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Frage von Fabian U. •

Frage an Vasco Schultz von Fabian U. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Schultz,

wie soll in Zukunft Ihrer Meinung nach die Energieversorgung Hamburgs (einer immer mehr wachsenden Stadt) für die Zukunft sichergestellt werden? Insbesondere in Hinblick auf den Atomenergieausstieg und dem damit verbunden Wegfall der Energieleistung der Kraftwerke an der Elbe. Erneuerbare Energie sind noch nicht ausgereift um diese Lücke zu schließen und die Verbrennung von Biomasse oder Pelets ist zum Teil mit hohen Schadstoffemissionen verbunden.

Mit freundlichen Grüßen
Fabian Ueberle

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Sehr geehrter Herr Überle,

Ob Hamburg nun tatsächlich wächst, darüber streiten sich die Statistiker ja trefflich. Tatsache ist allerdings, dass Hamburg 1970 mit 1,793 Millionen Bürgern eine höhere Bevölkerung hatte als im August 2007 mit 1,764 Millionen Bürgern. Der Energieverbrauch pro Kopf ist in Deutschland seit 1980 allerdings relativ konstant bei ca. 150 Millionen BTU (1BTU entspricht etwa 1055 Joule) und auch der Gesamtenergieverbrauch entspricht dem von 1980. Da das Bruttoinlandsprodukt gleichzeitig stieg, verbraucht Deutschland inzwischen pro Einheit des Bruttoinlandsprodukts 23% weniger Energie. Der Bedarf an zusätzlichen Kraftwerken ist also weder von der wirtschaftlichen Seite, noch von Seiten der privaten Endverbraucher her zu rechtfertigen.

Auch ohne das Kohlekraftwerkt in Moorburg und Atomkraftwerke ist die Energieversorgung in Hamburg gesichert:
Das Bundesumweltministerium hat 2004 in einer Studie ein Szenario für die Stromversorgung bis zum Jahr 2050 erstellt. In diesem Szenario wird die Energieversorgung in Deutschland ab dem Jahr 2020 ohne Kernenergie und im Jahr 2050 sogar ohne Braun- und Steinkohlekraftwerke sicher gestellt. Der Anteil der erneuerbaren Energien liegt im Jahr 2050 bei 43,6%. Die Gesamtenergieerzeugung sinkt von derzeit 14000 PJ/a (Petajoule/Jahr) leicht auf 12.000 PJ/a. Die fehlenden 2000 PJ/a können beispielsweise durch stärkere Wärmedämmung in Häusern und weiteren Maßnahmen zur Energieeinsparung mehr als wett gemacht werden. Zusätzlich zum Ausbau der erneuerbaren Energien muss die Effizienz der derzeit bestehenden Kraftwerke erhöht werden. Gleichzeitig sinkt der Ausstoss von CO2 von 835 Mio.t/a (Millionen Tonnen pro Jahr) auf ca. 195 Mio.t/a. Dieses Szenario geht davon aus, dass Deutschland massiv auf erneuerbare Energien setzt.

Für einen Umstieg auf erneuerbare Energien sind allerdings Investitionen erforderlich, die die großen Konzerne nicht bereit sind zu tätigen. Wir brauchen mehr Wettbewerb, mehr Anbieter auf dem Strommarkt und dezentrale Versorgungsstrukturen. Ein Ausstieg aus dem Atomausstieg bedeutet für die großen Konzerne vor allem eines: Sie können weiterhin ihren billigen Atomstrom verkaufen - die damaligen Forschungsinvestitionen hat ja der Staat getätigt - und müssen sich keine Gedanken über die erneuerbaren Energien machen. Genauso problematisch ist es übrigens auch, zu einen so genannte "Ökotarif" bei einem der großen Konzerne zu wechseln. Denn einen bestimmten Anteil von Ökostrom müssen sie sowieso produzieren. Der Gewinn fließt leider kaum in die Forschung und Entwicklung neuer klimafreundlicher Anlagen. Die offensichtlichen Gefahren der Atomenergie und die ungelöste Frage der Endlagerung möchte ich hier nur kurz erwähnen. Was im übrigen bei der Nutzung der Atomenergie auch zu berücksichtigen ist, sind die begrenzten Ressourcen an Uran, die sich um das Jahr 2030 hin massiv verknappen und im Jahre 2050 fast aufgebraucht sein werden. Eine Laufzeitverlängerung oder gar der Bau neuer Atomkraftwerke verhindert nur den dringend notwendigen Umstieg auf erneuerbare Energien. Die Atomenergie zementiert auch wie beim Erdöl die Abhängigkeit Deutschlands von Importen aus dem Ausland. Der größte Teil des Urans kommt aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion.

Die wichtigste Erkenntnis beim Umstieg auf die erneuerbaren Energien ist, dass jeder Verbraucher es selber in der Hand hat, auf klimafreundliche, atomstromfreie Energieerzeugung zu setzen. Nämlich, indem man zu einem von den Monopolisten unabhängigen Ökostromanbieter wechselt:
Auf http://www.atomausstieg-selber-machen.de/ kann sich jeder selbst ein Bild davon machen, wie man schnell und einfach den Anbieter wechseln kann.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein paar Argumente dafür liefern, dass in Hamburg auch ohne Atomkaftwerke das Licht nicht ausgeht!

Mit freundlichen Grüßen,
Vasco Schultz