmethoden ein. Die politisch Verantwortlichen sind dazu auf Hinweise von Betroffenen und den Betroffenenverbänden angewiesen. Im Rahmen eines interdisziplinären Expertinnen- und Expertentreffens beim Robert-Koch-Institut im Jahr 2008 sind im Zusammenhang mit Borreliose zahlreiche Bereiche aufgezeigt worden, in denen Forschung als dringend notwendig angesehen wurde. Ein wichtiges Forschungsvorhaben zur Häufigkeit der Lyme-Borreliose bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland konnte inzwischen abgeschlossen werden. Patientinnen- und patientenorientierte Gesundheitsforschung ist der SPD ein wichtiges Anliegen. Die SPD wird den Forschungsstand in Bezug auf Borreliose prüfen und sich, soweit erforderlich, für die Intensivierung der Forschungsaktivitäten einsetzen. Es wird in diesen Zusammenhang auch zu prüfen sein, ob zur Verbesserung der Datenlage eine bundesweite Meldepflicht notwendig ist. Ärztinnen und Ärzte haben bereits heute die Möglichkeit, gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen Praxisbesonderheiten begründet geltend zu machen, wenn sie eine Borreliosepatientin oder einen Borreliosepatienten behandeln und diese Behandlung zum Überschreiten ihrer Richtgrößen z. B. für die Verordnung von Arzneimitteln zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung führt. Hinsichtlich Ihrer Schilderung, dass eine Behandlung verweigert worden ist, empfehle ich Ihnen dringend, die Unabhängige Patientenberatung, die zuständige Kassenärztliche Vereinigung und die Landesärztekammer um Rat zu ersuchen.

Mit freundlichen Grüßen

Willi Brase