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Frage von Georg M. •

Frage an Walter Riester von Georg M. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Riester,

ich habe drei verschiedene Fragen und hoffe, daß Ihnen das nichts ausmacht.

Die erste Frage:

Im Magazin "Kontrovers" auf BR kam letztens folgendes: 1 Euro-Jobber, Rehabilitanten, Menschen die Sozialgeld erhalten usw. würde man nicht in die Statistik mit reinrechnen.
So sei die Arbeitslosigkeit bei etwa 5-6 Mio.
Auch die "FAZ" berichtete, dass 3,2 Mio. Arbeitslose gar nicht in der Statistik erfasst werden.
Hinzu würde eine "stille Reserve" kommen. Zum Beispiel Frauen, die zwar arbeiten möchten, aber aufgrund der Aussichtslosigkeit auf einen Job, lieber vom Geld ihres Partners leben. Diese Zahl wird auf 2 Mio. geschätzt.

Kann man die Statistik nicht ändern? Wenigstens die 1 Euro-Jobber sollte man doch nicht herausrechnen. Das alles sieht etwas nach Schönfärberei aus.
Außerdem gab ein Institut in Halle bekannt, dass 1 Euro-Jobbs immer häufiger reguläre Jobs vernichten würden. Warum setzt man nun 1 Euro-Jobber in der Privatwirtschaft ein? Das war doch ursprünglich gar nicht vorgesehen.

2. Überschätzen Sie den demografischen Faktor nicht?
Denn Ihre Annahme, dass jeder einen Job hätte, der dem Arbeitsmarkt mehr zur Verfügung stünde, ist ja zunächst mal eine Annahme.
Heute früh musste ich bei den Frühstücksnachrichten via Radio schlucken. Die Bundesregierung lege den Migrationsbericht vor.
Und u.a. hat da eine Grünen-Politikerin mehr Zuwanderung aufgrund des demografischen Wandels gefordert.
Ich bin noch jung. 30 Jahre alt. Darf meinen Beruf nicht mehr ausüben und habe Fibromialgie. Kein schönes Leben, wenn man schon einige Zeit ohne Job ist.
Die konkrete Frage: Sollte der Arbeitsmarkt nicht nur für diejenigen geöffnet werden, die wir wirklich brauchen? Es werden nicht überall Professoren herkommen. Mir kommt es so vor, als ginge es in Wirklichkeit nur um Lohndumping.
Können Sie meine Angst etwas verstehen?

Die 3 Frage: Warum sperrt sich ausgerechnet die (ehemalige) Arbeiterpartei SPD, die Pendlerpauschale wieder einzuführen?

Ihnen alles Gute!

Gruß

Georg Mayer

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Moers,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

Zu Ihrer ersten Frage: Natürlich ermöglichen alle statistischen Aussagen auch kritische Interpretationen. Die entscheidende Frage ist dabei immer, was einem die statistische Aussage an Einsicht bringen kann. Geht es dabei darum, die Unterbeschäftigung in Deutschland auszuweisen, dann teile ich Ihre kritische Sicht. Geht es aber darum aufzuzeigen, wer unmittelbar im ersten Arbeitsmarkt in der Vermittlung zur Verfügung steht, dann muss ich ein Ein-Euro-Jobber und Rehabilitanten etc. aus der Statistik heraus nehmen.

Natürlich können Statistiken geändert werden. Aber man wird auch bei einer Änderung nicht dahin umhin kommen, sich immer wieder Klarheit darüber zu verschaffen, welche Einsicht über eine Statistik gewonnen werden kann.

Zu Ihrer zweiten Frage: Ich halte hier Ihre Sorge für sehr begründet. Die Annahme, dass jeder einen Job hätte, der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stünde ist gelinde gesprochen naiv. Im Gegenteil. Der erste Arbeitsmarkt verschließt sich zunehmend den Menschen, die den sich veränderten Anforderungen an Qualifikation, Flexibilität und Alter nicht entsprechen. Insofern kann ich auch Ihre Angst sehr gut verstehen.

Zu Ihrer dritten Frage: Es gibt weder in der Fraktion, noch in der SPD eine geschlossene Auffassung zur zukünftigen Behandlung der Pendlerpauschale. Gegenwärtig gibt es nur eine Mehrheitsmeinung, die der Auffassung ist, die Überprüfung des Verfassungsgerichtes abzuwarten, um dann gesicherter eine Lösung zu treffen, die auch allen verfassungsrechtlichen Einwänden gerecht wird.

Mit freundlichen Grüßen
Walter Riester