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Ursula Helmhold
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Frage von Markus L. •

Frage an Ursula Helmhold von Markus L. bezüglich Energie

Guten Tag Frau Helmhold,

wie steht Ihre Partei zum Thema Atomenergie? Werden Sie sich dafür einsetzen, dass Gorleben nicht Endlagerstandort wird? Und wie bewerten Sie die aktuelle Diskussion, dass wir wegen der steigenden Energiepreise und der CO2-Problematik angeblich mehr und nicht weniger Atomkraftwerke brauchen? Was ist Ihre Position zu der Studie, die bei Kindern, die in der Nähe von Atomkraftwerken wohnen, eine deutlich erhöhte Leukämieerkrankungsrate nachweist?

Mit freundlichen Grüßen

Markus Laatz

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Guten Tag Herr Laatz,

für die niedersächsischen Grünen ist Gorleben eine Herzensangelegenheit, und es wird mit uns kein Endlager Gorleben geben. Der Salzstock ist geologisch ungeeignet, zum Beispiel wegen der schlechten Qualität des Deckgebirges. Und auch wenn interessierte Kraftwerksbetreiber die aktuelle Klima-Debatte nutzen, um am Atomausstieg zu rütteln: Der Verzicht auf Atomkraft ist ein Gebot der Vernunft. Die Risiken beim Kraftwerksbetrieb, die Gefahren der Wiederaufarbeitung, die Entsorgungsprobleme und die Gefahr des Missbrauchs von Kernbrennstoffen machen die Nutzung dieser Energieform unverantwortlich. Stattdessen setzen wir Grünen auf Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energieeinsparung. Kürzlich haben wir in einem Energieszenario genau errechnen lassen, wie die saubere Energieversorgung der Zukunft aussehen kann.

Die neue Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz ist die wissenschaftliche genaueste und umfassendste zu diesem Thema in Deutschland. Sie belegt zweifelsfrei, dass für Kinder unter fünf Jahren das Risiko, an Krebs und Leukämie zu erkranken, mit zunehmender Wohnnähe zu einem Atomkraftwerk kontinuierlich zunimmt. Das erhöhte Krebrisiko besteht jedoch nicht nur - wie oft verkürzt dargestellt - für den Radius bis zu 5 Kilometern um das AKW, sondern bis zu einer Entfernung von 50 Kilometern.

Die Ursachenklärung war nicht Aufgabe der Untersuchung. Die Wissenschaftler des Kinderkrebsregisters haben bei der Veröffentlichung behauptet, dass die radioaktiven Ableitungen aus Atomkraftwerken nicht die Ursache sein könnten, und viele - wie das Deutsche Atomforum - haben sich dem dankbar angeschlossen. Wir sind hier anderer Meinung: Wegen des besonders hohen Strahlenrisikos von Kleinkindern kann der Zusammenhang keinesfalls ausgeschlossen werden. Man weiß auch aus anderen Untersuchungen schon lange, dass Kleinkinder besonders strahlenempfindlich sind.

Auch wenn wir weder Ursachen noch Wirkungszusammenhänge genau kennen, so halten wir es doch für leichtfertig, das eindeutige Ergebnis der Studie zu ignorieren. Wir haben deshalb Ministerpräsident Wulff aufgefordert, die Betriebserlaubnis der niedersächsischen Atomkraftwerke infrage zu stellen und sich für die Verschärfung der Strahlenschutzvorschriften einzusetzen. Im Zweifel muss die Sicherheit der Bevölkerung, insbesondere der Kinder, Vorrang vor den wirtschaftlichen Interessen der Atombetreiber haben.

Mit freundlichen Grüßen
Ursula Helmhold